Euphorie, Anstrengung, Freude und totale Erschöpfung. All das sind Emotionen, die der ING Night Marathon schon hervorgerufen hat. Am Samstagabend (19 Uhr) fällt bei der LuxExpo/The Box der Startschuss der 18. Ausgabe des Nachtrennens.
Rund 17.000 Teilnehmer aus 117 Nationen haben sich angemeldet. 68 Musik-Hotspots werden die Läufer entlang der Strecke unterstützen. Cheforganisator Erich François darf sich freuen. Erstmals seit der Corona-Pandemie ist die Veranstaltung ausverkauft.
Bevor sich die Läufer erneut durch die Viertel der Hauptstadt schlängeln, lohnt sich ein Blick zurück. Die Erinnerungen der vergangenen Jahre sollen noch einmal aufflammen.
Euphorie
Die Schuhe sind gebunden, die Zeitmessung ist aktiviert, es kann losgehen. Jahr für Jahr finden tausende Teilnehmer ihren Weg an die Startlinie. Manche wollen sich selbst etwas beweisen, andere schieben das Rennen als Trainingslauf in ihrem vollen Kalender dazwischen.
Einige Teilnehmer orientieren sich an den Läufern mit den Zeitfähnchen (l.). Foto: Christian Kemp
Das richtige Schuhwerk ist entscheidend. Foto: Christian Palmisano


Die Ambitionen mögen verschieden sein. Was aber alle Läufer eint, ist der Wille, ihr persönliches Ziel zu erreichen. Unterstützt werden sie dabei von zahlreichen Musikgruppen, Helfern und bekannten Gesichtern an der Strecke, die ihnen auf ihrem Weg zujubeln. Ist die Vorfreude allerdings Geschichte und die ersten Kilometer absolviert, weicht die Euphorie schnell einem anderen Gefühl.
Anstrengung
Dass eine solche körperliche Belastung, vor allem auf den beiden längsten Strecken (Halbmarathon und Marathon), enorm an den Kräften zehrt, ist nicht verwunderlich. So waren manch einem Athleten die Qualen des mehrstündigen Laufs während der vergangenen Editionen deutlich anzusehen.
Ein Marathon ist kein Spaziergang… Foto: Christian Kemp
…die meisten Läufer gehen deswegen mit hoher Konzentration an den Start. Foto: Christian Kemp


Freude
Ist die Ziellinie dann aber in Sichtweite, gibt es kein Halten mehr. Die Emotionen brechen aus den Läufern heraus. Ein Freudenschrei hier, hochgerissene Arme dort oder aber nur ein verhaltenes Lächeln, das den Sportlern über die Lippen kommt.
Pia von Keutz kam 2024 als Zweite des Marathons ins Ziel. Foto: Alexander Daleiden
Yonas Kinde jubelte 2023 verhalten über seinen Sieg beim Halbmarathon. Foto: Stéphane Guillaume
Yannick Lieners fühlte sich 2018 wie der Sieger. Foto: Christian Kemp
Dass das Glücksgefühl jedoch nur einen kurzen Moment anhält, ist ungewöhnlich. Für Yannick Lieners wurde das 2018 aber Realität. So wähnte sich der Luxemburger beim Halbmarathon bereits als Sieger, wurde im Ziel jedoch bitter enttäuscht. Als der heute 37-Jährige um die letzte Kurve bog, fehlte die Endmarkierung: das Siegerband.
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Das hatte einen Grund. Lieners überquerte schlichtweg als Zweiter die Ziellinie, nachdem er während des gesamten Rennens davon ausging, in Führung zu liegen. So war seine Freude die wohl bisher größte, dafür, dass er „nur“ auf dem Silberrang einlief.
Die Startzeiten
Am Samstag:
18.00: Roll & Run (7,3 km/Start am Glacis)
19.00: Marathon (42,195 km), Halbmarathon (21,0975 km) und Team Run (42,195 km in vier Abschnitten)
19.30: Minimarathon (4,2 km)
19.40: Mini-Minimarathon (1 km)
20.10: 5k Run for Success (5 km/Start vor dem Mudam)
Stolz
Dieser Fauxpas blieb aber glücklicherweise ein Einzelfall. Denn normalerweise überwiegt der Stolz über die eigene Leistung, vor allem bei Amateurläufern. So auch 2023, als Änder Reimen seine ersten 42,195 Kilometer absolviert hat.
Damals wurde er von seinem Freund und Laufcoach Yves Ostermann unterstützt. Nach 30 Kilometern auf der Strecke kamen zunächst noch Zweifel ob des Erreichens der Luxexpo auf. Die Zielankunft war ungewiss. Schließlich überquerten sie aber doch gemeinsam die Ziellinie. Ostermann war sichtlich gerührt und zufrieden mit der Leistung seines Schützlings.
Yves Ostermann (r.) war stolz auf die Leistung von Änder Reimen. Foto: Marc Wilwert
Erleichterung
Ein ähnliches Gefühl hatte wohl auch Chris Kipchen am Ende des Rennens von 2017. Nachdem er als zweiter Luxemburger das Ziel erreichte, sank er sichtlich erleichtert auf dem blauen Teppich zu Boden. Im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern aber wohl mehr vor Glück über die gute Positionierung als vor Freude über das Ende des Rennens.
Chris Kipchen wurde 2017 zweitbester Luxemburger. Foto: Christian Kemp
Luc Scheller kam 2023 als schnellster Luxemburger auf der vollen Distanz ins Ziel. Foto: Stéphane Guillaume


Erschöpfung
Diese dürften hingegen die Athleten empfinden, die bis ans Limit gehen mussten, um den Lauf zu beenden. Wenn der Körper schmerzt, das Herz bis zum Hals schlägt und jeder Meter zu viel ist, hilft nur noch die rettende Ziellinie.
Für das Wohl der Athleten ist vor Ort gesorgt. Foto: Marc Wilwert
Die hohe körperliche Belastung bekommt nicht jedem gut. Foto: Marc Wilwert


Um der Erschöpfung entgegenzuwirken, haben die Athleten in den vergangenen Jahren häufig den Weg auf die Massagebank gesucht. Manche Symptome konnten aber auch Ärzte und Physiotherapeuten nicht lindern. Nach solch einer körperlichen Höchstleistung kann der Magen schließlich schon einmal verrücktspielen.
Gemeinschaft
Konnte sich der Körper ein wenig erholen, ist es an der Zeit zu feiern und den Rest des Abends zu genießen. Eine Gemeinschaft entsteht, nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke. Menschen kommen in der Hauptstadt zusammen, um das Laufen zu zelebrieren, aber auch, um unvergessliche Momente zu erleben und mit anderen zu teilen.
Jahr für Jahr zieht es mehr Menschen an den Streckenrand. Foto: Lex Kleren
Musikgruppen sorgen für gute Stimmung. Foto: Marc Wilwert
Beim ING Night Marathon versammeln sich die unterschiedlichsten Menschen im Großherzogtum. Foto: Lex Kleren
Die Stadt wird in Orange und Blau getaucht. Foto: Stéphane Guillaume
Die Geschichte des Nachtmarathons hatte schon viele Emotionen zu bieten. Positive, wie negative. Welches Gesicht in diesem Jahr zum Vorschein kommt, wird sich am Samstag zeigen, wenn die Stadt erneut in leuchtendes Orange und tiefes Blau getaucht wird.
Die wichtigsten Informationen
Die Hauptstadt soll am Samstag so zugänglich wie möglich bleiben. Parken entlang der Strecke ist erlaubt (solange die Beschilderung nicht das Gegenteil besagt). Wer entlang der Strecke parkt, wird sein Fahrzeug während des Rennens allerdings nicht bewegen können. Die Autofahrer können die Strecke an 40 strategischen Orten kreuzen. Die städtischen Busse werden bis 18 Uhr nach den normalen Busplänen fahren (in Kirchberg und Limpertsberg nur bis 16 Uhr).
Die Tram wird vermehrt unterwegs sein, um Sportler und Zuschauer von den P&R-Anlagen, die während 24 Stunden gratis genutzt werden können, zum Glacis oder in die Luxexpo zu befördern. Zwischen 18.40 und 19.30 Uhr wird die Tram jedoch nicht bis zum Findel fahren. Und zwischen 19.10 und 21.20 verkehrt sie nicht zwischen den Stationen „Faïencerie“ und „Theater“. Bei der Luxexpo wird sich die letzte Tram um 2.30 Uhr in Bewegung setzen.
Der Veranstalter und die Stadt Luxemburg erinnern daran, dass der öffentliche Verkehr die bequemste Alternative darstellt, um die Veranstaltung im Stadtkern zu verfolgen. Alle wichtigen Informationen sind auf den Internetseiten marathon.vdl.lu, ing-night-marathon.lu und luxtram.lu zu finden.