AfD-Mann Helferich unter Druck: E-Mails mit NS-Bezügen aufgetaucht

by carefatman

33 comments
  1. Verbieten? Oder warten? Ich bin für Warten: Erst, wenn die Demokratie abgeschafft, Ausländer umgebracht und Linke ermordet wurden, können wir schließlich sicher sein, dass die AfD gefährlich ist. 🙂

  2. Zur Überraschung von absolut niemandem. Und es wird wie immer nichts passieren.

  3. >Matthias Helferich hat gute Laune. Der AfD-Politiker steht vor einigen Tagen im Innenhof eines Bundestagsgebäudes und nimmt ein Video für seine Follower auf. Seine Fraktion hat gerade beschlossen, ihn in den Kultur- und Medienausschuss zu entsenden. (…)
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    >Bekannt wurde Helferich, weil er sich einst in einem Chat »das freundliche Gesicht des NS« nannte. Er sagt, das sei ironisch gemeint gewesen. In der vergangenen Legislaturperiode wollte selbst die AfD-Fraktion ihn deswegen nicht in ihren Reihen haben. Doch inzwischen sind den meisten Funktionären auch solche Grenzüberschreitungen offenkundig egal. Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Bernd Baumann, nennt die NS-Chatäußerung einen »alten Hut«. (…)
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    >SPIEGEL-Recherchen legen nahe, dass »das freundliche Gesicht des NS« kein Ausrutscher war, sondern dass er Vertrauten gegenüber immer wieder sein rechtsextremes Weltbild propagierte. Der SPIEGEL hat E-Mails, Fotos und Dokumente von 2014 bis 2016 aus Helferichs Zeit bei der Bonner Burschenschaft Frankonia auswerten können. Außerdem liegen Tausende Nachrichten ab August 2024 aus einer Chatgruppe vor. Darin ist ein AfD-Mitglied namens Robert H. aktiv, der Helferich dort als seinen »Arbeitgeber« bezeichnet.
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    >Zahlreiche der Nachrichten sind rassistisch und menschenverachtend. Immer wieder geht es um den Nationalsozialismus. Die Nachrichten bieten einen ungefilterten Einblick in die Art, wie in rechtsextremen Kreisen und der AfD zum Teil gedacht und gesprochen wird.
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    >Die »Autonome Antifa Freiburg« und das antifaschistische Kollektiv Recherche Nord, das es unbemerkt in die Chatgruppe mit H. geschafft hat, haben die Dokumente mit dem SPIEGEL geteilt. Der SPIEGEL hat sie ausführlich geprüft. Einigen der E-Mails, die Helferichs tatsächliche Mailadressen enthalten, hängen Fotos von ihm an, die zum jeweiligen Inhalt der Mail passen.
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    >Im Mai 2015 etwa schreibt Helferich augenscheinlich in einer Mail an einen Verbindungsbruder über seine Bewunderung für Wolfgang Willrich. (…)
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    >Willrichs Bilder gefielen ihm »sehr«, heißt es in der fraglichen Mail, sie würden »eine erlebte Realität und eine hoffnungsvolle Zukunft des nationalsozialistischen Deutschlands« widerspiegeln. Allerdings sei dies keine »ernst zu nehmende Idealvorstellung für ein zukünftiges politisches Deutschland«. Helferich war damals noch in der CDU, bevor er ein paar Monate später in die AfD wechselte.
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    >Den Mails zufolge stellt sich Helferich 2015 nicht direkt eine Wiederkehr des Nationalsozialismus vor. Vom »Blutkult«, wie er es nennt, hält er wenig, allerdings aus strategischen Gründen. Die extreme Rechte in Österreich, England, Frankreich oder auch Pegida in Deutschland seien nicht deshalb erfolgreich, »weil sie biologisch-wissenschaftliche Beweise ins Feld führen, sondern weil sie an die Ängste, Gefühle, das Erlebte der Wähler appellieren und diese Gefühle zu politisieren wissen«. Er bittet die anderen Burschen, die zum Teil radikaler schreiben, ihm diese Sicht auf die Dinge nicht übelzunehmen. Sie seien als »realpolitischer Weckruf« gemeint, heißt es in der Mail weiter. »Das Ziel – das Überleben unserer Kultur- und Volksgemeinschaft – ist das selbe«.
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    >An anderen Stellen zeigt Helferich augenscheinlich noch weniger Distanz zum Nationalsozialismus. In einer Mail empfiehlt er einem »Bundesbruder« etwa ein Buch zur Psychologie der Massen, »welches schon Goebbels anleitete«. Und er fragt in die Runde, wem er ein anderes seiner Bücher geliehen habe. In einer Mail, die mit »Heilchen« beginnt und mit »Matthias« unterzeichnet ist, heißt es an ein Verbindungsmitglied gerichtet: »Du hast noch meine gesamte Rassenkunde-Literatur, du jüdischer Langfinger.«
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    >In einer anderen Mail, die mit »dein Helferich« unterzeichnet ist, steht das N-Wort und dass diese Menschengruppe eine »genetische Disposition zur kriminellen Lebensweise« habe. Eine weitere Mail endet mit einem PS: Er bevorzuge die Anrede »Holocaustleugner_In«.
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    >Zeitlich passend zu Helferichs Wechsel in die AfD wird in den Mails für die Partei und ihre Jugendorganisation geworben. Schon zuvor fragte »euer Pathos-verheulter Helferich« in einer Mail seine »lieben Frankenbrüder« beispielsweise, was sie ihren Kindern später antworten würden, wenn diese fragten: »Was hast du 2015 gegen den Massenansturm der Primitiven gemacht, die uns alles nahmen«? Er fordert sie auf, an die AfD zu spenden, damit diese weiter »kämpfen« könne.
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    >Auch mit Gewaltfantasien hat Helferich damals offenbar kein Problem. Im November 2015 endet eine der Mails mit dem Reim:
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    >»Advent, Advent, ein Asylantenheim brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht der Helferich vor der Reichstagstür. Und wenn das Fünfte brennt, hast du die Revolution verpennt!« (…)
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    >Auf Anfrage schreibt Helferich pauschal, dass ihm die vom SPIEGEL zitierten »Mailauszüge, die ich vor zehn Jahren verfasst haben soll« nicht bekannt seien. Er habe diese »nicht verfasst oder versendet.« Die Sprachstile würden sich stark unterscheiden und nicht dem von ihm verwendeten Sprachduktus ähneln. Ihm sei bekannt, dass der Mailaccount eines damaligen »Bundesbruders« gehackt worden sei, und er »schließe nicht aus«, dass jene, die dies taten, »auch Mailkorrespondenzen manipuliert haben«. Konkreter wird er nicht.
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    >Doch auch in Helferichs Umfeld gibt es offenbar NS-Sympathisanten. Allen voran Robert H., der immer wieder in einer Telegram-Chatgruppe schreibt, Helferich sei sein Arbeitgeber. Dem SPIEGEL liegen Nachrichten über ein halbes Jahr vor. Der Chat hat zeitweise 50, zuletzt knapp 30 Teilnehmer, viele von ihnen sind offenkundig Rechtsextremisten.
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    >In der »Patriotischen Gemeinschaft«, so heißt die Gruppe, begrüßen sie sich mit Hitler-Grüßen, dargestellt durch Emojis oder sogenannte Sticker. Manche posten zwei Blitze als Zeichen für die SS. (…) Ein Chatmitglied fragt, ob man Migranten nicht »an Tiere verfüttern« könne, statt sie abzuschieben, das sei billiger. Die Antwort aus der Gruppe: »Sie zu Biodiesel zu verarbeiten wäre effektiver«.
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    >H. ist Administrator, verwaltet also die Gruppe, greift aber nicht ein. Als jemand ein Bild des Wahlzettels zur Reichstagswahl 1933 teilt, schreibt er dazu: »Am besten NSDAP wählen.« Und am Tag darauf postet er leicht abgewandelte Zeilen eines Marschliedes der Waffen-SS mit zwei Blitz-Emojis dazu.
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    >Doch obwohl H. in der Chatgruppe gern NS-Anspielungen macht: Öffentlich Nazigrößen zu zitieren, hält er nicht für ratsam. Der Grund ist ein strategischer: »Das verkraftet der Normale Boomer nicht«, schreibt er und fügt ein Lach-Emoji hinzu. Gemeint sind die älteren Wähler der AfD zwischen 55 und 65 Jahren. Man könne es stattdessen »ja auch Soft machen« und »einfach keine Nazis nennen«, wie der rechtsextreme Aktivist Martin Sellner. Inhaltlich wären die Aussagen dann trotzdem korrekt, so H., dazu wieder ein Lach-Emoji. Sonst verhindere man »den Endsieg«.
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    >Glaubt man den Chatnachrichten von H., dann hat Helferich eine ähnliche Philosophie. Anfang Dezember schreibt er den anderen: »Wie Matthias gesagt hat wir wollen die BRD als Institution erst einmal beibehalten aber diesen Staat nachhaltig verändern. Hat Hitler mit der Weimacherrepublic auch so gemacht.«
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    >In der AfD ist H. durchaus gut vernetzt. Im November vergangenen Jahres schreibt er: »Am 26.11.24 darf ich übrigens den Bezirksparteitag führen und Führer spielen«, dazu ein Lach-Emoji. Gemeint ist eine Versammlung der lokalen AfD. Denn H. ist nicht nur Mitglied der AfD und war Teil der »Jungen Alternative« (JA), bis sie sich auflöste. Er war Delegierter bei Landesparteitagen. Und er betrieb die Social-Media-Accounts der »Jungen Alternative« Solingen, war beim Bundeskongress dabei.
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    >Immer wieder versucht H., die anderen in der Gruppe von AfD und JA zu überzeugen: »Ein fröhliches Heil bekommst du bei uns aber auch hinter verschlossener Türe zu hören oder das man ein Weißeseuropa braucht und ein Deutsches Deutschland sagen wir sogar nüchtern ohne Bier oder Schnaps.« Ein anderes Mal schreibt er, wenn man seine Arbeit bei der JA gut mache, könne man auch eine politische Karriere in der AfD haben – und man mache dort »Politik für das Deutsche Reich«. (…)
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    >Immer wieder stellt er seine Nähe zu Helferich zur Schau. Im Dezember schickt H. ein Foto von einer Wodkaflasche in den Chat. Er schreibt, diese sei für Helferich. »Hoffentlich Endet die Nacht wieder um 08:00 Uhr Morgens«. Er sei auf dem Weg zur Zentrale der nordrhein-westfälischen JA nach Dortmund. Diese befindet sich damals in Helferichs Wahlkreisbüro.
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    >Auf Anfrage gibt Robert H. Auskunft am Telefon, will sich aber nicht zitieren lassen.
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    >Helferich wiederum räumt ein, Robert H. zu kennen, aber nur »oberflächlich« durch eine »Wahlkampfunterstützungsaktion der JA in Thüringen«. Anfang August 2024 reisten tatsächlich Mitglieder von JA und AfD aus Nordrhein-Westfalen für ein Wochenende nach Thüringen, um dort Flyer zu verteilen und AfD-Kundgebungen zu besuchen. In sozialen Netzwerken spricht die JA außerdem von einem »wohlverdienten abendlichen Ausklang unter Parteifreunden«. Auf einem Foto sieht man Helferich und H. gemeinsam.
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    >Helferich schreibt auch, dass sich H. »zu keinem Zeitpunkt in einem Angestelltenverhältnis« befunden habe. Und: Die Aussagen, die H. in der Chatgruppe »zugesprochen werden«, mache er sich »nicht zu eigen«, sie seien ihm »nicht bekannt« gewesen. Die Chatgruppe kenne er nicht.
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    >Doch Helferich spielt auch jetzt, als Mitglied im Kulturausschuss des Bundestages, noch mit Grenzüberschreitungen. Zuletzt setzte er sich für Aktivisten der rechtsextremen »Identitären Bewegung« ein, als diese von der Bundespolizei festgesetzt wurden. Das Establishment werde »immer aggressiver«, auch im Hinblick auf die AfD, so Helferich. Die richtige Antwort könne jetzt nur lauten: »Wer sich distanziert, verliert. Wir müssen solidarisch zusammenstehen, Partei und Vorfeld.«
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    >Darauf muss Helferich jetzt in seinem eigenen Fall hoffen.

    (*Der Spiegel.* Nr. 22/2025, S. 30 ff.)

  4. Mitglied einer gesichert rechtsextremen Partei, das sich selbst als “freundliches Gesicht des NS” bezeichnet, verschickte rassistische E-Mails mit NS-Bezug? Ich bin entsetzt.

  5. Wo ist die Nachricht? Was kommt als nächstes? Bernd benutzt NS-Sprache?

  6. Bisschen leugnen, bisschen rumopfern, bisschen mit dem Finger auf andere zeigen, dann wird das schon wieder. /s

    Aber im Ernst: wird endlich Zeit für ein Verbotsverfahren. Eine Partei, die solche Leute im Parlament duldet, darf in Deutschland keine Macht bekommen. Nie wieder.

  7. Der Bruder besitzt einfach Rassenkunde-Literatur…

  8. Vergisst dabei aber nicht, dass der Linksextremismus das wahre Problem in Deutschland ist /s

  9. AfDler sind doch keine Nazis, sondern bloß Fans deutscher Literatur aus dem Zeitraum 1933-1945.

  10. Sie wollen doch bürgerlich sein und stehen auf dem Boden des Grundgesetzes. Warum dann immer Bezüge zu den braunen Schlächtern? Die Lügenpartei des Kremls.

  11. Zu der Überraschung von? Niemandem…Die Partei wird ihn auch natürlich verteidigen vor der bösen cancel culture.

  12. Das ist ja absolut schockierend. Ich bin aber sicher das ist nur Einzelfall Nr. 1933

  13. Wieso “unter Druck”? Von wem? Aus der eigenen Partei bestimmt nicht, deren Mitglieder stehen stramm hinter allem, was die NSDAP groß gemacht hat.

  14. Ich denke nicht, dass dies irgend jemanden verwundert. Das war erwartbar.

    Ich möchte nicht wissen, was alles noch ans Licht kommt, wenn man den Verfassungsschutz endlich von der Kette lässt!

    AfD-Verbotsverfahren jetzt, Herr Dobrindt. Sie können suchen, so lange Sie wollen. Sie werden nur finden, was ein Verbot rechtfertigt und die von von Ihnen und Herrn Spahn erhoffte Koalition ausschließt.

  15. Kann da mal wer Dobrint ins CC setzen? Vielleicht “sieht” er ja diesmal Handlungsbedarf…

  16. Okay? Wird er jetzt ausgeschlossen von der Politik? Wäre angebracht.

  17. Es sind immer die von denen man das am wenigsten erwartet /s

  18. Und wo genau soll jetzt dieser Druck herkommen? Wir wissen doch mittlerweile alle das man scheinbar als Politiker keine Konsequenzen mehr erfährt wenn man Scheiße baut (oder in diesem Fall ist).

    Einfach ein paar Tage nicht online gehen und zack ist das Problem gelöst.

  19. Ohweh, echt jetzt? Das jemand von der AfD sowas macht, also unglaublich.

    **/s**

  20. Helferich, Helferich, das erinnert mich an einen ähnlichen Namen aus vergangen Zeiten, es liegt mir auf der Zunge, nicht vorsagen, ich komm selber drauf….

  21. Das freundliche Gesicht des NS hat Verbindungen zum NS? Schockschwerenot! Wenn das der Führer gewusst hätte, dann hätte man ihn vielleicht nicht zurück in die AfD Bundestagsfraktion gelassen. Hoppla.

    Verbotsgründe auf dem Silbertablett. Wenn Dobrindt und Merz jetzt nur irgendwie etwas Verstand und Anstand hätten, und nicht die Voraussetzungen für ein Verbotsverfahren ständig uminterpretieren würden….

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