Luc Henzig (Präsident des Verwaltungsrats der Rockhal) und Olivier Toth (Generaldirektor der Rockhal) betraten am Mittwoch gemeinsam die Bühne: Sie hatten zur Pressekonferenz zum 20. Jubiläum der Rockhal geladen. In der ersten Reihe verfolgte Kulturminister Eric Thill (DP) die Präsentation mit, die mit einem Rückblick begann. Die Anwesenden waren eher auf Mega-Stars zum runden Geburtstag gespannt. Stattdessen gab es vor allem Zahlen, Wein und Bier.
Doch zunächst zur Musik, schließlich lautet der Slogan der Rockhal „Where Music Matters“: Henzig und Toth kündigten zwei Konzerte zum Jubiläum an – „Encore. 20 Joer Lëtzebuerger Musek“ (24. September) und die „Monumental Tour“ (27. September). „Mit ‚Encore’ wollen wir Künstler und Musikprojekte aus Luxemburg würdigen, welche die hiesige Musikszene – und die Rockhal – in den vergangenen 20 Jahren geprägt haben“, so Henzig und Toth. Auf dem Plakat stechen Namen wie Eternal Tango, De Läb, Metro, Edsun, Adriano Selva oder auch Laura Thorn und Joel Marques hervor. Die über zweistündige Show, an der sich 38 Musikschaffende und eine Hausband beteiligen, wird von RTL ausgestrahlt und von der Stadt Esch unterstützt.
Die „Monumental Tour“ setzt hingegen nicht den lokalen Musiksektor, sondern die Kulisse rund um die Rockhal in Szene. Gemeinsam mit dem Fonds Belval bringt das Team der Rockhal das Projekt des französischen DJ und Produzenten Michael Canitrot nach Esch: Canitrot verbindet Elektro mit digitaler Kunst. So tauchte er bereits die Abtei des Mont Saint-Michel, den Eiffelturm und die wiedereröffnete Notre-Dame- Kathedrale in Paris in Licht und Sound. Das Event ist kostenlos und frei zugänglich.
Zu weiteren Konzerten und Partnerschaften hielten sich Henzig und Toth bedeckt. Dafür präsentierten sie gleich zwei Drinks, mit denen das Team der Rockhal auf sein 20-jähriges Bestehen anstößt. Zusammen mit den Domaines Vinsmoselle bringt die Rockhal zwei Weine auf den Markt, jeweils ein „Pinot Blanc“, der jedoch zu unterschiedlichen Klangfrequenzen gärte. „Man schmeckt den Unterschied“, versicherten Henzig und Toth. Die Brauerei Diekirch kreierte derweil eine orangefarbene Sonderedition ihres Biers, die ab sofort nur in der Rockhal erhältlich ist. Dazu gibt es Becher mit Sammlerpotenzial: Die Gläser sind mit Unterschriften bekannter Musiker*innen versehen.
Eric Thill freute sich in seiner Rede besonders über diese lokalen Partnerschaften, lobte aber auch das Engagement der Rockhal in Sachen Zugang zur Kultur – ein Dossier, das er zu seinem Hauptanliegen erklärt hat. Als Beispiel nannte der Minister u.a. die Barrierefreiheit und erwähnte außerdem, dass die Rockhal zu den ersten Kultureinrichtungen zähle, die den Kulturpass unterstützen. Der ermöglicht Geringverdienenden seit 2010 für 1,50 Euro den Eintritt zu den Veranstaltungen teilnehmender Institutionen.
„Erlauben Sie mir, auch als Tourismusminister das Wort zu ergreifen“, holte Thill weiter aus. „Die Rockhal ist ein wichtiger Akteur in der Großregion und darüber hinaus. Sie stellt eine Säule des Tourismussektors dar: Viele Menschen reisen für ein Konzert an und übernachten hier. Der Konzerttourismus ist in Luxemburg angekommen, auch dank der Rockhal.“ Die Zahlen geben Thill nur bedingt recht. Der Großteil der Konzertfans, welche die Rockhal 2024 besuchten, kam aus Luxemburg (40 Prozent), gefolgt von Frankreich (28 Prozent), Deutschland (14 Prozent) und Belgien (14 Prozent). Zwölf Prozent des Publikums nahm eine Reise von über 100 Kilometern auf sich, um einem Auftritt in der Rockhal beizuwohnen.
Dabei bietet sich den Besucher*innen seit 2005 eine immer größere Auswahl: Das Angebot ist von 2005 (22) bis 2024 (216) stark gestiegen. Die Publikumszahlen bleiben seit der Corona-Pandemie hingegen konstant und bewegen sich jährlich zwischen 227.729 (2023) und 257.147 (2024) Menschen. Dies entspricht den Werten vor Ausbruch der sanitären Krise.
Henzig und Toth nutzten die Gelegenheit, nicht nur auf die Publikumszahlen, sondern auch auf hauseigene Projekte zu erinnern – etwa an die Video-Serie „Rocklab Pop-Up Sessions“. Maz rappt auf dem Hochofen in Belval, Nicool in der Dinosaurier-Ausstellung – und Claudine Muno spielt in der Epicerie Victor Binck Gitarre. Die Idee dahinter: Live-Musik an ungewohnten Orten aufzeichnen. Inzwischen sind über 100 Videos entstanden, die mehr als 2.5 Millionen Klicks auf YouTube generierten.
Darüber hinaus betonten Henzig und Toth die Wichtigkeit des Rocklab, einem Ort der Kreation. Die Rocklab-Mitgliedschaft ist kostenlos und steht Einzelkünstler*innen und Bands aus Luxemburg offen. Der Mehrwert: vor allem die monatlichen Gemeinschaftstreffen und Informationsveranstaltungen mit den über 1.000 Mitgliedern, aber auch die kostenpflichtige Nutzung von Arbeitsräumen sowie Auftrittsmöglichkeiten. Henzig und Toth sprachen außerdem über die Nachwuchsprogramme der Rockhal, wie das Festival Screaming Fields (15- bis 25-Jährige) oder den Gesangswettbewerb „You Can Sing“ (8- bis 14-Jährige). Auch das Eurovision Songwriting Camp im Rocklab kam zur Sprache. In Zusammenarbeit mit Kultur | lx – Arts Council Luxembourg, der Sacem Luxembourg und der „Fédération luxembourgeoise des auteurs et compositeurs“ entstehen in dem mehrtägigen Camp Lieder für Luxemburgs Teilnahme am Eurovision Song Contest.
Kulturminister Eric Thill sicherte Henzig und Toth am Ende seiner Rede jedenfalls seine Unterstützung zu und wagte eine Prognose: „Ich bin sicher, dass sich die Rockhal gut weiterentwickelt und freue mich auf die kommenden Acts.“