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News zur Nahost-Lage: Trump behauptet, Irans Atomprogramm und das Uran sei zerstört. Doch europäische Geheimdienste widersprechen. Der Ticker.

Update vom 27. Juni, 5.05 Uhr: Der iranische Außenminister hat sich zurückhaltend über mögliche erneute Atomverhandlungen mit den USA geäußert. Die Diplomatie gehe weiter, er habe Kontakt mit mehreren Außenministern gehabt und man tausche sich aus, sagte Abbas Araghtschi dem Staatssender IRIB. „Aber was die Verhandlungen mit den USA betrifft, so evaluieren wir gerade, was das Beste für unsere nationalen Interessen ist“, sagte Araghtschi.

Transparenzhinweis

Die hier verarbeiteten Informationen stammen von Nachrichtenagenturen und internationalen Quellen, aber auch von den Kriegsparteien aus Israel und dem Iran. Die Angaben lassen sich daher nicht immer unabhängig überprüfen.

Lage in Nahost: Verhandlungen zwischen USA und Iran?

Update, 20.57 Uhr: Das Weiße Haus hält sich bezüglich möglicher neuer Gespräche zwischen den USA und dem Iran alle Optionen offen. Karoline Leavitt, die Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, erklärte auf einer Pressekonferenz auf die Frage nach Details zu möglichen Verhandlungen in der kommenden Woche: „Wir haben im Moment noch nichts geplant“. Trump hatte beim Nato-Gipfel am Mittwoch angekündigt, dass es in der nächsten Woche neue Gespräche mit dem Iran geben könnte, jedoch ohne konkrete Informationen zu liefern. Bislang fehlt eine Bestätigung aus Teheran für eine neue Verhandlungsrunde über das iranische Atomprogramm.

Leavitt betonte, sie habe am Morgen mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff gesprochen und könne versichern, dass die USA weiterhin in engem Kontakt mit dem Iran stünden. Das Ziel der US-Regierung sei es, einen Zustand zu erreichen, in dem der Iran einem zivilen Atomprogramm ohne Uran-Anreicherung zustimme. Sobald ein Treffen feststehe, werde die US-Regierung darüber informieren.

Israel und Iran im Krieg: Hunderte Raketen fliegen nach Tel Aviv und Teheran

Israelische Luftangriffe in Teheran

Fotostrecke ansehenPutin will Handelsbeziehungen nach Nahost-Eskalation mit Iran stärken

Update, 20.12 Uhr: Kreml-Chef Wladimir Putin sieht den Konflikt zwischen Israel und dem Iran für beendet an. Putin erklärte laut der russischen Nachrichtenagentur Tass am Donnerstag: „Im Mai trat ein Freihandelsabkommen mit dem Iran in Kraft. So Gott will, beruhigt sich die Lage im Nahen Osten nun, und auch der Konflikt zwischen Israel und dem Iran wird dort, Gott sei Dank, der Vergangenheit angehören.“ Russland hatte seine Zusammenarbeit mit dem Iran seit Beginn des Ukraine-Kriegs vertieft.

Die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU), ein von Russland initiierter Zusammenschluss aus Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan und Russland, will die „Beziehungen zu allen Ländern der Region“ weiter ausbauen. Putin fügte hinzu: „Die Arbeit an der Stärkung der Integrationsmechanismen und der Stärkung der Autorität und des Einflusses der EAWU auf internationaler Ebene wird fortgesetzt.“

Update, 18.36 Uhr: Die EU-Staats- und Regierungschefs fordern alle Parteien im Nahen Osten zu Zurückhaltung und zur Einhaltung des Völkerrechts auf. In einer in Brüssel beschlossenen Gipfelerklärung bekräftigen sie, der Iran dürfe niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen. Zudem heißt es, die Europäische Union werde sich weiterhin an allen diplomatischen Bemühungen beteiligen, um Spannungen in der Region abzubauen. Eine Lösung der Atomfrage könne nur durch Verhandlungen erreicht werden.

Nach Nahost-Eskalation: Russland will weiter mit Teheran zusammenarbeiten

Update, 17.05 Uhr: Russland plant, die Kooperation mit Teheran fortzuführen – trotz des Kriegs in Israel und der Angriffe der USA auf den Iran. Dies verkündete Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, am Donnerstag. Sie betonte, dass Russland die „amerikanischen Angriffe auf das Schärfste verurteilt“ habe.

Russland beabsichtigt, den Iran weiterhin im Bereich des Atomprogramms zu unterstützen. Sacharowa stellte klar: „Unsere bekannte Zusammenarbeit mit Teheran im Bereich der friedlichen Kernenergie ist absolut legitim und entspricht den Interessen beider Länder. Sie wird fortgesetzt, und ich betone, dass sie von niemandem in irgendeiner Weise infrage gestellt wurde.“ Die Diplomatin hob hervor, dass die „strategische Partnerschaft“ zwischen Russland und dem Iran auch im Jahr 2025 „fruchtbar“ sein werde.

Europäische Einschätzungen widersprechen Trumps Iran-Aussagen

Erstmeldung: Brüssel – Ein Bericht eines amerikanischen Geheimdienstes über die massiven US-Angriffe auf iranische Atomanlagen sorgt weiterhin für Aufsehen. Die Regierung der USA unter Präsident Donald Trump behauptet, die Anlagen und damit das iranische Atomprogramm seien vollständig „zerstört“ worden. Der umstrittene Bericht zeigt sich jedoch zurückhaltender. Laut der Financial Times gibt es nun auch erste Einschätzungen aus europäischen Hauptstädten, die Trumps Aussagen zu widersprechen scheinen.

Das britische Medium berichtete unter Berufung auf vertrauliche Quellen über geheimdienstliche Einschätzungen, die europäischen Regierungen vorgelegt wurden. Diese Einschätzungen betreffen vor allem das angereicherte Uran des Iran, das zur Herstellung von Kernwaffen genutzt werden könnte. Trump behauptete, das Uran sei in der unterirdischen Fordo-Anlage gelagert gewesen und habe sich zum Zeitpunkt des Angriffs dort befunden. Er dementierte Berichte über eine Evakuierung.

Europäische Einschätzungen legen jedoch nahe, dass der Uran-Bestand von 408 Kilogramm nicht nur in Fordo war, sondern vor den Angriffen der amerikanischen B-2-Bomber auf verschiedene sichere Standorte verteilt wurde. Die Schlussfolgerung lautet, dass ein Großteil des angereicherten Urans im Rahmen des iranischen Atomprogramms unversehrt geblieben ist.

US-Angriffe auf Irans Atomanlagen: Laut europäischen Geheimdiensten kein „struktureller Kollaps“

Quellen berichteten der Financial Times, dass man noch auf einen vollständigen Geheimdienstbericht zur Lage in Fordo warte. Man gehe jedoch von „schweren Schäden“, aber keinem „strukturellen Kollaps“ aus. Die Atomanlage Fordo liegt in der Nähe der für den schiitischen Islam heiligen Stadt Qom unter einem Berg. Um die Anlage zu treffen, setzte die US-Luftwaffe mehrere bunkerbrechende Bomben ein, die jeweils 30.000 Pfund (13,61 t) wiegen.

Trump USA Atomanlage Iran Krieg Nahost

Donald Trump und die USA griffen auch den Iran an. Doch wie viel ist wirklich kaputtgegangen? Der US-Präsident wehrt sich gegen Berichte. © Imago 2x / Collage fr.deTrump bestreitet Evakuierung von Fordo vor Angriff

Präsident Trump bestritt erneut, dass der Iran vor den US-Angriffen auf drei Atomanlagen angereichertes Uran in Sicherheit bringen konnte. „Es wurde nichts aus der Einrichtung entfernt“, schrieb Trump am Donnerstag auf seinem Onlinedienst Truth Social. Dies hätte zu lange gedauert und wäre zu gefährlich gewesen, betonte er.

In einer weiteren Veröffentlichung kritisierte Trump Medien, die den Erfolg der US-Angriffe auf iranische Atomanlagen in Frage stellten. „Die Fake News sollten alle feuern, die sich an dieser Hexenjagd beteiligen“, schrieb er. Zudem forderte er eine Entschuldigung „bei unseren großartigen Kriegern und allen anderen“.

USA gehen weiterhin von „Auslöschung“ iranischer Anlagen aus

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth bekräftigte bei einem Auftritt im Pentagon die Aussagen des Präsidenten. Er erklärte, die Angriffe mit bunkerbrechenden Bomben hätten die Nuklearanlagen des Iran „ausgelöscht“ und vollständig „zerstört“. Hegseth nutzte die Pressekonferenz auch, um massive Vorwürfe gegen Medien wie CNN und die New York Times zu erheben. Diese verbreiteten „Halbwahrheiten“, manipulierten die Öffentlichkeit und gönnten Trump nicht den Erfolg, sagte er.

Ein vorläufiger US-Geheimdienstbericht hatte Zweifel an der Wirksamkeit der US-Angriffe aufkommen lassen. CNN und andere Medien berichteten unter Berufung auf diesen Bericht, dass die Angriffe das iranische Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen hätten und die iranischen Zentrifugen sowie die Vorräte an angereichertem Uran nicht vollständig zerstört worden seien.