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Ungarns Putin-freundlicher Ministerpräsident Viktor Orban beschreibt Russlands Armee überraschend als zu geschwächt für eine mögliche Attacke auf die Nato.

Budapest – Planen Wladimir Putin und sein Russland-Regime einen Angriff auf die Verteidigungsallianz Nato? Ein Regierungschef aus der Europäischen Union (EU), dessen Land ebenfalls in der Nato ist, meint nun nein.

Will Wladimir Putin die Nato angreifen? Viktor Orban wähnt Russland „zu schwach“

Die Rede ist vom ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, dem eigentlich immer eine große Nähe zum Moskau-Regime Putins nachgesagt wurde. So hatte der 62-Jährige in den politischen Debatten zum Ukraine-Krieg wiederholt wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland und Putins Zirkel um Außenminister Sergej Lawrow kritisiert.

Bei einem Treffen rechtspopulistischer Politiker in Paris mit dem Titel „Patrioten für Europa“, erklärte Orban in einem Interview mit dem französischen TV-Sender LCI: „Die Russen sind zu schwach dafür. Sie können nicht einmal die Ukraine besiegen.“

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban (li.) traf im Juli 2024 Russland-Autokrat Wladimir Putin in Moskau.

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban (li.) traf im Juli 2024 Russland-Autokrat Wladimir Putin in Moskau. © IMAGO / ITAR-TASSViktor Orban und Russland: Ungarn zögerte EU-Sanktionen gegen Wladimir Putin hinaus

Die Kyiv Post (KP) zitierte Orban aus dem Interview. Laut dem Ungarn würden Präsidenten der Russischen Föderation demnach „nur die Sprache der Gewalt verstehen. Deshalb muss auch Europa Schritte unternehmen, um sich stark zu machen“. Seit dem völkerrechtswidrigen russischen Überfall auf die Ukraine hatte Orban gemeinschaftliche EU-Sanktionen gegen das Moskauer Regime durch Vetos wiederholt hinausgezögert. Er wurde dafür seitens europäischer Politiker teils scharf kritisiert.

Gleichzeitig ist zum Beispiel die ungarische Armee erheblich auf die Rüstungsindustrien europäischer Partner angewiesen. So hat Budapest für seine Streitkräfte etwa 44 neue Leopard-2-Panzer bei KNDS Deutschland aus München bestellt. Laut dem Magazin Europäische Sicherheit & Technik wurden die ersten Kampfpanzer Leopard 2 A7+HU an Ungarn im August 2023 ausgeliefert. Die Lieferung gilt Medienberichten zufolge bis Juni 2025 als noch nicht abgeschlossen.

Die Russen sind zu schwach dafür. Sie können nicht einmal die Ukraine besiegen.

Viktor Orban macht Stimmung gegen die Ukraine: Wolodymyr Selenskyj kritisiert ihn dafür

Orban kritisierte zeitgleich Kiew scharf. Zwar würde die Ukraine sich geradezu „heldenhaft“ gegen den russischen Einmarsch verteidigen, sie sei jedoch „schon vor dem Krieg ein bankrotter Staat“ gewesen, zitiert die KP den ungarischen Ministerpräsidenten aus dem LCI-Interview. Orban macht seit Wochen mit einer Plakatkampagne gegen einen möglichen EU-Beitritt der Ukraine regelrecht Stimmung. Auf den Plakaten, auf denen die deutschen EU-Politiker Ursula von der Leyen und Manfred Weber (CSU) abgebildet sind, steht: „Sie würden die Ukraine in die EU aufnehmen, aber wir würden den Preis dafür zahlen! Stimmt mit Nein!“

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist auf den Plakaten zu sehen. Selenskyj kritisierte Orban wiederum im Interview mit der ungarischen Internetzeitung valaszonline.hu für einen „historischen Fehler“, wie er es nannte. Im Gegensatz zu Orban warnen andere europäische Politiker wie Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Geheimdienstler wie BND-Chef Bruno Kahl entschieden vor einem möglichen russischen Angriff gegen Nato-Territorium wie etwa das Baltikum. Kahl erklärte zum Beispiel an Pfingstmontag (9. Juni) im Podcast „Table.Today“: „Wir sind sehr sicher und haben dafür auch nachrichtendienstliche Belege, dass die Ukraine für Russland nur ein Schritt auf dem Weg nach Westen ist.“ (pm)