Dieses Porträt hat mich bewegt. Es erdet, lehrt Demut. Und es rückt Maßstäbe gerade. Die Geschichte von Daniel Rottach aus Darmstadt. Einst hat er sich für Kunstgeschichte interessiert, jetzt stellt er sich in seinem Beruf täglich einer harten und oft hässlichen Realität. Er leitet die Drogenhilfe Scentral. Seit fast 20 Jahren ist der 42-Jährige auf den Straßen der Stadt unterwegs. Und er sieht und er kennt die Menschen am Rand der Gesellschaft, die, die draußen sind und ganz unten. Das Elend und das Leid, hautnah. Er nennt es „brutalen Realismus“ – und der tut weh, denn oft gibt es kein Happy End. Ein Erfolg ist hier etwa ein kleines Lächeln einer Person, der es „augenscheinlich scheiße geht“. Warum tue ich mir das an? Diese Frage hat er sich schon oft gestellt, gibt Rottach zu. „Aber dann gucke ich mir die Leute an und denke mir: genau für die tue ich mir das an. Um genau diese Extremsituationen möglicherweise hinauszuzögern oder ein Stück weit zu verhindern.“ Lars Leitsch hat den Mann getroffen und einen starken Text über ihn und seine Arbeit geschrieben und darüber, wie er auf die Welt blickt. Und wie er es schafft, das Wichtigste nicht aus dem Blick zu verlieren: „Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Leute einen riesigen Leidensdruck haben und schwerstkrank sind. Aber es sind Menschen wie du und ich.“