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Reptilien-Experten haben in Österreich eine besondere Schlangenart entdeckt. Sie erscheinen nicht überrascht, aber überwältigt.
Graz – Österreich gilt nicht unbedingt als das Land der Schlangen. Ebenso wie in Deutschland sind die in der Natur anzutreffenden Arten an zwei Händen abzuzählen. Allerdings ist mitten in der Alpenrepublik offenbar eine ganz besondere Schlangenart heimisch geworden. Darüber berichten unter anderem die Kronenzeitung und die Kleine Zeitung und schreiben von einem „absoluten Sensationsfund“ respektive von einem „spektakulären Fund“.
Demnach ist ein Team um den Reptilien-Experten Werner Stangl auf gleich vier Kreuzungen einer Hornviper und einer Kreuzotter gestoßen. Die Tiere leben in der westlichen Obersteiermark, der genaue Ort wird zu ihrem eigenen Schutz nicht bekanntgegeben. Dass diese Hybrid-Schlangenart vorkommt, war dem Steirischen Reptilien- und Amphibienverein, dessen Obmann Stangl ist, bereits länger bekannt.
Sensationeller Schlangen-Fund in Österreich: Kreuzung aus Kreuzotter und Hornviper lebt in Steiermark
Auf seiner Homepage berichtete der Verein bereits im Frühsommer 2022 von der erfolgreichen Suche einer sogenannten Bastardviper. Zuvor habe es bereits mehrere plausible, aber unbestätigte Berichte über Sichtungen gegeben, etwa in den Jahren 1999 und 2002. Das Team der Experten habe insgesamt 4000 Stunden zugebracht, um ebenfalls auf ein Exemplar zu stoßen.

Aus zwei mach eins: In Österreich leben Hybrid-Schlangen aus einer Hornviper (l.) und einer Kreuzotter. © IMAGO / blickwinkel, IMAGO / Peter Schickert
Markus Mossauer, Mitglied der Gruppe, fand demnach ein 75 Zentimeter langes braungefärbtes Weibchen, das sich in einem hervorragenden körperlichen Zustand befunde habe. Den neuen Berichten zufolge konnte die Schlange jedoch nicht zu Forschungszwecken genutzt werden und wurde wieder in die Freiheit entlassen.
Kürzlich sei es aber dem Zoologen Rainer Fesser gelungen, ein solches Tier zu sichern und mitzunehmen. Da das Land Steiermark die Erlaubnis zur Erforschung der Gattung gegeben habe, dürfen die Hybrid-Schlangen in artgerechten Terrarien gehalten werden.
Reptilien-Experten finden Hybrid-Schlangen in Österreich: „Alle sehen komplett unterschiedlich aus“
Nun kam also gleich ein Quartett hinzu. Und diese gefundenen Schlangen sind alle unterschiedlich gefärbt. „Das war schon unglaublich. Mich fasziniert, dass alle vier Schlangen komplett unterschiedlich ausschauen, die erste war zum Beispiel relativ braun, die zweite schwarz mit weißem Bauch – einfach super“, zeigt sich Stangl begeistert.
Allerdings weisen alle vier Schlangen das angedeutete Horn der Hornviper auf der Schnauze auf. Die Hybrid-Schlangen können aber sowohl das feine Zickzackband der Kreuzotter, als auch das eher breitere Band der Hornviper auf dem Rücken haben. Den Experten zufolge kann sich die Musterung ohnehin auch bei den beiden unterschiedlichen Arten zum Verwechseln ähnlich sehen. Deutlich werde der Unterschied aber, wenn sich der Kopf im Ruhezustand befindet.
Die gefährlichsten Tiere Deutschlands: Manche werden völlig unterschätzt

Fotostrecke ansehenVier Hybrid-Schlangen entdeckt: Eines der Tiere ist offenbar trächtig
Drei der Tiere wurden mitgenommen, um sie nun intensiv zu beobachten, zu dokumentieren und zu erforschen. Eines scheint sogar trächtig zu sein, wie Stangl erklärt: „Sie ist deutlich schwerer und frisst nicht – das ist ein typisches Zeichen.“ Das Wichtigste ist aber: Auch sie ist topfit.
Stangl betont auch, dass noch nicht viel über die Hybrid-Schlangen bekannt sei: „Dass wir sie erforschen dürfen, eröffnet völlig neue Möglichkeiten.“ Dem Verein zufolge sind die Kreuzotter und die Hornviper die beiden einzigen in Österreich heimischen Giftschlangen.
Kreuzottern fühlen sich demnach in kühleren Bergregionen in feuchten Habitaten heimisch. Sie können etwa auf Almen oder in Moorgebieten beobachtet werden. Dagegen leben Hornvipern in warmen Niederungen und trockenen Habitaten. Sie suchen große Gesteinsbrocken und sandigen oder feuchtedurchlässigen Untergrund auf.
In Österreich lebende Schlangen
Kreuzotter (Vipera berus)
Hornviper (Vipera ammodytes)
Äskulapnatter (Zamenis longissimus)
Schling- oder Glattnatter (Coronella austriaca)
Ringelnatter (Natrix natrix)
Würfelnatter (Natrix tesselata)
Quelle: Steirischer Reptilien- und Amphibienverein
Kreuzotter und Hornviper: Eine Schlangenart kann auch für Menschen gefährlich sein
Der Nabu Baden-Württemberg erwähnt bei der Kreuzotter, dass das Farbspektrum von braun, grau, rotbraun bis ganz schwarz reicht. Sehr auffällig sind die Augen mit kupferfarbener bis dunkelroter Iris und einer senkrechten Pupille. Erwachsene Exemplare werden zwischen 50 und 70 Zentimetern lang, Weibchen sind größer als Männchen. Sie ernähren sich vor allem von Kleinsäugern wie Wühlmäusen, aber auch Fröschen, Blindschleichen und Eidechsen. Für Menschen gilt die Kreuzotter nicht als gefährlich, kann lediglich zubeißen, wenn sie in die Enge getrieben oder gefangen wird.
Über die Hornviper informiert der Alpenverein, die Färbung könne von grau über gelblich bis rotbraun reichen. Neben dem mit kleinen Schuppen bedeckten Horn am Maul gilt das dunkle Zickzack- oder Rautenband als charakteristisch. Die Schlangen werden in der Regel zwischen 70 und 80 Zentimetern lang, kräftig gebaute Exemplare können auch einen knappen Meter messen. Sie ernähren sich in jungen Jahren von Eidechsen und Insekten, mit dem Alter werden auch Mäuse und Vögel zur Beute, aber im Gegensatz zu deutlich größeren Schlangen natürlich keine Hirsche.
Auch sie flüchten eher, als anzugreifen. Lediglich wenn sie sich ernsthaft bedroht fühlt, beißt die Hornviper zu. Allerdings ist ihr Gift auch für Menschen gefährlich. Daher rät der Alpenverein: Im Falle eines Bisses sollte sich die Person ruhig verhalten, hinlegen und nach Möglichkeit die Rettung rufen. (mg)