Das Glück auf vier Pfoten lässt sich dieser Tage einfach beschaffen – mit wenigen Klicks können Tierliebhaber ein süßes Kätzchen oder Hundebaby erstehen, im Internet gibt es den Familienzuwachs oft auch noch zum Spottpreis. Doch nicht selten stecken hinter den Anzeigen Kriminelle, die mit den Jungtieren illegal handeln. In der Folge kommen die Malteser oder Zwergspitzen oft krank, ungeimpft oder verstört bei den Neubesitzern an, weil sie unter grausigen Bedingungen gehalten wurden.

Die EU will das lukrative Geschäft der Haustier-Mafia nun zerschlagen. Am Donnerstag stellte sich eine überwältigende Mehrheit des Europaparlaments hinter den Vorschlag der EU-Kommission zum „Wohlergehen von Katzen und Hunden“. Demnach sollen Verkäufer, Züchter und Tierheime künftig Katzen und Hunde mit einem Mikrochip versehen und in einer nationalen, europaweit harmonisierten Datenbank registrieren. Dabei dürfte die Pflicht zur Erfassung prinzipiell für alle gelten, die ein Tier verkaufen oder verschenken, also auch für Züchter aus Drittländern, die die Tiere in der EU auf den Markt bringen oder zur Adoption anbieten. Geplant ist außerdem, Verstümmelungen, etwa das Kürzen der Ohren oder des Schwanzes, zu verbieten, außer die Eingriffe sind medizinisch notwendig und werden unter Narkose durchgeführt. Auch die Anwendung elektrischer Halsbänder sowie qualvolle Dressier- und Haltungsmethode könnten untersagt werden.

Mit dem vor zwei Jahren präsentierten Vorstoß gab die Brüsseler Behörde dem Druck der Bevölkerung nach. Einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2022 zufolge wünschen sich 74 Prozent der EU-Bürger einen besseren Schutz der Haustiere in ihrem Land. Der Kommission zufolge besitzen die EU-Bewohner mehr als 72 Millionen Hunde und mehr als 83 Millionen Katzen. Allein mit diesen beiden Haustierarten wird jährlich ein Umsatz von schätzungsweise 1,3 Milliarden Euro generiert, wobei 60 Prozent der Verkäufe mittlerweile über das Internet abgewickelt werden. Und die Deutschen stellen die wichtigsten Abnehmer für Katzen und Hunde dar.

Mit den neuen Regeln, auf die sich das Parlament nun mit dem Gremium der 27 Mitgliedstaaten einigen muss, wollte man „eine praxisnahe Balance zwischen Tierschutz und Eigenverantwortung“ finden, sagte der CSU-Europaparlamentarier Stefan Köhler: einerseits organisierte, grenzüberschreitende Zucht- und Handelsnetzwerke besser bekämpfen, andererseits „überzogene Auflagen“ für Hobbyzüchter und Haustierbesitzer vermeiden. Doch das Chippen und Registrieren der Vierbeiner soll nicht nur verhindern, dass nicht medizinisch untersuchte Tiere Krankheiten übertragen, die für den Menschen gefährlich sind. Das Ziel ist auch, die Tierheime zu entlasten, da sich entlaufene oder ausgesetzte Tier leichter mittels Chip identifizieren lassen. „Wenn ein Hund entläuft, kann man ihn schneller wiederfinden“, sagt Liese. Und wenn ein Tier etwa einen Menschen beißt, finde man zügiger den Halter. Die sozialdemokratische EU-Abgeordnete Maria Noichl lobte den Schritt zu „klaren Standards“, warnte aber davor, dass „Ausnahmen für private Halter sowie weitere Schlupflöcher“ die Wirksamkeit der Verordnung schwächen könnten.

Eigentlich dürfen seit 2017 auch im Online-Geschäft nur noch registrierte Züchter und Händler wirtschaften. Trotzdem floriert der illegale Handel mit Hunden und Katzen weiter. Der EU-Kommission zufolge braucht es jährlich schätzungsweise acht Millionen Welpen im Gesamtwert von einer Milliarde Euro. Dementsprechend versuchen auch nicht lizenzierte Züchter, die Nachfrage zu stillen. Kritiker sprechen von „Welpenfabriken“.