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Teheran bringt eine Blockade der für den Öl-Markt bedeutenden Straße von Hormus ins Spiel. Die USA protestieren. Denn: Der Iran hat eine tückische Waffe.
Bandar Abbas – Was sich am 6. Januar 2008 in der Straße von Hormus zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman abspielte, blieb von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt.
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Nach Angaben aus Washington näherten sich an jenem Tag fünf Schnellboote der Islamischen Revolutionsgarde drei Kriegsschiffen der US-Marine sehr nahe, weswegen es beinahe zum Schusswechsel auf offener See gekommen wäre. Schon damals drohte eine militärische Eskalation in der Meerenge, wie es nun im Iran-Israel-Konflikt und nach dem Eingreifen der Amerikaner unter Präsident Donald Trump erneut der Fall ist.
Denn: Der Iran droht, die Straße von Hormus, also das Nadelöhr des Öl-Welthandels, zu schließen. 20 Prozent des internationalen Öl-Transports laufen laut „heute journal“ des ZDF mittels Tankern über diese politisch seit vielen Jahren extrem heikle Seepassage. Und: Das Teheran-Regime hat eine Waffe in seinen Beständen, die das Bedrohungspotenzial dort selbst für die gewaltigen Streitkräfte der USA enorm gefährlich macht.

Der Iran bedroht die „Straße von Hormus“ mit tückischen Seezielflugkörpern wie der Anti-Schiffs-Rakete „Qader“ (Foto). Wie reagiert US-Präsident Donald Trump? © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / ZUMA Press WireBlockiert der Iran die Straße von Hormus? Teheran hat tückische Waffen in Arsenalen
Die Rede ist von heimtückischen Seezielflugkörpern, die sich extrem schwer verteidigen lassen. Was schon im Ukraine-Krieg zu beobachten war, als die ukrainische Küstenverteidigung das Flaggschiff der russischen Schwarzmeer-Flotte von Moskau-Autokrat Wladimir Putin, die „Moskwa“, mit zwei solchen riesigen Anti-Schiffs-Raketen geradezu spektakulär versenkte. Die Iraner sollen unbestätigten Berichten zufolge hunderte solcher Seezielflugkörper in ihren Arsenalen haben, die sie über verschiedene Plattformen abfeuern können.
Zumindest in der Theorie, während international auch europäische Spitzenpolitiker wie die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas die Mullahs eindringlich vor einer Blockade der Straße von Hormus warnen. Brisant: Durch die Meerenge verläuft der gesamte Schiffsverkehr von und zu den Öl-Häfen Kuwaits, Katars, Bahrains, des Irak, der Vereinigten Arabischen Emirate und des Iran, dazu der größte Teil des saudi-arabischen Schiffs- und Frachtverkehrs insgesamt. Zur Einordnung: Laut einer Analyse des Finanzdienstleistungsinstituts IG Group zählten zum Beispiel noch im Jahr 2022 Saudi-Arabien (2. Platz), der Irak (6.), die VAE (7.), Kuwait (9.) und der Iran (10.) zu den größten Förderländern von Erdöl im globalen Handel.
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Immer mehr Hinweise deuten daraufhin, dass sich hier zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman die nächste Eskalationsstufe abspielen könnte, während Trump für die US-Luftangriffe auf die iranischen Atomanlagen bei der „Operation Midnight Hammer“ in der Nacht auf Sonntag (22. Juni, MEZ) in den Vereinigten Staaten teils auch Kritik kassiert. Bei jener örtlich begrenzten militärischen Operation „Mitternachtshammer“ gegen drei Standorte des iranischen Nuklearprogramms kamen US-Medienberichten zufolge neben sieben mächtigen B-2-Bombern zudem rund 30 Marschflugkörper zum Einsatz, die aus amerikanischen U-Booten gestartet wurden, die irgendwo zwischen dem Golf von Oman und dem Persischen Golf regelrecht lauerten.
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Wo genau, ist bislang nicht überliefert. Auch nicht, wie viele seiner technisch überlegenen U-Boote Trump in die Region entsandt hat. Während am Montag (23. Juni) die Israelis die Millionenmetropole Teheran mit ihren rund 9,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern heftig bombardierten, stand auch die Frage im Fokus, was die Iraner den Amerikanern in der Straße von Hormus militärisch entgegen setzen könnten. Zuvor hatte US-Außenminister Marco Rubio China als möglichen Vermittler aufgefordert, Einfluss zu nehmen, dass das mit Peking verbündete Teheran von einer solchen für den Welthandel verheerenden Blockade absieht.

Eine ältere, leichte Fregatte der Alvand-Klasse der iranischen Marine während eines Manövers im März 2025. © IMAGO / ZUMA Press WireIran-Israel-Konflikt: In Straße von Hormus droht Eskalation zwischen Teheran und den USA
Es drohen steigende Preise für alltägliche Podukte wie Flaschen, Zahnbürsten oder Strümpfe sowie im medizinischen und im Drogerie-Bereich, zum Beispiel bei Aspirin, Antibiotika bis hin zu Shampoos und Cremes. Die drei moderneren Fregatten der iranischen Marine der Moudsch-Klasse, die die „Jamaran“, die „Sahand“ und die „Damavand“ sowie die drei alten, leichten Fregatten der Alvand-Klasse, die noch aus den 1960er Jahren stammen, sind für eine solche Blockade mutmaßlich völlig nutzlos.
Sie wären auf offener See wohl leichte Ziele für die Raketen der amerikanischen Kampfjets, während die US-Streitkräfte zwischen dem östlichen Mittelmeer und dem Roten Meer mittlerweile drei Flugzeugträgergruppen mit geschätzt mehr als 150 Kampfflugzeugen aufgefahren haben. Das Ziel könnten dagegen eine Guerilla-Taktik sein. Konkret: Die dem Mullah-Regime treu ergebenen Islamischen Revolutionsgarden stellen einen Teil der Marine (insgesamt geschätzt 18.500 Soldaten) und könnten Seezielflugkörper von den zehn ihnen unterstellten Raketenschnellbooten der Houdong-Klasse abfeuern, die Anfang der 2000er Jahre von China ausgeliefert wurden und die Raketenabschussbehälter an Deck haben.
Bandar Abbas
Bandar Abbas ist die Hauptstadt der Provinz Hormozgan im Süden Irans am Persischen Golf und eines der Hauptquartiere der iranischen Marine. An der Küste der Großstadt, die mehr als 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner hat, liegt der größte Hafen des Iran. Die Insel Hormus befindet sich vorgelagert gegenüber der Stadt.
Meerenge Straße von Hormus: Iraner haben Seezielflugkörper C-801 und C-802
Die verwendeten Seezielflugkörper der Typen C-801 und C-802 stammen ebenfalls aus chinesischer Rüstungsproduktion. Teheran soll diese Waffen in Form der „Noor“ und der „Qader“ weiterentwickelt haben, wie weit die Reichweite dieser Raketen ist, ist indes nicht bekannt. Sie soll bei der älteren C-802 bei über 100 Kilometer liegen. Die Islamischen Revolutionsgarden sollen für ihren Abschuss zwischen dem Golf von Oman und der Straße von Hormus unbestätigten Berichten zufolge ferner fünf bis sieben Küstenbatterien haben. Auch sie könnten bei einer weiteren Eskalation – unweit des Marine-Hauptquartiers in der Großstadt Bandar Abbas – in den Fokus der Amerikaner geraten. (pm)