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Bedrückte Stimmung in der Gastro- und Tourismusbranche in Österreich. Wirte berichten von hohen Kosten und enormer Bürokratie. Auf Urlauber warten Preissteigerungen.
Wien – Wie so vieles im schnelllebigen 21. Jahrhundert muss sich auch die Gastro- und Tourismusszene in Österreich auf einen Wandel einstellen. Das berichteten Branchenvertreter beim Sommerpressegespräch der Sparten Gastronomie und Hotellerie der Wirtschaftskammer, das am Donnerstag in Wien stattgefunden hatte. In Sachen Energie, Wareneinsatz sowie aufgrund der gestiegenen Personalkosten herrsche eine „Kostenlawine“. Die Branche wünscht sich mehr Unterstützung aus der Politik, berichtet die Austria Presse Agentur (APA).
Bürokratie und steigende Kosten: Lange Gesichter bei Wirten in Österreich
Wie Hotellerie-Obmann Georg Imlauer und sein Gastro-Kollege Alois Rainer in Wien erklärten, könnten die steigenden Kosten weder zügig noch in ausreichender Höhe weitergegeben werden. Für die leidigen Preissteigerungen sei somit nicht die Branche selbst verantwortlich. Auch in Bayern kämpfen Gastro-Betriebe mit hohen Kosten. Im Vergleich zu 2019 waren die Betriebsergebnisse trotz gestiegener Umsätze im Branchenmedian niedriger, was unter anderem Investitionen erschwere, schreibt die APA.
Doch genau die brauche es, bemerkte Alois Rainer, der in Tirol als Gastronom tätig ist. Schließlich müsse man sich den sich wandelnden Gästewünschen anpassen, erläuterten die Obmänner, die sich zudem ordentliche Investitionsförderungen erhoffen – beispielsweise beim Thema Energieeffizienz. Rainer rät von den Kosten belasteten Unternehmern aber auch zu einer mutigen Verhandlungsweise mit Anbietern. Denn da sei „mehr drin als viele glauben“.

Österreichs Wirte schlagen Alarm. Eine Kostenlawine könnte auf Urlauber zurollen. © Guenter Graefenhain/imageBROKER/Imago
Im Tagesgeschäft der Betriebe rücke unterdessen eine immer gesündere, häufig sogar vegetarische oder vegane Ernährung in den Vordergrund. Gerade jüngere Menschen würden vermehrt zu nicht-alkoholischen Getränken greifen. „Die Leute kommen zwar noch ins Gasthaus, konsumieren aber beispielsweise keinen Aperitif und statt einer Flasche Wein nur ein Glas; die Nachspeise wird vielleicht geteilt, ein Schnapserl zum Abschluss spielt für Jüngere eher keine Rolle mehr“, so Rainer weiter. Ein Ärgernis ist es für Restaurantbetreiber, wenn Gäste trotz Reservierung nicht erscheinen.
Umfrage: Nur 60 Prozent erwarten guten Sommer in Österreichs Hotels und Gastro-Betrieben
Ähnliches berichtet auch die Hotel-Branche, wo die Gäste mittlerweile ebenfalls mehr Wert auf Gesundheit legen. Auch Wellness werde häufig nachgefragt. Wer sich spezialisiert, der punkte, erklärte Hotelbetreiber Georg Imlauer. Beherbergt man in seinem Hotel sowohl Erwachsene als auch Familien, sei laut Imlauer allerdings darauf zu achten, „dass sie sich nicht allzu sehr in die Quere kommen“.
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Die Stimmung bei den Unternehmern hat sich zum Vorjahr indessen verschlechtert, wie Ergebnisse einer Umfrage zeigen. Eine gute Sommersaison erwarten in diesem Jahr nur noch 60 Prozent der Befragten. 2024 lag der Wert nach APA-Angaben immerhin noch bei 70 Prozent. Imlauer und Rainer forderten in diesem Zug einen Bürokratieabbau und verwiesen auf kleinere Betriebe, die sich teilweise zehn Stunden pro Woche mit der ungeliebten Zettelwirtschaft herumschlagen müssten.
Ob sich der Sommer-Pessimismus der Betriebe bewahrheiten wird, bleibt derweil abzuwarten. In der Wintersaison 2024/25 verbucht das Portal Statistik Austria zumindest ein leichtes Plus bei den Übernachtungen. 72,25 Millionen Mal hätten Urlauber im vergangenen Winter einem Bett in der Alpenrepublik genächtigt – ein Zuwachs von 1,6 Prozent zum Vorjahr.
Bürokratie belastet kleine Unternehmen
Zudem, so die Forderung der Branchen-Obmänner, müssten die Lohnnebenkosten sinken: „Die Hoffnungen sind gedämpft, aber wir geben nicht auf.“ Die gesteigerten Kosten würden in jedem Fall aber „wahnsinnig“ auf die Erträge drücken. Georg Imlauer wünscht sich, dass den Betrieben künftig wieder mehr netto vom Brutto bleibt und brachte in Wien eine Abgabenbefreiung beim Trinkgeld ins Spiel – von der er sich zumindest eine kleine Abschwächung des Bürokratie-Irrsinns verspricht. Nach Information der APA ist eine Regelung für Abgaben auf Trinkgelder zwar auf Regierungsebene im Gespräch, nach einer Befreiung von Abgaben sehe es derzeit aber nicht aus.
Die Lohnnebenkosten müssen sinken, die Hoffnungen sind gedämpft, aber wir geben nicht auf.
Die beiden Obmänner fanden derweil noch weitere Stellschrauben: Ansetzen könnte man laut Imlauer und Rainer auch bei den Abschreibungsdauern, denn die gehören verlängert, appellierten sie. „Keine Bank finanziert auf 40 Jahre, am Ende zahlen wir Raten vom versteuerten Gewinn retour“, kritisierte Imlauer laut APA.
Fachkräftemangel: Junge Menschen aus Drittstaaten als Hoffnungsträger
Handlungsbedarf bestehe auch beim Fachkräftemangel in Österreich. Insbesondere das erhebliche Ost-West-Gefälle innerhalb des Landes mache der Branche zu schaffen. In dieser Hinsicht setzen Imlauer und Rainer große Hoffnungen in junge Menschen, die „noch offener für einen Ortswechsel seien“, schreibt die APA. Die Obmänner schlugen vor, in Österreich Programme zur Erwachsenenausbildung im Tourismusbereich auszubauen. Volljährige Menschen aus Drittstaaten wie beispielsweise Studierende sollten Imlauer und Rainer zufolge Aufenthaltsbewilligungen ermöglicht werden, anstatt sie im Heimatland „vor-auszubilden“.
Gastro-Führungskräfte: 50 Prozent sind Frauen
Wie die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) im ersten Jahresquartal 2025 mitteilte, gibt es in der Branche zuletzt aber auch positive Entwicklungen zu verzeichnen: Knapp 50 Prozent der Führungskräfte sind Frauen, heißt es in einer Mitteilung der WKO. Mit 18,47 Prozent erfreulich gering ist indessen die Fluktuationsrate in den Betrieben, was für eine „stabile Beschäftigungssituation innerhalb der Kernbelegschaft“ spreche.