Deutschland erwägt den
Kauf des US-Raketensystems Typhon und will damit eine Lücke bei der Bundeswehr schließen. Dazu sei eine Anfrage an die USA
gerichtet worden, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei einem Treffen mit seinem US-Kollegen Pete Hegseth. Eine Kaufentscheidung werde getroffen, sobald die
USA dem Antrag zustimmten. Hegseth habe die Anfrage wohlwollend zur Kenntnis genommen, sagte Pistorius.
Die weitreichende Präzisionswaffe Typhon aus den USA kann Raketen mit einer Reichweite von etwa 2.000
Kilometern abfeuern. “Vereinfacht ausgedrückt sind das landbasierte Abschussrampen, mit denen unterschiedliche Lenkflugkörper auf verschiedene Distanzen verschossen werden können”, sagte Pistorius. Laut dem Verteidigungsminister könnte das Waffensystem auch Ziele in Russland erreichen. Es soll allerdings ausschließlich der Abschreckung dienen.
Der Kauf des US-Waffensystems wäre Pistorius zufolge eine Übergangslösung. Später wolle man dann eigene Systeme entwickeln. Dies sei ein klares Bekenntnis der Europäer und Deutschen, sagte er in der ARD. Bis man über eigene Systeme der Art verfüge, soll das US-System in Deutschland stationiert werden, hieß es.
Truppenabzug und US-Mittelstreckenraketen in Europa
Das Treffen war Pistorius’ erster Besuch in den USA seit dem Amtsantritt der Regierung von US-Präsident Donald Trump im Januar. Gegenstand des Gesprächs mit Hegseth war nach Angaben des deutschen Verteidigungsministers auch ein möglicher Abzug von US-Truppen aus Europa. Sollte es so weit kommen, wolle man koordiniert vorgehen, wie Hegseth ihm zugesichert habe, sagte Pistorius.
Pistorius und Hegseth haben zudem über die von den USA zuvor zugesagte Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Europa beraten. Diese werde von den USA nun überprüft, sagte Pistorius. “Das werden wir abwarten müssen, aber die Signale sind gut”, sagte er. Er gehe von einem Beschluss im Herbst aus.
Waffensysteme für die Ukraine
Der Verteidigungsminister hofft auf eine rasche US-Entscheidung über die geplante Lieferung
von Patriot-Flugabwehrsystemen an die Ukraine. “Schnell, sehr schnell”
sollten Entscheidungen über die Einzelheiten der verkündeten Lieferungen
getroffen werden, sagte Pistorius. Deutschland könnte zwei Patriot-Systeme von den Amerikanern kaufen und sie an
die Ukraine liefern, sagte er.
Weitere Patriot-Systeme aus eigenen Beständen
könne Deutschland allerdings nicht an die Ukraine liefern, da sonst
“Sicherheitslücken” entstehen würden, sagte Pistorius. Zugleich
bremste er die Erwartungen: “Ein Patriot-System, von dem wir
heute sagen, dass es an die Ukraine gehen soll, braucht Monate, bis es
ausgeliefert werden kann.”
US-Präsident verändert Ton gegenüber Russland
Unmittelbar vor dem Treffen von Pistorius und
Hegseth hatte Trump den Druck auf Russland erhöht: Er
setzte der russischen Regierung eine Frist von 50 Tagen, um den Krieg gegen die Ukraine
zu beenden. Andernfalls werde es Wirtschaftssanktionen geben, sagte
Trump bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte.
Zugleich kündigten Trump und Rutte weitreichende neue Waffenlieferungen für die Ukraine an, unter anderem die von der Regierung in Kyjiw erhofften Patriot-Abwehrsysteme. Die US-Waffen sollen von europäischen
Ländern wie Deutschland bezahlt werden. Bundeskanzler Friedrich Merz
(CDU) lobte Trumps Entscheidung und sagte, Deutschland werde sich bei
der Finanzierung der Waffenlieferungen “entschieden einbringen”. Pistorius appellierte an die europäischen Nato-Verbündeten, sich am Kauf von US-Waffen für die Ukraine zu beteiligen.
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