Düsseldorf – Der Himmel glitzert, auf der Brücke zücken Zuschauer ihre Handys, drängen sich dicht an dicht. Es ist gegen 22.30 Uhr, als der erste Feuerwerkskörper aufsteigt – ein Knall, bunte Lichter, Applaus. Dann plötzlich: eine Explosion in zu niedriger Höhe! Funken und Druckwelle treffen direkt in die Menschenmenge, Rauch liegt über dem Kirmesgelände, Entsetzen unter den Besuchern.
Quelle: BILD/ Jan Ohmen19.07.2025
Was als festlicher Höhepunkt der Rheinkirmes in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) geplant war, endet in einem Albtraum. 19 Menschen wurden beim traditionellen Feuerwerk verletzt. Wieviele von ihnen schwer verletzt wurden, ist unklar. Die Rede war von vier bis sechs Schwerverletzten, darunter mindestens ein Kind. Ein Großaufgebot von Feuerwehr und Rettungsdienst rückt an.
Weil ein Feuerwerkskörper offenbar fehlgeleitet war, explodierte er nah am Boden
Foto: Wolfgang Harste
Am Tag nach dem Unglück sind die abgebrannten Hülsen des Feuerwerks zu sehen, ein Querschläger landete in der Zuschauermenge
Foto: Christoph Reichwein/dpa
Kippte eine Abschussrampe um?
Die Einsatzkräfte wurden gegen 22.45 Uhr alarmiert. Nach erstem Stand der Ermittlungen könnte eine der Abschussrampen vor oder bei dem Abschuss der Kugelbomben umgekippt sein – mit dramatischen Folgen. Denn dadurch flogen die Feuerwerkskörper viel zu tief und in die Menge im Bereich der Rheinkniebrücke sowie der Rheinwiesen.
Der Feuerwerkskörper detonierte in Bodennähe, möglicherweise kippte eine Startrampe vor oder nach dem Abschuss der Kugelbombe um
Foto: Florian Schmidt
Rene Osterhage, staatlich geprüfter Pyrotechniker aus Herten, analysierte für BILD die Fotos und betont, dass die Firma, die das Feuerwerk durchgeführt hat, eine der renommiertesten ist, die man sich vorstellen kann. Er vermutet, dass die am Boden explodierte Kugelbombe vermutlich die danebenstehenden Rohre mit den restlichen Kugelbomben umgeworfen hat. „Diese haben dann eine Flugbahn in Richtung Brücke eingeschlagen“, so Osterhage.
Eine Abschussvorrichtung für das Feuerwerk liegt auf den Rheinwiesen
Foto: Christoph Reichwein/dpa
Und weiter erklärt der Experte: „Das Problem liegt vermutlich in der ersten Explosion. Die Kugelbombe ist nicht wie vorgesehen in die Luft geschossen. Sie befinden sich in Rohren – wie bei einer Kanone im Piratenfilm. Normalerweise wird sie aus dem Rohr geschleudert und zerlegt sich erst in etwa 150 Metern Höhe. Hier sieht es so aus, als sei sie bereits im Rohr explodiert. Diese Rohre halten zwar die Ausstoßladung aus, aber nicht die Zerlegung, die eigentlich am Himmel stattfinden sollte.“
Ein Mitarbeiter der Feuerwerksfirma arbeitet am Unfallort auf den Rheinwiesen
Foto: Christoph Reichwein/dpa
Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen, geht bislang aber von einem Unfall aus. Andreas-Paul Stieber, Schützenchef und Mitorganisator der Kirmes in Düsseldorf, berichtete von einer möglicherweise umgekippten Startrampe: Ein Querschläger sei Richtung Container geflogen, der direkt neben dem VIP-Bereich des Schützenzelts steht.
Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung
Noch in der Nacht und auch am Samstagmorgen werden Spuren im Abschussbereich des Feuerwerks, das von Profis gestartet wurde, gesichert. Aktuell wird wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.
Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung
Foto: Wolfgang Harste
Da die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei wegen des Volksfestes ohnehin vor Ort waren, konnten sie sich schnell um die Verletzten kümmern.
Zwei Kinder durch Feuerwerk schwer verletzt
Nach BILD-Informationen soll ein vierjähriges Kind schwere Gesichtsverletzungen erlitten haben. In Lebensgefahr soll aber niemand schweben.
Ersthelfer bringen eine Verletzte zu den Sanitätern
Foto: David Young/dpa
Laut Feuerwehr wurde der letzte Patient knapp eine Stunde nach der ersten Meldung ins Krankenhaus gebracht.
Einsatzkräfte versorgen eine verletzte Person
Foto: David Young/dpa
Nach dem tragischen Unglück beschloss der Veranstalter, die Kirmes vorzeitig zu beenden. Angesichts des Unfalls werde laut einem Sprecher geprüft, ob die Tradition des Kirmesfeuerwerks im kommenden Jahr weiter fortgesetzt wird. Die Rheinkirmes endet regulär am Sonntag.
Info-Hotline für Angehörige und Freunde
Angehörige, die ihre Verwandten oder Bekannten nach dem Vorfall auf der Rheinkirmes suchen, können sich unter der eingerichteten Informations-Hotline melden: 0211/388 9889
Quelle: NonstopNews, Twitch, X19.07.2025
Korrektur
In einer früheren Version schrieben wir, dass das schwer verletzte Kind drei Jahre alt sei. Nach jetzigen Angaben der Behörden ist es jedoch vier Jahre alt. Wir haben dies korrigiert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.