Kiew/Berlin – Kann dieser Gegenschlag der Ukrainer gegen die Russen eine Wende einläuten?

Militär-Coup gegen Wladimir Putin (72): Am Sonntagmittag hat die Ukraine 4 strategische Stützpunkte des Kreml-Diktators angegriffen. Mitten in Russland.

Von zahlreichen Lkw nahe der Stützpunkte starteten Drohnen, flogen ihre Angriffe. Sie zerstörten angeblich bis zu 40 atomwaffenfähige Russen-Bomber. Verantwortlich für die „Operation Spinnennetz“ nach eigenen Angaben: der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU.

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„Nein“, sagt Prof. Carlo Masala (57) von der Bundeswehr-Universität München im Gespräch mit BILD. „Es ist kein strategischer Wendepunkt. Sollte die Zahl der zerstörten Flugzeuge jedoch stimmen, wäre es eine massive Schwächung der russischen Bomberflotte.“

Zudem zeige der Angriff, so Masala, „dass die Ukraine inzwischen in der Lage ist, Operationen tief im russischen Territorium durchzuführen“. Ob auch weitreichende Drohnen beteiligt waren, sei bislang unklar: „Bisher kennen wir nur die Bilder der Drohnen, die von Lkw gestartet sind. Ob auch Langstrecken-Drohnen im Einsatz waren, wissen wir nicht.“ Sollte dies jedoch zutreffen, wäre laut Masala „die Entscheidung der Bundesregierung, die entsprechenden Fähigkeiten der Ukraine stärker zu fördern, absolut gerechtfertigt“.

Mit einer Antwort aus Moskau sei zu rechnen. Masala warnt: „Russland wird mit Vergeltung reagieren. Vermutlich mit Angriffen auf zivile Ziele in der Ukraine.“

CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen (59) sieht in dem Schlag einen klaren Beleg für die wachsenden Fähigkeiten der Ukraine: „Diese erfolgreiche Operation, Tausende Kilometer entfernt von der Grenze, zeigt, wie stark sich die Ukraine technologisch und industriell weiterentwickelt hat. Sie nutzt diese Fähigkeiten für militärisch kluge und mutige Angriffe.“

Außenpolitik-Experte Norbert Röttgen lobt die militärische Schlagkraft der Ukraine

Außenpolitik-Experte Norbert Röttgen (59, CDU) lobt die militärische Schlagkraft der Ukraine

Foto: Michael Kappeler/dpa

Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter (61, CDU) lobt den „großen Erfolg der Ukraine, der lange vorbereitet gewesen sein muss“. Kiesewetter hebt auch die Bedeutung der Angriffe vor den am Montag in Istanbul beginnenden Verhandlungen über eine Waffenruhe hervor. „Entscheidend“ sei, dass „die Ukraine ihre Stärke zeigt. Das sollte auch Leuten den Wind aus den Segeln nehmen, die glauben, man könne eine Nuklearmacht nicht eindämmen“!

Hintergrund: Am Montag treffen sich erneut russische und ukrainische Unterhändler in Istanbul zu Verhandlungen über eine Waffenruhe. Die erste Verhandlungsrunde am 16. Mai verlief ohne Ergebnis.

Zur Person:

Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München und zählt zu den führenden deutschen Experten für Sicherheits- und Geopolitik.

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