Es war zu erwarten, dass Europa die Vereinigten Staaten als größter Rüstungslieferant der Ukraine ablösen würde. Trump hat oft genug deutlich gemacht, dass er das Land nicht mehr (ohne Gegenleistung) unterstützen will. Und schon unter Biden war es zuletzt schwierig, entsprechende Hilfspakete durch den Kongress zu bekommen.

Amerikas Interessen haben sich verändert, die weltpolitischen sowieso (China), aber auch die innenpolitische Debatte darüber. Internationales Engagement, vor allem militärisches, ist heute begründungspflich­tiger als früher, da wirken die gescheiterten Interventionen in Afghanistan und dem Irak nach. Dass Trump versucht, Amerika aus dem aktuellen Krieg zwischen Israel und Iran herauszuhalten, gehört zum Bild.

Der G-7-Gipfel in Kanada

In Europa begegnet man diesem Wandel immer noch mit viel Ratlosigkeit, statt sich endlich darauf einzustellen. Zum G-7-Gipfel in Kanada wird wieder die bange Frage gestellt, wie tief der Dissens mit Amerika wohl reichen werde. Natürlich gibt es Themen, bei denen eine transatlantische Zusammenarbeit weiter wichtig wäre, wie etwa die Senkung des Preisdeckels auf russisches Öl.

Aber Europa sollte sich daran gewöhnen, sich selbst um seine Angelegenheiten zu kümmern. Dass zumindest die nordischen Staaten und Großbritannien die Unterstützung für die Ukraine noch mal erhöht haben, weist in die richtige Richtung. Deutschland sollte folgen.