Als Beleg für diese Einschätzung wertet Südkoreas Geheimdienst laut Lee unter anderem jüngste Berichte, wonach Nordkorea bereits mit der Auswahl von Soldaten für die Stationierung begonnen hat. Auch der Besuch des Sekretärs von Russlands Nationalem Sicherheitsrat, Sergej Schoigu, vergangene Woche in Pjöngjang könnte darauf hindeuten. Schoigu habe auch bei früheren Truppenentsendungen Nordkoreas nach Russland etwa einen Monat vorher das Partnerland besucht.
Der Nato-Gipfel in Den Haag hat nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers und Militärexperten Carlo Masala nicht viel gebracht. “Das war sicherlich kein Gipfel, bei dem man sagen kann, die Nato geht gestärkt daraus hervor”, sagte Masala der Deutschen Presse-Agentur in Köln. Die Ukraine habe bei dem Gipfel keine Rolle gespielt, und die russische Bedrohung sei nicht klar genug benannt worden. Damit habe die Nato im Grunde einen Schritt zurück gemacht. “Ich würde die Nato momentan in einem sehr prekären Stadium sehen.”
Dass die Nato-Länder ab 2035 fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben wollen, sei vor allem ein Zugeständnis an US-Präsident Donald Trump. “Denn diese fünf Prozent kommen ja nicht aus der europäischen Diskussion heraus, sondern sie kommen daher, dass man Angst hat, dass wenn man sie nicht liefert, die USA ihre Sicherheitsgarantie zurückziehen werden.” Es sei abzuwarten, ob sich die Mitgliedsstaaten wirklich an diese Fünf-Prozent-Abmachung hielten. Spanien und die Slowakei opponierten offen dagegen, und auch Italien sei nicht wirklich glücklich damit.
Heftige Kritik übte Masala an Nato-Generalsekretär Mark Rutte, der Trump eine schmeichelnde SMS geschickt hatte, die dieser daraufhin veröffentlichte. “Was Rutte gemacht hat, auch bei seiner Pressekonferenz mit Trump, ist an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten”, so Masala. “Dass man vieles tut, um die Amerikaner in Europa zu halten, kann ich verstehen, aber in der Unterwürfigkeit, in der Rutte das macht, ist das einem Nato-Generalsekretär absolut nicht angemessen.”
Man müsse davon ausgehen, dass Russland gegen Ende dieses Jahrzehnts einen Nato-Staat angreift, um zu testen, ob die Allianz diesem Land dann wirklich zu Hilfe kommt. Es bleibe also nicht viel Zeit, deshalb forderte Masala: “Tempo, Tempo, Tempo. Wir brauchen eine europäische Strategie, wie wir das ersetzen können, was bisher die USA geleistet haben.” Zentral sei dabei “die Lösung des Personalproblems”, so Masala. “Wenn es da über die Freiwilligkeit nicht geht, muss schnell die Wehrpflicht eingeführt werden.”