Der 28. Mai ist der Internationale Tag der Menstruationshygiene, auch Weltmenstruationstag genannt. Dieser Tag wurde von der deutschen Nichtregierungsorganisation Wash United ins Leben gerufen und findet immer am 28. Mai statt. Das Datum ist kein Zufall: Die durchschnittliche Dauer eines Menstruationszyklus beträgt 28 Tage und der fünfte Monat des Jahres steht für die durchschnittlich fünf Tage andauernde Menstruation.
Seit 2014 findet dieser Tag jährlich statt, um die Menstruationsgesundheit und -rechte als Teil der allgemeinen Gesundheit und der Menschenrechte zu fördern. Gleichzeitig will die NGO auf die mit dem Thema verbundenen Herausforderungen aufmerksam machen. Denn die Menstruation ist in vielen Regionen weiterhin ein Tabuthema und mit Stigmata behaftet. Oft fehlt es an Wissen in diesem Bereich. So gelten Menstruierende vielerorts beispielsweise immer noch als „unrein“. Doch auch hier ist das Thema oft noch mit Scham verbunden. Eine Studie von Plan International aus dem Jahr 2021 zeigt, dass 97 Prozent der befragten Mädchen und Frauen Blutflecken auf der Kleidung als „Worst Case“-Szenario empfinden. 33 Prozent der Befragten gaben an, sich während der Periode „unrein“ zu fühlen.
Und auch beim Zugang zu erschwinglichen und sicheren Menstruationsprodukten gibt es vielerorts Nachholbedarf. Ein Thema, das auch in unseren Breitengraden aktuell ist, ist die Periodenarmut. Laut der Studie ist es für fast ein Viertel der Mädchen und Frauen in Deutschland finanziell schwierig, sich ausreichend mit Binden und Tampons zu versorgen. 12 Prozent der Befragten gaben an, den Wechsel von Periodenprodukten bewusst hinauszuzögern, um länger damit auszukommen. Dies ist umso bedenklicher, da sie dadurch ein erhöhtes Infektionsrisiko eingehen. In Luxemburg stehen an vielen öffentlichen Orten wie Schulen, Universitäten oder in Gemeinden mittlerweile Periodenprodukte zur Verfügung. Ein wichtiges Signal, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Doch wie stehen die Menschen in Luxemburg zu dem Thema Periode? Finden sie, dass bereits genug Aufklärung herrscht, oder ist es immer noch ein Tabuthema? Das „LW“ hat sich bei einer Straßenumfrage umgehört.
Umfrage: Das Thema ist der Großmutter noch unangenehm
Carla und Julia haben kein Problem damit, offen über ihre Periode zu sprechen. Redaktion: Sabrina Backes / Video: Jil Reale
Als wir die Menschen auf der Straße angesprochen haben, waren die meisten anfangs noch relativ reserviert. Die Stimmung änderte sich zumindest bei den Frauen, als wir ihnen erzählten, dass es um die Periode geht. Da kam so etwas wie Engagement auf, ein „Ja, darüber will ich auch etwas sagen!“.
Darunter waren Carla und Julia. Beide sind sich einig, dass sich das Tabu allmählich löst. „Es wird heutzutage mehr über das Thema geredet, vor allem durch die sozialen Medien. Gerade bei älteren Leuten, die nicht zur Generation Z gehören, ist es aber immer noch ein Tabuthema“, so Carla. Dem stimmt Julia zu: „Wenn ich meine Großmutter frage, wie das bei ihr war, dann merkt man, dass es ihr eher unangenehm ist. Sie weicht dem Thema ein wenig aus oder spricht sehr rational darüber. Außerdem merkt man, dass es nicht so anerkannt wird, dass Frauen in der Gesellschaft manchmal benachteiligt werden und mehr Rücksicht bräuchten.“
Ein wenig anders sehen das Elisa und ihre Mutter Sophie. Elisa findet, dass das Thema von Männern meist immer noch nicht wahrgenommen wird, während Frauen es eher negativ sehen. Dabei ist die Menstruation ein wichtiger Indikator für die eigene Gesundheit. Sophie findet, es gäbe noch genügend Aufklärungsarbeit zu leisten. „Ich will meiner Tochter stets vermitteln, dass sie offen über das Thema reden kann. Sie soll wissen, dass es etwas Natürliches ist, das zum weiblichen Zyklus dazugehört.“
Sophie (l.) und ihre Tochter Elisa. Beide gehen offen mit dem Thema Menstruation um. Foto: Jil Reale
Auch Leonie ist der Meinung, dass die Gesellschaft offener geworden ist, wenn es um das Thema Periode geht: „Wenn ich ein Problem hätte, würde ich mich nicht scheuen, mit meinen Freunden darüber zu sprechen.“
Dazu gehört auch, die Menstruation beim Namen zu nennen. Die Personen, die wir befragt haben, haben schon einige lustige Umschreibungen gehört, zum Beispiel „Erdbeerwoche“ oder „die rote Tante ist da“. Elisa und Sophie nennen noch den Begriff „Ragnagnas“, der im Französischen oft verwendet wird und abwertend ist. Noch kurioser ist die Metapher „die Briten sind gelandet“, die sich auf die roten Uniformen der britischen Soldaten bezieht, die Frankreich nach Napoleons Niederlage bei Waterloo im Jahr 1815 besetzten.
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Weil das Bewusstsein mittlerweile größer geworden ist, stellt sich zudem die Frage nach einem Menstruationsurlaub. Als einziges Land der Welt ermöglicht Spanien Angestellten, sich bis zu drei Tagen im Monat freinehmen zu können. Voraussetzung dafür ist ein ärztliches Attest. Etwas, das unsere Befragten allgemein befürworten. Allerdings sollte das jede Person individuell entscheiden können, findet Carla.
Julia ergänzt: „Es gibt Leute, die sich vor Schmerzen krümmen, und es wäre unfair, wenn sie dadurch benachteiligt würden und zur Arbeit kommen müssten.“ Sophie findet, dass dies vor allem für Frauen, die an Endometriose leiden, obligatorisch sein sollte. „Vor allem während der ersten Tage sind die Schmerzen oft unerträglich und die Blutungen stark. Da wäre die Arbeit dann eher eine Belastung.“
Menstruationsurlaub in Luxemburg
Im Großherzogtum existiert derzeit keine spezifische gesetzliche Regelung für einen sogenannten Menstruationsurlaub. Wie das Gesundheitsministerium auf „LW“-Anfrage mitteilt, haben Arbeitnehmerinnen jedoch die Möglichkeit, sich bei gesundheitlichen Beschwerden – auch im Zusammenhang mit der Menstruation – krankzumelden. Eine detaillierte Angabe der Ursache ist dabei nicht erforderlich, weshalb es auch keine statistischen Erhebungen zu menstruationsbedingten Krankmeldungen oder Produktivitätsausfällen gibt.
Um das Thema Menstruation dennoch verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, finden im Rahmen des „Plan national santé affective et sexuelle“, der von vier Ministerien getragen wird, regelmäßig Informations- und Sensibilisierungsaktionen statt.
Allgemein war die Stimmung bei den Männern verhaltener. Die meisten wollten vor der Kamera nichts sagen. Abseits von Kamera und Mikrofon erzählten sie jedoch, dass sie nur kurz in der Schule mit diesem Thema in Berührung kamen und später durch Beziehungen, wenn die Freundin mit Schmerzen oder anderen Symptomen konfrontiert war. Lediglich Paul erklärte sich dazu bereit, seine Sicht ausführlicher zu schildern. „Es wird nicht so offen darüber kommuniziert, wie es vielleicht sollte. Es wäre gut, wenn offener darüber kommuniziert würde, schließlich besteht die Hälfte der Weltbevölkerung aus Frauen“, sagt der junge Mann. Er wünscht sich eine Aufklärung, die über die in den Schulen hinausgeht.
Paul war der einzige Mann, der vor der Kamera etwas zur Menstruation sagen wollte. Foto: Jil Reale
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Wenn die Schmerzen unerträglich werden
Wer das Thema Menstruation anspricht, spricht automatisch auch über die damit verbundenen Begleiterscheinungen. Dazu zählen unter anderem Unterleibskrämpfe, Bein- und Rückenschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit und Migräne. Am häufigsten treten Unterleibskrämpfe auf. In der zuvor bereits zitierten Studie gaben 72 Prozent der befragten Mädchen und Frauen an, darunter zu leiden. 39 Prozent mussten diese mit Schmerzmitteln lindern, da sie zu stark wurden. Offizielle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa zehn von hundert Frauen so starke Schmerzen haben, dass sie ein bis drei Tage lang keine Aktivitäten ausüben können.
Doch über das Leid wird selten gesprochen. Viele Frauen kämpfen sich trotz Schmerzen durch ihren Alltag, auch weil von ihnen erwartet wird, wie gewohnt aufzutreten. Ein gewisser Schmerzpegel wird dabei als normal betrachtet. Starke Regelschmerzen, die zu Einschränkungen im Alltag führen, sind jedoch nicht normal und sollten abgeklärt werden. Denn sie können ein Hinweis auf eine Zyklusstörung, Eierstockzysten oder auch auf chronische Erkrankungen wie Adenomyose oder Endometriose sein. Letztere betrifft mittlerweile jede siebte bis zehnte Frau.
Dabei sammelt sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle an und führt dort zu Vernarbungen. Doch bis heute erweist sich die Diagnose als schwierig und kann mehrere Jahre dauern. Die Folge sind oft jahrelanges Leiden und ein generelles Unwohlgefühl. Auch in Bezug auf Forschung in diesem Bereich und Behandlungsmöglichkeiten gibt es noch Nachholbedarf. Dies wird unter anderem dadurch erschwert, dass es nicht nur die „eine“ Variante der Krankheit gibt.
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