Zu junge oder kranke Hunde und Katzen, die im Internet oder aus dem Auto heraus verkauft werden – ein großes Problem in der EU. Eine Chippflicht soll illegale Tiergeschäfte jetzt stoppen.
Das Europaparlament will den illegalen Handel mit Hunden und Katzen eindämmen und den Schutz der Tiere verbessern. Die Abgeordneten sprechen sich dafür aus, dass alle in der EU gehaltenen Hunde und Katzen durch einen Mikrochip identifizierbar sind. Sie sollen zudem in Datenbanken registriert werden, teilte das Parlament mit. Die neue Verordnung hat das EU-Parlament am 19. Juni in Straßburg beschlossen, die Regelungen treten 2030 in Kraft.
Welpenhandel in Freiburg: Fall “Cäsar”
Der illegale Welpenhandel – ein wachsendes Problem, das nicht nur Tierschützerinnen und Tierschützer, sondern auch die EU beschäftigt. Immer wieder werden junge Hunde unter fragwürdigen Bedingungen verkauft – oft viel zu früh von der Mutter getrennt, ohne Papiere und nicht medizinisch versorgt.
Auch in Freiburg wurde nun ein solcher Fall bekannt: In der Nähe einer Tankstelle beschlagnahmte die Polizei einen Welpen, der offenbar zusammen mit weiteren Tieren aus einem Kofferraum heraus verkauft werden sollte. Die Einsatzkräfte tauften ihn “Cäsar” – benannt nach dem Einsatzkommando, das ihn entdeckte. Solche Praktiken in Zukunft zu unterbinden, das ist das Ziel des neuen EU-Gesetzes.
Chippflicht soll Tierleid verhindern
In Zukunft sollen alle Hunde und Katzen einen Chip mit Angaben zu Alter, Geschlecht und Herkunft tragen. Durch die Chips sollen fünf Jahre nach Inkrafttreten des geplanten Gesetzes alle Hunde, weitere fünf Jahre später auch alle Katzen, in der EU identifizierbar sein. Züchter, Tierheime und private Halter sollen ihre Haustiere dafür zum Tierarzt bringen, der einen Chip unter der Haut einsetzt. Außerdem soll eine Vernetzung der Daten innerhalb der EU erfolgen.
Vorangetrieben wurde das Vorhaben unter anderem von der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament. Tilly Metz, Abgeordnete aus Luxemburg (Grüne), begrüßt die neue Regelung ausdrücklich: “Festgebundene Hunde, die dazu verurteilt sind, ständig Babys zu produzieren, das wird in Zukunft nicht mehr möglich sein.”
Es wird nun viel Tierleid für Hunde und Katzen verhindert, das ist eine gute Neuigkeit.
Illegaler Handel mit Hunden und Katzen in der EU
Nach Schätzungen der EU-Kommission verdienen Händler in der EU jährlich insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro mit dem Verkauf von Hunden und Katzen. Viele von ihnen leben in zu kleinen Käfigen, bekommen nicht genug Nahrung oder die nötigen Impfungen.
Strengere Regeln für Züchter
Neben der geplanten Chip-Pflicht für Hunde und Katzen will die EU auch strengere Regeln für die Zucht einführen. Verboten werden soll künftig unter anderem die Inzucht zwischen Elterntieren und deren Nachkommen über zwei Generationen sowie zwischen Geschwistern und Halbgeschwistern. Weder zu junge noch zu alte Tiere sollen für die Zucht missbraucht werden, weibliche Katzen und Hunde spätestens nach drei Würfen in zwei Jahren eine Pause haben.
Verantwortungsvolle Züchter halten sich schon heute an hohe Standards. Eine von ihnen ist Chantal Vareine. Sie züchtet Golden Retriever und dokumentiert, wie ihre Welpen zum Beispiel ihre ersten Wochen verbringen. Auch die DNA der Hunde wird im Stammbuch festgehalten. “Darin sind alle Tests enthalten, alle Daten und Titel kann man darin nachschlagen. Das beweist die Arbeit, die sich der Züchter gemacht hat”, so Züchterin Vareine.
Chippflicht würde auch Polizei beim Ermitteln helfen
Herkunftsnachweise und transparente Zuchtunterlagen könnten nicht nur Tiere schützen, sondern auch die Arbeit der Polizei erleichtern. “Der Handel über das Internet ist ja nicht per se verboten”, erklärt Thomas Spisla, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Freiburg. “Aber die Art und Weise, wie Tiere ins Land gebracht und verkauft werden – viel zu jung, krank oder verstört. Man hofft, dass das durch das neue Gesetz eingedämmt wird”, so Spisla weiter.
Bevor die Chippflicht tatsächlich in Kraft treten kann, stehen noch Verhandlungen an. Das Europaparlament muss nun mit dem Rat der 27 EU-Mitgliedsländer über das Gesetz diskutieren.
Über die Chippflicht für Hunde und Katzen berichtete die Sendung “Dreiland Aktuell” am 28.6.2025, 18 Uhr, in SWR Aktuell Baden-Württemberg.
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