Veröffentlicht am 19. Juli 2025, 13:07
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Mark Mateschitz ist laut trend der reichste Österreicher – und verdankt sein Vermögen vor allem einer Erbschaft.
Mark Mateschitz ist laut trend der reichste Österreicher – und verdankt sein Vermögen vor allem einer Erbschaft.
Sieben der zehn reichsten Familien in Österreich verdanken ihr Milliardenvermögen vor allem einem: der Geburt in die richtige Familie. Eine neue Analyse zeigt, wie ungleich Erbschaften verteilt sind – und warum das alle betrifft.
Laut der aktuellen trend-Reichenliste stammt der Großteil der größten Vermögen Österreichs aus Erbschaften und Stiftungen. Unter den Top 10 befinden sich sieben Erben, die ohne eigene Leistung in Besitz von Milliarden gelangt sind. Der Unterschied zum Durchschnitt ist kaum zu fassen: Die reichste Einzelperson in Österreich besitzt 126.000-mal so viel Vermögen wie eine durchschnittliche Person im Land.
Arbeit wird stärker besteuert als Milliarden
„Sie hatten das Glück in reiche Familien geboren zu sein, das ist ein Startvorteil, den man tendenziell nie wieder durch Arbeit aufholen kann. Das macht es noch absurder, dass die Regierung in Österreich weder Erbschaften noch extrem hohe Vermögen besteuert, während auf Arbeitseinkommen bis zu 55 Prozent fällig sind“, erläutert Barbara Schuster, stellvertretende Chefökonomin am Momentum Institut.
Einzelne Milliardäre übersteigen Reichtum ganzer Bevölkerungsschichten
Die reichste Einzelperson im Land besitzt 126.000-mal so viel wie eine Durchschnittsperson. Jeder einzelne der Top-10-Milliardären besitzt mehr Vermögen als alle 650.000 (schuldenfreie) Haushalte des untersten Vermögensfünftels der Bevölkerung zusammen. Der drittreichste Österreicher etwa besitzt als Einzelperson mehr Vermögen als 410.000 Haushalte der unteren Mittelschicht zusammen.
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Hier ein kleiner Überblick.
Milliardenschweres Potenzial bei Erbschaftssteuer
„Das Erbvolumen in Österreich verdoppelt sich in den nächsten 25 Jahren beinahe – insgesamt 800 Milliarden Euro sollen vererbt werden. Das ist rund 22-mal so viel wie Mark Mateschitz besitzt, der nicht nur die reichste Person Österreichs ist, sondern laut Forbes auch Platz 38 der reichsten Menschen der Welt belegt. Wir sprechen da also von unvorstellbaren Summen, die bald gänzlich unversteuert und leistungslos vererbt werden“, so Schuster weiter. Laut Momentum Institut könnten allein durch eine Erbschaftssteuer auf die Top-10-Vermögen zwischen 6,7 und 28 Milliarden Euro in die Staatskasse fließen – je nach Modell. Geld, das statt Kürzungen etwa im Sozialbereich genutzt werden könnte.
Steuersystem einseitig belastend für Arbeit und Konsum
Von 100 Steuereuros stammen derzeit 76 aus Arbeit und Konsum, nur 4 Euro aus vermögensbezogenen Steuern. Die Kapitalertragssteuer, Grundsteuer oder Stiftungseingangssteuer spielen eine untergeordnete Rolle. „Problematisch dabei ist etwa, dass durch den Einheits-Steuersatz der Kapitalertragssteuer die Mindestpensionistin genauso viel Prozent auf ihr Erspartes am Sparbuch abführt, wie der Multi-Milliardär“, sagt Schuster.
OECD: Österreich besteuert Vermögen besonders zaghaft
Österreich liegt laut OECD-Vergleich bei vermögensbezogenen Steuern auf dem viertletzten Platz – nur Litauen, Tschechien und Estland erheben noch geringere Abgaben. Der EU-Schnitt liegt etwa dreimal so hoch wie der österreichische. „Wir haben eine der höchsten Vermögenskonzentrationen der ganzen Eurozone und besteuern Vermögenswerte im internationalen Vergleich lächerlich gering. Gleichzeitig bekommen wir in Dauerschleife die Empfehlung vermögensbezogene Steuern zu erhöhen und auch zwei Drittel der Bevölkerung sprechen sich dafür aus. Im nächsten Schritt sollte die Politik tätig werden“, so Schuster abschließend.