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Neue Sanktionen der EU richten sich gegen Russlands Öl-Exporte. Die wirtschaftlichen Auswirkungen könnten erheblich sein. Doch es existiert eine Hürde.
Brüssel – Die niedrigen Ölpreise führen zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Russland. Kürzlich musste der Kreml eine bedeutende Finanzreserve anzapfen, um die unzureichenden Einnahmen auszugleichen. Die jüngsten Entscheidungen der OPEC+ reduzieren Russlands Gewinne zusätzlich. Mehrere bedeutende russische Vertreter warnten eindringlich, dass die Kriegskasse schwächer werde. Nun erhöht die EU den Druck durch neu ins Haus stehende Sanktionen.
Ein Schlag der EU gegen Russlands Wirtschaft – der Ölpreisdeckel belastet den Kreml
Die Europäische Union erwägt, den Preisdeckel für russisches Öl weiter zu senken. Derzeit diskutieren die EU-Mitgliedsstaaten im Rahmen des 18. Sanktionspakets über einen neuen Vorschlag zur Verschärfung des Preisdeckels. Der aktuelle Preisdeckel der G7-Staaten liegt bei 60 US-Dollar pro Barrel. Über dieser Preisgrenze dürfen westliche Käufer kein russisches Öl erwerben und keine Dienstleistungen für Schiffe anbieten, die russisches Öl für mehr als 60 Dollar pro Barrel transportieren.

Wladimir Putin bei einer Kundgebung in Moskau (Symbolfoto). Neue Sanktionen der EU zielen auf Russlands Öl-Exporte. Die wirtschaftlichen Folgen könnten erheblich sein. Doch es gibt eine Hürde. © IMAGO / APAimages
Ein Ziel des Preisdeckels ist es, Russland zu zwingen, sein Öl günstiger zu verkaufen. Eine neue Mechanik sieht vor, den Preisdeckel alle drei Monate basierend auf Marktpreisen zu überprüfen. Das Nachrichtenportal Bloomberg berichtete unter Berufung auf informierte Personen, dass der Preisdeckel etwa 15 Prozent unter dem durchschnittlichen Marktpreis der letzten zehn Wochen liegen soll. Zunächst würde der Preisdeckel auf 50 US-Dollar pro Barrel sinken. Die Quellen wollten anonym bleiben. Ursprünglich war der Preisdeckel eine Maßnahme der G7, jedoch haben sich die USA seit dem Regierungswechsel als weniger zuverlässiger Sanktionspartner erwiesen.
Russlands wirtschaftliche Achillesferse – der EU-Preisdeckel trifft die Öl-Exporte
Für Russland stellt dies ein erhebliches Problem dar. Der Kreml bestreitet zwar regelmäßig, dass westliche Sanktionen größere Auswirkungen auf die russische Wirtschaft haben, doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Die Einnahmen aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe sind im zweiten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent gesunken. Laut dem Center for Research on Energy and Clean Air (CREA) war dies das schwächste Quartal seit der russischen Invasion im Februar 2022. Dies geschah, obwohl Russland volumenmäßig acht Prozent mehr Öl exportierte.
CREA hat zudem festgestellt, dass Russland zunehmend weniger auf die berüchtigte Schattenflotte setzt, die eigentlich westliche Sanktionen umgehen sollte. Stattdessen transportieren immer mehr Tankschiffe der sogenannten g7+ russisches Öl. Diese Gruppe besteht aus politisch instabilen Ländern wie Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo und Sierra Leone. Der Anteil der g7+ am russischen Öltransport liegt mittlerweile bei 56 Prozent.
Seit Monaten fordert CREA wiederholt eine Verschärfung des Ölpreisdeckels und dessen strikte Umsetzung. Wäre der Ölpreisdeckel „gründlich“ durchgesetzt worden, hätten sich die russischen Exportgewinne seit 2022 um elf Prozent verringert.
Russlands Ölmarkt steht unter Druck – Sanktionen und OPEC-Entscheidungen kosten Milliarden
Zwei weitere Faktoren setzen Russlands Ölmarkt unter Druck. Zum einen beeinflussen die hohen Zölle der USA unter Präsident Donald Trump die globalen Rohölpreise und sorgen für Unsicherheit. Zum anderen erhöht das Ölförderkartell OPEC+ seit Monaten die Produktion, was zu einem Preisverfall führt. Im August soll die Produktion um 548.000 Barrel pro Tag steigen.
Für Russland ist dies besonders problematisch, da Öl- und Gasexporte zu den wichtigsten Einnahmequellen zählen. Im Jahr 2024 machten die Erlöse aus diesen Verkäufen etwa 30 Prozent des Staatsbudgets aus. Russland hatte für 2025 mit höheren Preisen kalkuliert und musste daher Anpassungen vornehmen.
Warnungen für Russlands Wirtschaft – Kreml-Offizielle sehen Probleme
Einige Investitionen fielen diesen Anpassungen bereits zum Opfer: Der Kreml musste entweder kürzen oder ganz streichen. Kreml-Offizielle schlagen inzwischen Alarm. Elvira Nabiullina, die Chefin der russischen Zentralbank, und der Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow warnten im Juni, dass einige wichtige Finanzierungsinstrumente des Kremls nahezu erschöpft seien.
Wie geht es weiter? Derzeit blockiert die Slowakei das 18. Sanktionspaket und fordert Zugeständnisse im EU-Plan, sich von russischem Gas zu lösen.