Düsseldorf. Am Düsseldorfer Rhein gibt es noch Relikte des Kalten Krieges in Form von sogenannten Nato-Rampen. Wo man sie findet und wer sie noch nutzt.
Fast jeder, der am Rhein in Düsseldorf unterwegs ist, kennt sie: Die Rampen aus Beton, die nur bei extremem Niedrigwasser ganz zu sehen sind und ansonsten wie Straßen aussehen, die direkt in den Fluss führen. Im Volksmund heißen sie Nato-Rampen, der offizielle Titel lautet „Ersatzübergangsstellen“. Gebaut wurden sie in der heißen Phase des Kalten Krieges. Damals mit dem Ziel, im Verteidigungsfall an diesen Stellen die Möglichkeit zu haben, Panzer und anderes militärisches Gerät in Verbindung mit speziellen Fähren über den Rhein zu transportieren. Als Ersatz für Brücken, die nicht mehr existieren oder genutzt werden können.
In Düsseldorf wurden laut Auskunft des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes zwischen 1971 und 1985 insgesamt sechs solcher Rampen aus Mitteln des Bundesverteidigungsministeriums von der Bundeswasserstraßenverwaltung gebaut. Sie existieren alle auch heute noch und sind an folgenden Stellen zu finden:
Rhein-Kilometer 718,1: rechtes Ufer, UrdenbachRhein-Kilometer 725,3: rechtes Ufer, Himmelgeist (Kölner Weg)Rhein-Kilometer 729,3: rechtes Ufer, Himmelgeist (Alt-Himmelgeist)Rhein-Kilometer 749,0: linkes Ufer, LörickRhein-km 749,0: rechtes Ufer, StockumRhein-Kilometer 755,1, rechtes Ufer, Kaiserswerth
Aber wofür werden die Rampen in der Landeshauptstadt eigentlich heute genutzt? Antworten darauf hat die Pressesprecherin des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes mit Sitz in Duisburg, das sich um die Rampen kümmert. „Nach wie vor stehen sie im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland“, erklärt Valeska Bergmann. Vor zehn Jahren seien die allermeisten dieser Ersatzübergangsstellen entlang des Rheins aber aus der „militärischen Infrastruktur entlassen worden“. Dazu gehören auch die sechs Düsseldorfer Nato-Rampen, die seitdem nicht mehr für den Kriegsfall einsatzbereit gehalten werden müssen.

Die Nato-Rampe in Düsseldorf-Kaiserswerth ist an den Rheinfährbetrieb Schäfer verpachtet. (Archiv-Bild)
© NRZ_Kai Kitschenberg | Kai Kitschenberg
Benötigt werden sie trotzdem, allerdings für zivile Zwecke. Bis auf die Rampe am Kölner Weg in Himmelgeist habe das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt alle verpachtet. Wo einst Panzer auf Boote rollen sollten, transportieren die beiden Rheinfährbetriebe „Schäfer“ und „Jansen & Söhne“ heute als Pächter der ehemaligen Militäranlagen Ausflügler und Pendler zwischen den Rheinufern hin und her. Aktuell zum Beispiel auf den Fähren Urdenbach – Zons und Kaiserswerth – Langst. Die Fähre Uedesheim – Himmelgeist fährt auch in diesem Jahr wegen Personalmangels nicht.
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„An der Rampe in Stockum finden auch immer wieder Schwergutumschläge statt“
Valeska Bergmann
Sprecherin des Wasserstraßen-und Schifffahrtsamtes

In Düsseldorf-Urdenbach wird die Nato-Rampe vom Fährbetrieb Jansen & Söhne genutzt.
© NRZ | jum
In Stockum erfreut sich der Düsseldorfer Rheinsportclub an der Ersatzübergangsstelle und hat sie in „Jetski Nato-Rampe Düsseldorf“ umbenannt. Hier am Lohauser Deich tummeln sich die Vereinsmitglieder vor allem im Sommer auf dem Beton-Bauwerk und lassen ihre Boote zu Wasser.
Düsseldorfer Messe Boot nutzt Nato-Rampe für die Super-Yachten
Valeska Bergmann nennt noch eine weitere Nutzung: „Insbesondere an der Rampe in Stockum finden auch immer wieder Schwergutumschläge statt.“ Benötigt wird dafür eine Genehmigung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes. Die gibt es alle Jahre wieder auch für die gigantischen Super-Yachten, die zu den Höhepunkten der Messe „Boot“ gehören. Die begehrten Ausstellungsobjekte werden an der Stockumer Nato-Rampe aus dem Wasser gefischt und zur Messe transportiert.
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Überlebenswichtig können die ehemaligen Panzerrampen heute übrigens für Verunglückte im Rhein sein. Die Düsseldorfer Feuerwehr, die für 42 Kilometer Rhein zuständig ist, kann hier im Notfall nämlich ihre Rettungsboote zu Wasser lassen. Die Stadt betont aber, dass es zusätzlich zu den Nato-Rampen weitere Zugangsmöglichkeiten für die Feuerwehrboote gibt. Und dass immer auch Boote dauerhaft im Wasser stationiert sind.
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Wie ausgewählte Rampen am Rhein, die auch heute noch zur militärischen Infrastruktur gehören, im Ernstfall zum Einsatz kommen könnten, das demonstrierte das niederländische Militär im Frühjahr 2025 am Niederrhein. Bei einer großen Militärübung wurde eine Rheinüberquerung zwischen Grieth und Dornick geprobt. Dabei rollten 160 Fahrzeuge über die Nato-Rampen auf Boote.