Frauke Brosius-Gersdorf

Die Juristin Brosius-Gersdorf wird nach Einschätzung von DLF-Hauptstadtkorrespondent nicht noch einmal aufgestellt. (picture alliance / dpa / Britta Pedersen)

Er nannte die Anschuldigungen gegen die Kandidatin seiner Partei, Brosius-Gersdorf, haltlos und sprach von einer Hetzkampagne.

Auch Grünen-Co-Fraktionschefin Dröge bezichtigte die Union, die Vorwürfe nur vorzuschieben. Hier werde versucht, mit Halbwahrheiten und Falschbehauptungen eine angesehene Juristin zu diskreditieren. Ähnlich äußerte sich die Fraktionsvorsitzende der Linken, Reichinnek.

Kritik aus Union an Brosius-Gersdorf

Am Vormittag hatte die Union darauf gedrängt, die Abstimmung über Brosius-Gersdorf abzusetzen. Zur Begründung wurden Unklarheiten bezüglich ihrer wissenschaftlichen Arbeitsweise im Rahmen ihrer Doktorarbeit angeführt, Kritik aus der Union hatte es auch an der liberalen Haltung der Juristin zu Abtreibungen gegeben. Das Plenum beschloss die Vertagung der Wahl mit den Stimmen von Union, SPD, Grünen und Linken. Die AfD stimmte dagegen.

Unions-Parlamentsgeschäftsführer Bilger kritisierte zwar eine intensive öffentliche Debatte zu Brosius-Gersdorf, “die zum Teil auch jegliches Maß verloren hat”. Wesentliche Voraussetzung sei aber, dass die Kandidaten für das Verfassungsgericht “über jeden fachlichen Zweifel erhaben sind”. Dies sei aus Sicht der Union “nun nicht mehr vollständig gegeben”.

Plagiats-Forscher distanziert sich vom CDU-Vorwurf

Bilger verweist auf eine Textuntersuchung des österreichischen Publizisten Stefan Weber. Er ist für die Recherche über Publikationen von Prominenten bekannt und hatte die Dissertation von Brosius-Gersdorf aus dem 1997 und der Habilitationsschrift ihres Ehemannes, Hubertus Gersdorf, von 1998 verglichen. Danach schrieb er auf X, es könne sein, dass die beiden voneinander abgeschrieben oder zusammengearbeitet hätten. Weber ergänzte: “Die Sichtweise der CDU, dass Plagiatsvorwürfe gegen Frau Brosius-Gersdorf erhoben wurden, ist falsch”.

DLF-Journalist Detjen spricht von Kampagne

Unser Hauptstadtkorrespondent Stephan Detjen bezeichnete den Vorgang im Deutschlandfunk als einzigartig. Das Ganze verweise darauf, dass der Bundestag ein grundsätzliches Funktionsproblem habe seit Union, SPD und Grüne alleine keine Zweidrittelmehrheit mehr zustande bringen könnten.

Brosius-Gersdorf ist nach den Worten Detjens eine “angesehene Verfassungsrechtlerin”, die keineswegs ungewöhnliche Positionen vertreten habe. Er sieht vielmehr eine Kampagne zur persönlichen Beschädigung der Juristin und geht nicht davon aus, dass sie noch einmal aufgestellt werden wird.

Wie genau es nun bei der Wahl der Richterinnen und Richter weitergeht, können Sie hier lesen.

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Diese Nachricht wurde am 11.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.