Mit einer Neuinterpretation der Bundeshymne macht der WWF auf den hohen Bodenverbrauch in Österreich aufmerksam und fordert einen verbindlichen Bodenschutz-Vertrag samt Raumordnungsreform. Trotz breiter Unterstützung in der Bevölkerung werde täglich mehr als das Vierfache des angestrebten Bodenverbrauchsziels verbaut – mit weitreichenden Folgen für Klima, Artenvielfalt und Ernährungssicherheit.

ÖSTERREICH. In einer Kunstaktion samt neuer Hymnenfassung kritisiert der WWF die fortschreitende Verbauung Österreichs: Statt “Land der Berge” singt nun der renommierte V.O.I.C.E. Choir dabei vom “Land der Bagger, Land der Straßen”. Die Aktion soll auf den nach wie vor alarmierend hohen Bodenverbrauch in Österreich aufmerksam machen – und eine klare politische Reaktion einfordern.

Die Naturschutzorganisation spricht von einem “viel verbauten Österreich”. Der WWF fordert einen verbindlichen Bodenschutz-Vertrag mit einer Obergrenze für den täglichen Bodenverbrauch, flankiert von einer umfassenden Raumordnungsreform, steuerlichen Anreizen für flächensparendes Bauen und einer großangelegten Naturschutz-Offensive.

“Das vielbesungene Land der Berge und Äcker wird immer mehr zur Heimat toter Böden. Es braucht rasch politischen Mut, damit unsere Lebensgrundlage nicht unter Beton verschwindet”, warnt WWF-Bodenschutzsprecher Simon Pories. Die neue Hymne sei ein Weckruf – auch an die Bundesregierung.

Vierfache Überschreitung des politischen Ziels

Laut aktuellem WWF-Bodenreport werden in Österreich täglich im Durchschnitt 11 Hektar Boden verbraucht – das ist mehr als das Vierfache des offiziellen Ziels von 2,5 Hektar. Bleibt dieser Trend bestehen, könnten bis 2050 rund 1.000 Quadratkilometer zusätzlich verloren gehen – das entspricht etwa dem Vierfachen der derzeit verbauten Fläche Wiens.

Österreich verliert laut WWF täglich 11 Hektar Boden

Die Folgen reichen weit über das Landschaftsbild hinaus: Versiegelte Böden tragen zur Überhitzung von Städten, zur Verschärfung von Überschwemmungen, zur Bedrohung der Artenvielfalt und zur Gefährdung der Ernährungssicherheit bei. “Intakte Böden wirken wie ein grünes Sicherheitsnetz”, erklärt Pories. “Sie puffern Extremwetterereignisse ab und sichern den Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.”

Kunstaktion bei 30 Grad in der Betonwüste

Die Dringlichkeit des Problems war auch bei der Kunstaktion selbst spürbar: Bei hochsommerlichen Temperaturen von rund 30 Grad sang der Chor zwischen Lagerhallen und asphaltierten Parkplätzen, wie es in einer Aussendung der Umweltschutzorganisation heißt.

Laut repräsentativen Umfragen wünschen sich mehr als zwei Drittel der Bevölkerung einen stärkeren Boden- und Naturschutz. Dennoch werden weiterhin Äcker, Wiesen und Wälder für Gewerbeparks, Streusiedlungen, Chaletdörfer und Straßen geopfert, kritisiert der WWF.

Petition “Natur statt Beton”

Um dieser Entwickling entgegenzuwirken, ruft der WWF nun zur Unterstützung der Petition “Natur statt Beton” auf. Ziel ist es, politischen Druck aufzubauen, um einen effektiven Bodenschutz gesetzlich zu verankern.

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