Die Schnittmenge zwischen den hier geforderten Formulierungsweisen, den gesellschaftlich geforderten geschlechtsneutralen inklusiven Formulierungen, grammatikalisch korrekten Formulierungen und zuletzt noch rechtssicheren Formulierungen ist praktisch null.
Irgendwer schreit immer, allen recht machen geht nicht. Die Konsequenz der Forderung im Artikel wird halt in den meisten Fällen zu absolutem Bildzeitungsniveau führen.
In meiner Stadt wurde im Lokal Blatt kürzlich von einem Fahrradunfall berichtet, bei dem der Radfahrer schwer verletzt wurde. Es gab keine Information über den Unfallhergang, aber natürlich die Angabe, dass der Radfahrer kein Helm getragen habe. Das passt sehr gut in diese Zeitung, weil jedes Mal, wenn ein Fahrradweg gebaut wird, so getan wird, als würde das Abendland untergehen.
Völlig richtig. Was aber auch fast immer in der öffentlichen Berichterstattung fehlt, ist den Zusammenhang von gescheiterter Infrastrukturplanung und fast unvermeidbaren Unfällen aufzuzeigen, Fahrradwege die so enden, dass das Auto einen rammt wenn es geradeaus fährt. So eine gemeingefährliche Verkehrsplanung sollt eigentlich wegen lebensgefahr bestraft werden.
“hat die kontrolle über das Fahrzeug verloren” statt ehrlich zu sagen ist mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren.
Manchmal ists nicht die Polizei, die an den verharmlosenden Überschriften schuld ist. Neulich wurden im Lokalblatt Radfahrerinnen bei einem Dooring-Unfall als Verursacher genannt (“fahren in geöffnete Autotür”), obwohl der Polizeibericht eindeutig war. Da hat eine Mail an die Redaktion sogar zu einer Änderung der Überschrift geführt…
Nicht verkehrt, aber das Problem geht so viel tiefer als, dass man das mit ein bisschen Wortgebastel lösen könnte. Es fehlt schon am einfachsten, es gibt in der Regel weder Kartenmaterial wo man den Unfall Hergang nachvollziehen kann noch eine statistische Einordnung des ganzen. Von tiefer gehenden Analysen mal ganz zu schweigen.
Ist aber letztendlich kein Unfall spezifisches Problem, die Medien sind generell grob inkompetent wenn es darum geht die Leser vernünftig zu informieren. Wie der Artikel schon sagt “Medien übernehmen Polizeiberichte meist unverändert”. Zum abschreiben kann ich auch KI nehmen, da brauch ich kein Journalisten.
Die Polizei nimmt einen Unfall nur auf, das abschließende Klären der Schuldfrage ist explizit **nicht** ihre Aufgabe.
Und Sachschäden sind viel einfacher zu schätzen, während am Unfallort Verletzungen oftmals nicht absehbar sind, Notfallsanitäter & Notärzte haben in der Regel besseres zu tun als der Polizei live mögliche Diagnosen zu beschreiben – und davon abgesehen unterliegen sie auch dem Datenschutz, deshalb werden sie völlig zu recht in sehr grobe Kategorien eingeordnet. Der Rest geht die Öffentlichkeit nix an, auch wenn’s natürlich sehr unbefriedigend für die Neugierde ist, nicht zu wissen, ob das Bein denn nun nur durch oder ganz ab war.
Abgesehen davon ist “Presseberichte sind nicht reisserisch genug” in Zeiten von immer mehr Clickbait auch ansonsten ein absolut wilder Take.
7 comments
Meines Erachtens ziemlicher Dummfug.
Die Schnittmenge zwischen den hier geforderten Formulierungsweisen, den gesellschaftlich geforderten geschlechtsneutralen inklusiven Formulierungen, grammatikalisch korrekten Formulierungen und zuletzt noch rechtssicheren Formulierungen ist praktisch null.
Irgendwer schreit immer, allen recht machen geht nicht. Die Konsequenz der Forderung im Artikel wird halt in den meisten Fällen zu absolutem Bildzeitungsniveau führen.
In meiner Stadt wurde im Lokal Blatt kürzlich von einem Fahrradunfall berichtet, bei dem der Radfahrer schwer verletzt wurde. Es gab keine Information über den Unfallhergang, aber natürlich die Angabe, dass der Radfahrer kein Helm getragen habe. Das passt sehr gut in diese Zeitung, weil jedes Mal, wenn ein Fahrradweg gebaut wird, so getan wird, als würde das Abendland untergehen.
Völlig richtig. Was aber auch fast immer in der öffentlichen Berichterstattung fehlt, ist den Zusammenhang von gescheiterter Infrastrukturplanung und fast unvermeidbaren Unfällen aufzuzeigen, Fahrradwege die so enden, dass das Auto einen rammt wenn es geradeaus fährt. So eine gemeingefährliche Verkehrsplanung sollt eigentlich wegen lebensgefahr bestraft werden.
“hat die kontrolle über das Fahrzeug verloren” statt ehrlich zu sagen ist mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren.
Manchmal ists nicht die Polizei, die an den verharmlosenden Überschriften schuld ist. Neulich wurden im Lokalblatt Radfahrerinnen bei einem Dooring-Unfall als Verursacher genannt (“fahren in geöffnete Autotür”), obwohl der Polizeibericht eindeutig war. Da hat eine Mail an die Redaktion sogar zu einer Änderung der Überschrift geführt…
Nicht verkehrt, aber das Problem geht so viel tiefer als, dass man das mit ein bisschen Wortgebastel lösen könnte. Es fehlt schon am einfachsten, es gibt in der Regel weder Kartenmaterial wo man den Unfall Hergang nachvollziehen kann noch eine statistische Einordnung des ganzen. Von tiefer gehenden Analysen mal ganz zu schweigen.
Ist aber letztendlich kein Unfall spezifisches Problem, die Medien sind generell grob inkompetent wenn es darum geht die Leser vernünftig zu informieren. Wie der Artikel schon sagt “Medien übernehmen Polizeiberichte meist unverändert”. Zum abschreiben kann ich auch KI nehmen, da brauch ich kein Journalisten.
Die Polizei nimmt einen Unfall nur auf, das abschließende Klären der Schuldfrage ist explizit **nicht** ihre Aufgabe.
Und Sachschäden sind viel einfacher zu schätzen, während am Unfallort Verletzungen oftmals nicht absehbar sind, Notfallsanitäter & Notärzte haben in der Regel besseres zu tun als der Polizei live mögliche Diagnosen zu beschreiben – und davon abgesehen unterliegen sie auch dem Datenschutz, deshalb werden sie völlig zu recht in sehr grobe Kategorien eingeordnet. Der Rest geht die Öffentlichkeit nix an, auch wenn’s natürlich sehr unbefriedigend für die Neugierde ist, nicht zu wissen, ob das Bein denn nun nur durch oder ganz ab war.
Abgesehen davon ist “Presseberichte sind nicht reisserisch genug” in Zeiten von immer mehr Clickbait auch ansonsten ein absolut wilder Take.
Comments are closed.