Österreich hat weniger so hoch gelegene Siedlungen wie die Schweiz. Aber auch hier macht es der Klimawandel riskanter, in Gebirgsgegenden zu wohnen

Bild von Gerlinde Pölsler

Die Geröllmassen begruben das kleine Dorf Blatten unter sich

Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT / Keystone / picturedesk.com

Es kam noch dicker als erwartet. Im Schweizer Kanton Wallis stürzte nicht nur das rund 3800 Meter hohe Kleine Nesthorn herunter – sein Gewicht drückte so stark auf den Birchgletscher, dass auch der noch in die Tiefe donnerte. Die Geröllmassen begruben das kleine Dorf Blatten unter sich. Wird es der erste dauerhaft bewohnte Ort in den Alpen sein, der in der Klimakrise unterging, wie Boku-Forscher Reinhard Steurer glaubt?

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Fels- und Bergstürze im Hochgebirge gab es schon immer. Die Schwerkraft holt herunter, was sich einst in die Höhe geschoben hat. Durch die Erderhitzung kommt aber das Tauen des Permafrosts dazu, gerade im Hochgebirge; zudem schmelzen die Gletscher. Damit verliert das Gestein Halt und Kitt. Die Forscher sind sich daher einig: Die Klimakrise begünstigt und beschleunigt Murenabgänge sowie Fels- und Bergabstürze.

Österreich hat zwar weniger Hochgebirge und weniger so hoch gelegene Siedlungen wie die Schweiz. Aber auch hierzulande gibt es steile Felsflanken im Permafrost, betont Martin Mergili, Leiter des Geografie-Instituts an der Uni Graz und Spezialist für Erdrutschprozesse und Kaskadeneffekte im Hochgebirge. Zu einem Bergsturz kam es ebenfalls schon, als im Juni 2023 der Südgipfel des Fluchthorns abbrach. Außerdem schmelzen auch in Österreich die Gletscher in nie dagewesenem Tempo. Längst können die Alpinvereine ein Lied davon singen, wie Steinschläge Wanderwege unbegehbar machen und Hütten wegen tauenden Untergrunds wanken.

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Wir müssen uns also eingestehen: In Gebirgsgegenden zu wohnen, wird auch in Österreich riskanter. Manche Dörfer könnten von der Landkarte verschwinden. Und das Abschmelzen der Gletscher hat weitere Folgen: Die Eisriesen fungieren als Wasserspeicher, sie speisen die Flüsse. In den letzten Sommern füllten sie diese sogar besonders fleißig auf – weil sie so schnell abtauen. „Peak Water“ nennen Forscher den Zeitpunkt des größten Abflusses. Was darauf unweigerlich folgt: In einigen Jahren wird es mit dem Nachschub vorbei sein und das Wasser gerade in heißen, trockenen Sommern schmerzlich fehlen.

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Dieser Artikel erschien am
03.06.2025

im

FALTER 23/2025