Zwei Soldaten in knieender Stellung in Uniform

Militärübung (Symbolbild): Unser Autor wirft einen Blick auf die Hintergründe der jüngsten Nato-Übung

(Bild: Radowitz/Shutterstock.com)

Mighty Arrow 2025: Wie die Nato den Krieg an Russlands Grenze probt

Wer bedroht wen?


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Die Nato übt in Finnland den Ernstfall. 2500 Soldaten aus fünf Ländern trainieren für einen möglichen Konflikt mit Russland. Was steckt hinter dem Manöver? (Leserdebatte)

Die Nato macht mobil. In Finnland wurde im Rahmen der Übung “Mighty Arrow” (mächtiger Bogen) jüngst der Krieg gegen Russland geprobt. Für die deutschen Bundeswehrsoldaten begann die sie mit dem Anmarsch aus Rothenburg an der Wümme.

Bundeswehr an der Nordostflanke

Per Autobahn und Ostseefährverbindung ging es an die Nato-Nordostflanke in den finnischen Süden. Vier Infanteriezüge mit rund 130 Infanteristen, darunter Sanitäter, Aufklärer und Drohnenspezialisten des Jägerbataillons 91, wurden von Hauptmann Michael K., dem Chef der Kompanie, zur Übung auf den finnischen Truppenübungsplatz Pohjankangas geführt.

Der Kompaniechef erläuterte, dass es nach der Ankunft in eine 80-stündige Gefechtsübung mit einem ebenbürtigen Gegner und einer Zwei-Parteien-Konstellation gegangen sei. Die deutschen Soldaten waren in eine internationale Gefechtsübung eingebunden, die für sie jedoch kein Neuland ist: Aktuell baut die Bundeswehr ihre Brigade in Litauen auf und hat bereits mehrere Verlegungen dorthin durchgeführt.

Vor dem Hintergrund des eskalierten Ukraine-Konflikts, der Nato-Osterweiterung, der offiziellen Aufgabe der finnischen Neutralität im Jahr 2023 und der anstehenden Übung “Zapad” der russischen und belarussischen Streitkräfte im Herbst dieses Jahres lohnt ein Blick auf das operative Geschehen, die militärpolitische Signalwirkung und die geopolitische Relevanz der Nato-Muskelspiele.

Unter finnischer Führung

Vom 24. April bis zum 13. Mai 2025 trainierten rund 2500 Soldaten im Rahmen von “Mighty Arrow” unter finnischer Führung. Im Rahmen der dreiwöchigen Übung kamen Soldaten aus fünf Nato-Mitgliedstaaten zusammen, darunter Deutschland, Finnland, Großbritannien, Litauen und Estland.

Den Kern der Übung bildete eine finnische Panzerbrigade mit dem größten Kontingent von 2100 Soldaten, darunter 1700 Wehrpflichtige. Großbritannien beteiligte sich mit Apache-Kampfhubschraubern.

Dies ist spannend, da der Apache zwar zur begleitenden Unterstützung bei Infanterie-Einsätzen genutzt wird, jedoch primär, insbesondere in der britischen Armee, im offensiven Bereich. Dessen Einsatz ergibt auch aus der erhöhten Interoperabilität Sinn, denn allein im Nato-Verbund nutzen mittlerweile 19 Staaten den Apache-Hubschrauber.

Litauen und Estland beteiligten sich mit Schützenpanzern. Die estnische Politikerin Katja Kallas, die mittlerweile als EU-Außenbeauftragte firmiert, besticht immer wieder mit scharfmachenden Forderungen. Zuletzt wollte sie die Gangart gegenüber Moskau erneut erhöhen.

Kommandierender Brigadeoberst war der finnische Soldat Juhana Skyttä. Laut der finnischen Armee standen nicht nur die Verbesserung der Fähigkeiten der Armeen im Zusammenspiel, sondern auch die unmittelbare Durchführungsfähigkeit der mechanisierten Truppen des Nato-Bündnisses im Fokus.

Wendepunkt 4. April

Entscheidend dürfte hingegen die Wahl des Ausrichters gewesen sein. Finnland trat erst am 4. April 2023 der Nato bei und gab damit seine seit dem Kalten Krieg bestehende “Neutralität” auf. Dies geschah im Zuge der Auseinandersetzung um die Ukraine, die im Land als alleinige russische Aggression analysiert wurde.

Finnland war und ist eng an den westlichen Militärpakt angebunden. Neu sind die offen stattfindenden Militärmanöver in einem weiteren direkten russischen Anrainerstaat.

Bereits ab 1994 nahm Helsinki am Nato-Programm “Partnership for Peace” teil, in dem Nicht-Nato-Staaten neben der gemeinsamen EU-Außen- und Sicherheitspolitik im Sinne von Brüssel, Berlin oder Washington auf Nato-Linie gebracht wurden.

Doppelte Gemeinsamkeiten

Immerhin teilt Finnland 1340 Kilometer Außengrenze mit Russland. Die Grenze zwischen Finnland und Russland ist eine beidseitig vorhandene gigantische militärische Sicherungsherausforderung und ein Einfallstor für zunehmende Spannungen.

In den westlichen Medien wird die angebliche russische Aufrüstung vor den finnischen Toren zu einer Bedrohung à la Ukraine-Invasion 2.0 hochgeschrieben – eine viel stärkere Truppenpräsenz im russischen Westen deute auf eine drohende Gefahr hin.

Nur: Finnland steht dem in nichts nach. Einige Auszüge: Bis 2029 sollen die Militärausgaben auf drei Prozent des BIP ansteigen, ein Grenzzaun errichtet und vor allem mit dem Säbel gerasselt werden. Insgesamt werden allein in diesem Jahr rund 20.000 Soldaten in Finnland, insbesondere nahe der russischen Grenze, Krieg üben. Die Luftwaffenübung “Mallet Strike 25”, die Feldübung “Northern Star 25” und die 3500 Mann umfassende Übung “Lively Sabre 25” komplettieren das Bild nach “Mighty Arrow”.