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Tennet plant, seine Deutschland-Beteiligung zu reduzieren. Die Suche nach Investoren dauert an. Gerüchten zufolge zeigt ein norwegischer Mega-Fonds Interesse an den Stromnetzen.
Bayreuth – Europas größter Deal im Jahr 2025: So hatten Experten im Mai noch über einen möglichen Teilverkauf von Tennet Germany gesprochen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters begann Tennet, ein Netzbetreiber aus den Niederlanden, damals Gespräche mit Investoren über den Verkauf einer Minderheitenbeteiligung seiner deutschen Tochter. Jetzt fallen erste Namen.
Tennet will aus Deutschland raus – Suche nach Investor läuft
Medienberichten zufolge prüft der größte Staatsfonds der Welt Milliardeninvestitionen in Deutschlands Stromnetz. Laut Insidern soll Norges Bank Investment Management (die Sparte von Norwegens Zentralbank, die den Ölfonds GPFG verwaltet) Interesse an einer Kapitalerhöhung des Übertragungsnetzbetreibers Tennet Deutschland haben. Dabei ist die Bank nicht allein: Mehrere andere Investoren hätten sich dem bereits angeschlossen. Das berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Zwei Stifte und eine Mappe mit Logo von Tennet (Symbolfoto). Tennet will seine Deutschland-Beteiligung verringern. Die Suche nach Investoren läuft. Gerüchten zufolge ist ein norwegischer Mega-Fonds interessiert. © IMAGO / penofoto
Das steckt dahinter: Der niederländische Energiekonzern Tennet, Mutterkonzern des Übertragungsnetzbetreibers Tennet Germany, prüft derzeit mehrere Optionen zur Deckung des Kapitalbedarfs. In einer Mitteilung vom Juni 2025 gab das Unternehmen selbst den Börsengang (IPO) und die Privatplatzierung als Möglichkeiten an. Es hätte sich bereits eine Riege an interessierten Investoren gefunden, zumindest potenzielle. In „enger Abstimmung mit seinem Anteilseigner“ habe sich Tennet dazu entschieden, über den Sommer beide Optionen weiter zu prüfen.
„Im Hinblick auf die Privatplatzierung wird TenneT die Gespräche mit potenziellen Investoren fortsetzen, um ein verbindliches Angebot zur Erfüllung des Kapitalbedarfs von TenneT Germany zu erhalten.“ Im Falle eines Börsengangs würden sich Investoren dazu verpflichten, einen wesentlichen Anteil der Aktien zu erwerben, sofern er denn stattfindet.
Tennet-Entscheidung bis September – Börsengang oder Privatplatzierung möglich
Im September soll eine Entscheidung darüber fallen, welche der Optionen es schlussendlich wird. Welche Interessenten bereits im Spiel sind, teilte das Unternehmen nicht mit. Das Marktforschungsunternehmen ION Analytics berichtete am 19. Juni davon, dass mehrere große Infrastruktur-Investoren nicht verbindliche Angebote für eine Minderheitsbeteiligung bei Tennet Germany eingereicht hätten. Dabei bezog sich das Unternehmen auf Insider. Unter anderem sei ein Konsortium aus Norges Bank Investment Management und dem niederländischen Altersvorsorgefonds APG mit dabei.
Auch der Staatsfonds GIC aus Singapur habe sich unter den Interessenten befunden. Allerdings ist die mögliche Beteiligung nicht gesichert, und auf Anfrage durch das Handelsblatt hatte sich Norges nicht zu Tennet geäußert.
Milliarden-Investments in Übertragungsnetze – erster Versuch von Tennet scheiterte an Lindner
Warum aber will Tennet die Beteiligung in Deutschland reduzieren? Das Unternehmen gab dazu an: „Tennet unterhält derzeit das niederländische Hochspannungs-Stromnetz und zugleich einen Teil des deutschen Hochspannungsnetzes, erkennt jedoch an, dass sowohl die niederländische als auch die deutsche Regierung es bevorzugen würden, ihre eigenen Stromnetze selbst zu betreiben, besitzen und zu kontrollieren.“ Beide Regierungen würden derzeit viel Geld investieren, um die Infrastruktur durch die Energiewende zu leiten.
Tennet habe darum vor, in Gespräche mit der deutschen Regierung einzutreten, um eine Möglichkeit des vollen Verkaufs der Aktivitäten von Tennet Germany zu besprechen – zu „akzeptablen“ Konditionen. Bemerkenswert dabei ist, dass Tennet diese letzte Meldung Anfang Januar 2025 veröffentlicht hatte. Etwa ein halbes Jahr zuvor war erst ein Deal mit der Ampel-Koalition an den Bedenken des ehemaligen Finanzministers Christian Lindner geplatzt.
Für die Energiewende müssen die Hochspannungsnetzbetreiber derzeit tausende Kilometer neue Stromleitungen verlegen. Vor allem sollen diese Windstrom aus dem Norden in Richtung Süden transportieren. Ein großer Anteil dieser Leitungen entfällt auf Erdkabel, die jedoch extrem teuer sind. Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass der Ausbau der Strom-Übertragungsnetze bis 2045 rund 320 Milliarden Euro an Investitionen erfordern wird, sollten weiter größtenteils Erdkabel verlegt werden. Ohne Erdkabel sollen die Investitionen auf 284,7 Milliarden Euro sinken. Einen Teil dieser Milliarden könnten Tennets neue Eigner zuschießen.