Stand: 10.07.2025 14:36 Uhr

Die marode Infrastruktur gilt als Hauptgrund für unpünktliche Züge. Die Bahn will deshalb wichtige Strecken grundlegend sanieren. Der Bundesrechnungshof bemängelt eine fehlende Gesamtstrategie.

Die Deutsche Bahn will sich mehr Zeit für die umfassende Sanierung besonders wichtiger Strecken nehmen. Nun sollen die Arbeiten erst 2036, statt wie bisher geplant 2035, abgeschlossen werden. Das teilte die Bahn nach einem Branchendialog mit. Die Modernisierung von mehr als 40 viel befahrenen und dringend sanierungsbedürftigen Strecken wird damit nun mindestens fünf Jahre länger dauern als ursprünglich geplant. 

Die Bahn betrachtet die Generalsanierung der wichtigsten Schienenkorridore als zentrales Konzept für die Zukunft der Schieneninfrastruktur. Ende Juni hatte der bundeseigene Konzern bereits vorgeschlagen, die Baumaßnahmen um vier Jahre bis ins Jahr 2035 zu strecken. Die Fahrgäste müssen damit wohl deutlich länger mit dem maroden Netz und in der Folge hoher Unpünktlichkeit bei der Bahn zurechtkommen. 

Positive Reaktionen aus der Branche

Aus der Branche kamen aber durchaus positive Reaktionen zum neuen Zeitplan. Der Verband der Güterbahnen befürchtete zum Beispiel Überforderung bei Planung und Bau sowie unzumutbare Beschränkungen des laufenden Verkehrs. In den ersten Generalsanierungskonzepten waren lange Umleitungen mit viel Zeitverlust für den Güterverkehr vorgesehen.

“Die vom Infrastrukturbetreiber vorgeschlagene Streckung des Programms bis 2036 bietet Chancen, die Projekte besser vorzubereiten”, sagte Verbandsgeschäftsführer Peter Westenberger. Die endgültige Entscheidung über die zeitliche Reihung für die Korridorsanierungen bis 2036 muss der Bund treffen. 

Kritik vom Bundesrechnungshof

Der Bundesrechnungshof kritisierte den Bund für eine aus seiner Sicht fehlende Gesamtstrategie für die Deutsche Bahn. “Der Bund muss die grundlegenden Probleme endlich systematisch und ganzheitlich angehen. Er kann nicht davon ausgehen, dass alleine die immer weiter steigenden finanziellen Mittel für die DB AG die Dauerkrise nachhaltig lösen können”, heißt es in einem Bericht des Rechnungshofs an den Haushaltsausschuss des Bundestags, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.

Die Deutsche Bahn befindet sich angesichts einer maroden Infrastruktur, schlechter Pünktlichkeitsquoten und wirtschaftlicher Probleme in der Krise. Der Rechnungshof geht davon aus, dass der DB-Konzern weder aktuell noch “in absehbarer Zeit die verkehrs- und klimapolitischen Erwartungen” erfüllen kann. 

Der Bund müsse die grundlegenden Ursachen der Krise endlich konsequent angehen und Einfluss nehmen, fordert die Behörde. “Er muss dafür Ziele, Etappenziele, Umsetzungsschritte und Zeiträume festlegen, anschließend den DB AG-Konzern auf diese Ziele und Schritte ausrichten und eine Anpassung der Konzernstruktur durchsetzen”, heißt es in dem Bericht. 

Die Kontrollbehörde warf dem Bund in den vergangenen Jahren wiederholt Untätigkeit bei der Bahn vor und forderte, Netz und Betrieb zu trennen, um mehr Wettbewerb zu ermöglichen. 

Riedbahn-Sanierung inzwischen abgeschlossen

Noch unter der alten Bundesregierung hatte die Bahn die Generalsanierungen eingeleitet. Dabei sollen Aufgaben gebündelt erledigt werden, die Strecken werden dafür aber monatelang komplett gesperrt.

Im vergangenen Jahr wurde mit der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim die erste Strecke so saniert. Von Anfang August bis Ende April 2026 soll die Strecke zwischen Berlin und Hamburg komplett gesperrt und rundum saniert werden. Der Bund gibt für die Generalsanierung viele Milliarden Euro.

Abfolge der Projekte bleibt für 2026 und 2027 bestehen

Für 2026 und 2027 bleibe es aufgrund der weit fortgeschrittenen Bau- und Fahrplanungen bei der ursprünglichen Abfolge der Projekte, teilte die Bahn mit. “2026 werden die Strecken Hagen-Wuppertal-Köln, Nürnberg-Regensburg, Obertraubling-Passau und Troisdorf-Wiesbaden saniert”, hieß es.

2027 soll auf den Korridoren Rosenheim-Salzburg, Lehrte-Berlin, Bremerhaven-Bremen und Fulda-Hanau gebündelt erneuert und modernisiert werden. Die Korridorsanierungen Lübeck-Hamburg und Frankfurt-Heidelberg werden der Mitteilung zufolge in die Folgejahre verschoben. Ab 2028 soll dann ein neuer Zeitplan gelten.

“Für das Jahr 2028 wurde die Sanierung der Korridore Köln-Mainz, München-Rosenheim, Hagen-Unna-Hamm sowie Lübeck-Hamburg vorgeschlagen”, teilte die Bahn mit.