Als Donald Trump am Dienstag unter „What the fuck“-Flüchen wegen der brüchigen Waffenruhe in Nahost in Richtung Den Haag aufbrach, befürchteten sie an Bord des deutschen Regierungsfliegers in die Niederlande schon das Schlimmste.

Der US-Präsident – schlecht gelaunt? Das schienen keine guten Vorzeichen für den Nato-Gipfel zu sein, den Generalsekretär Mark Rutte doch extra so orchestriert hatte, dass er Trump gefallen musste.

Kurz und bündig, keine Endlos-Debatten – und am Ende die Proklamation des für alle nicht einfach zu erreichenden Ziels, mittelfristig fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) in die Verteidigung zu stecken. Obendrauf noch eine Übernachtungsgelegenheit für Trump im Königsschloss.

Alles für die Katz?

Gute Stimmung: Mark Rutte (l), Generalsekretär der Nato, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, M) und Trump stehen beim Nato-Gipfel für das Familienfoto zusammen – und erfreuen sich offensichtlich aneinander

Gute Stimmung: Mark Rutte (l), Generalsekretär der Nato, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, M) und Trump stehen beim Nato-Gipfel für das Familienfoto zusammen – und erfreuen sich offensichtlich aneinander

Foto: picture alliance/dpa

Trump plauschte lässig

Doch schon beim festlichen Dinner entspannten sich die Mienen: Trump prostete seinen Staatenlenker-Kollegen fröhlich zu, nahm tags darauf geduldig den Ansturm der Fotografen in Kauf – und plauschte lässig und konzentriert mit Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) auf der Familienfoto-Bühne im Gipfel-Center.

Tatsächlich hatte der Amerikaner ja auch allen Grund zur guten Laune. Denn die ungerechte Lastenverteilung in der Nato war ihm seit Beginn seiner politischen Karriere ein Dorn im Auge. Schon seinen ersten Präsidentschaftswahlkampf hatte er mit der These bestritten, dass reiche europäische Länder – wie eben Deutschland – sich auf Kosten der USA ihre Sicherheit erkaufen würden. Bundeskanzler Friedrich Merz nannte es selbst „Trittbrettfahrerei“.

Trump prostet während des Abendessens der Nato-Staats- und Regierungschefs

Trump prostet während des Abendessens der Nato-Staats- und Regierungschefs

Foto: Remko de Waal/Pool ANP/AP/dpa

Trump-Garantie für Artikel 5

Dass Trump damit einen Punkt hatte, hatten viele Nato-Staaten aber lange nicht wahrhaben wollen. Es brauchte Russlands Überfall auf die Ukraine, um hier ein Umdenken einzuleiten.

Und: Eine neue Bundesregierung in Deutschland, deren Außenminister Johann Wadephul (CDU) tatsächlich als Erster in Europa ankündigte, dass man mitmachen würde beim Fünf-Prozent-Ziel, das Trump seinen Verbündeten-Kollegen aufgegeben hatte.

Trump revanchierte sich damit, dass auch er bei der Erklärung mitzog, dass der entscheidende Artikel 5 des Nato-Vertrags gilt. Dass die USA mitziehen, wenn ein anderer Nato-Staat angegriffen wird. Er garantierte das sogar für die Dauer seiner Amtszeit.

Vertraute Atmosphäre: Trump spricht mit dem britischen Premierminister Keir Starmer

Vertraute Atmosphäre: Trump spricht mit dem britischen Premierminister Keir Starmer

Foto: Kin Cheung/AP POOL/AP/dpa

Gleichzeitig konnte er sich in der Sonderrolle sonnen, die ihm alle Staatenlenker-Kollegen zubilligten: Jeder von ihnen, so hieß es in Gipfelkreisen, richtete auf der Sitzung sein Wort zunächst an den Präsidenten – und dann an alle anderen.

Das war ebenso geschickt wie effektiv.

Merz lobte: „Ich will an dieser Stelle sagen: Das diplomatische Geschick des Generalsekretärs Mark Rutte hat diesen Erfolg überhaupt erst möglich gemacht.“ Doch am Ende waren sie es alle gemeinsam. Vor allem, weil sie die Last der 5 Prozent auf sich nehmen wollen, die keine leichte ist.

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Der US-Präsident jedenfalls konnte mit dem Gefühl Genugtuung in seine Air Force One steigen, dass er eines seiner wesentlichen politischen Ziele erreicht hat. Und dass er in der Nato Freunde hat und es Verbündete gibt, auch wenn diese manchmal mit den Augen rollen.

Denn Fronten an allen Enden wünscht sich keiner, auch kein Donald Trump.