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Die Warnungen vor einem russischen Angriff unter Wladimir Putin auf die Nato mehren sich. Jetzt nennt die leidgeprüfte Ukraine ein mögliches Zeitfenster.
Kiew – Dass US-Präsident Donald Trump den Kreml-Chef aus Moskau öffentlich als „verrückt“ bezeichnet hat, ist eine neue politische Dimension in den Verhandlungen im Ukraine-Krieg. Etliche Russland-Beobachter bekräftigen, dass Wladimir Putin überhaupt nicht über eine Waffenruhe verhandeln will.
Plant Wladimir Putin einen Angriff auf die Nato? Warnung aus der Ukraine
Militär-Experte Dr. Frank Sauer von der Universität der Bundeswehr München betonte am 20. Mai bei „Markus Lanz“ im ZDF zum Beispiel eine Simulation Putins, wenn es um dessen angebliches Interesse an einem Waffenstillstand in der Ukraine gehe. Und während nun auch die USA unter Trump Sanktionen gegen das russische Regime erwägen sollen, nehmen die Warnungen vor einem möglichen Angriff der Russen auf die Verteidigungsallianz Nato weiter zu.
Die nächste derartige Warnung kommt in diesen Tagen aus Kiew, wo man sich mit dem völkerrechtswidrigen russischen Imperialismus auskennt. Der Chef des ukrainischen Auslandsgeheimdienstes (SZRU), Oleh Iwaschtschenko, nannte nun ein Zeitfenster für eine mögliche russische Attacke auf Nato-Territorium.

Gerade im Baltikum wird Russland-Autokrat Wladimir Putin als Bedrohung wahrgenommen. Hier ist ein Vilkas-Radpanzer der litauischen Armee zu sehen. (Symbolfoto) © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / Funke Foto Services / Russian LookKäme ein Waffenstillstand: Ukrainer warnen trotzdem vehement vor Wladimir Putin
„Sollten die Sanktionen aufgehoben werden, würde der Wiederaufrüstungsprozess deutlich schneller voranschreiten“, sagte Iwaschtschenko dem Nachrichten-Portal Ukrinform. Die hätten ihre Schätzungen mit ihren europäischen Partnern geteilt, erklärte der Geheimdienstler laut Kyiv Independent weiter. Diesen ukrainischen Schätzungen nach sei Russland angeblich innerhalb von zwei bis vier Jahren in der Lage, seine Streitkräfte für einen Konflikt mit der Nato aufgerüstet zu haben. Sollten durch einen Waffenstillstand an den ukrainischen Frontabschnitten Kapazitäten frei werden.
Auffällig ist: Die mahnenden Worte aus Kiew reihen sich in diesen Tagen in eine ganze Liste an Warnungen ein. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat nach weiteren brutalen Luftangriffen der Russen auf deren Nachbarland am Montag (26. Mai) die Reichweitenbeschränkung gelieferter deutscher Waffen für die ukrainische Armee offiziell und in aller Öffentlichkeit aufgehoben. Merz fordert vehement schärfere Sanktionen gegen Putins Zirkel. Beinahe zeitgleich kamen sogar aus der eigentlich neutralen Schweiz Warnungen vor einem neuerlichen russischen Überfall in Europa.
Russland-Angriff auf die Nato? Litauen wird als mögliches Ziel Putins genannt
„Die Wahrscheinlichkeit eines neuen Kriegs in Europa ist relativ groß. Ich habe in den letzten Wochen mehrere europäische Verteidigungsminister getroffen. Auch sie kommen zum selben Schluss: Es gibt Anzeichen, dass sich Russland auf einen größeren Krieg vorbereitet. Es hat die Rüstungsindustrie massiv ausgebaut“, sagte etwa der Schweizer Verteidigungsminister Martin Pfister dem Online-Portal Watson. Militär-Experte Sauer hatte kürzlich die schnellstmögliche Ausstattung der Bundeswehr-Truppen im Baltikum mit Kampfdrohnen wegen der russischen Gefahr gefordert.
Bis Ende 2027 soll eine deutsche Brigade mit 4800 Soldatinnen und Soldaten in Litauen stationiert sein. „Damit klar ist: Wenn russische Panzer nach Litauen reinwollen, fällt auf jeden russischen Panzer, wenn es so weit käme, mindestens eine, wenn nicht zwei oder drei von diesen Teilen (Kampfdrohnen, d. Red.). Dann ist die Hoffnung, dass nichts passiert, also dass wir erfolgreich abschrecken“, meinte der Politikwissenschaftler bei „Markus Lanz“. Immer wieder werden die baltischen Länder als mögliches nächstes Ziel Putins genannt. Sie hatten 1991 nacheinander ihre Unabhängigkeit von der durch Moskau dominierten Sowjetunion erklärt, die im selben Jahr als politisches Gebilde in sich zusammenbrach. (pm)