Nach dem vom Weißen Haus angekündigten Stopp von US-Waffenlieferungen an die Ukraine relativieren das Pentagon und das Außenministerium. Auch das ukrainische Verteidigungsministerium war nicht offiziell informiert worden.

US-Beamte haben einen vom Weißen Haus angekündigten Stopp von US-Waffenlieferungen an die Ukraine relativiert. Pentagon-Sprecher Sean Parnell erklärte am Mittwoch (Ortszeit), das US-Verteidigungsministerium biete US-Präsident Donald Trump „weiterhin robuste Optionen für die militärische Unterstützung der Ukraine, die mit seinem Ziel, diesen tragischen Krieg zu beenden, im Einklang stehen“.

Das Ministerium prüfe seinen Ansatz zur Erreichung dieses Ziels und passe ihn an, „ohne dabei die militärische Bereitschaft der USA und ihre Prioritäten bei der Verteidigung zu vernachlässigen“, sagte Parnell vor Journalisten.

Trump will weiter Patriot-Raketen liefern

Außenministeriumssprecherin Tammy Bruce betonte ihrerseits, dass es sich nicht um eine „Beendigung der Unterstützung für die Ukraine oder der Waffenlieferungen“ handle. Trump habe außerdem erklärt, dass er an seinem Engagement für eine Lieferung von Patriot-Raketen festhalte, sagte sie mit Blick auf das US-Luftverteidigungssystem, welches bei der Abwehr von russischen Angriffen auf die Ukraine eine wichtige Rolle gespielt hat.

Das Weiße Haus hatte am Dienstag mitgeteilt, dass die USA einige wichtige Waffenlieferungen an die Ukraine stoppen, die dem von Russland angegriffenen Land unter der Regierung von Ex-Präsident Joe Biden zugesagt worden waren. Zuvor hatten US-Medien berichtet, dass Washington angesichts eines Rückgangs seiner eigenen Munitionsbestände besorgt sei. Die Ankündigung aus Washington löste in Kiew große Besorgnis aus. Russland reagierte mit Genugtuung.

Selenskij: USA und Ukraine verhandeln weiter über US-Hilfe

Nach ukrainischen Angaben wird zudem weiter über US-Hilfe für das von Russland angegriffene Land verhandelt. Derzeit würden Kiew und Washington auf Arbeitsebene alle Details der Verteidigungsunterstützung klären, einschließlich der Flugabwehr, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij in seiner abendlichen Videobotschaft. „Auf die ein oder andere Weise müssen wir den Schutz unserer Leute sicherstellen.“

Mit Dänemark und anderen Partnern würden Vereinbarungen über die Waffenproduktion vorbereitet. US-Medien hatten in der Nacht auf Mittwoch von einem US-Lieferstopp bestimmter Raketen und Munition an die Ukraine berichtet – obwohl diese schon zugesagt waren. Das ukrainische Verteidigungsministerium teilte daraufhin mit, dass es offiziell nicht über eine „Einstellung oder Revision der Lieferpläne für die vereinbarte Militärhilfe“ informiert worden sei. Man habe ein Telefongespräch mit den Kollegen in den USA für eine zusätzliche Klärung der Details angefragt.

Selenskij: Ukraine setzt auf US-Unternehmen

Selenskij schrieb auf der Plattform X auch, er habe bei einem Treffen mit Vertretern von US-Unternehmen, die Mitglieder der Amerikanischen Handelskammer seien, deutlich gemacht, dass die Ukraine auf sie setze: „Wir zählen auch auf die Stimme der amerikanischen Wirtschaft in unseren Beziehungen zu den Vereinigten Staaten. Unsere Verteidigung ist eine gemeinsame Verteidigung, und amerikanische Systeme in der Ukraine schützen nicht nur Leben, sondern auch Unternehmen.“

Die Zusammenarbeit solle systematisch ausgebaut werden – vom Wiederaufbau bis zur Verteidigung und Technologie. Es sei wichtig, in der Ukraine und mit der Ukraine zusammenzuarbeiten. Steuern zu zahlen, Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen.

Nachricht von teilweisem Lieferstopp

Die USA wollen den Berichten zufolge aus Sorge um die eigenen Bestände nicht mehr bereits zugesagte Lieferungen an die Ukraine erfüllen. Kiew bestellte nach Bekanntwerden den stellvertretenden Leiter der US-Botschaft John Ginkel ins Außenministerium ein. Moskau reagierte auf den Lieferstopp erfreut und siegesgewiss.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als drei Jahren gegen die russische Invasion. Moskaus Militär versucht seit Wochen, die Flugabwehr des Nachbarlandes zu überlasten. In einigen Nächten startete es mehr als 400 Angriffe mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. (APA/AFP/dpa/red.)

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