Was EU-Diplomaten aus den Zollverhandlungen mit den USA berichten, dürfte für Deutschland teuer werden. Offenbar will Donald Trump an hohen Zöllen festhalten und noch höhere Abgaben auf Autos.
Maroš Šefčovič berichtete Vertretern der EU-Mitgliedsstaaten am Freitag Deprimierendes über die Verhandlungen im Zollkrieg der USA.
Wichtig für Deutschland: Die USA sind der wichtigste Handelspartner der Bundesrepublik. Sinken die deutschen Exporte in die Vereinigten Staaten durch neue Zölle um ein Fünftel, verringert dies die deutsche Wirtschaftsleistung um rund 0,6 bis 0,7 Prozent. Weil auch Zulieferer Aufträge verlieren, liegen die Verluste insgesamt noch höher.
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Die jüngsten Entwicklungen stellen einen Rückschritt in den Verhandlungen dar.
Der Präsident teste die Entschlossenheit der EU, vermuten deren Vertreter. „Wir wollen keinen Handelskrieg”, zitiert die FT einen ranghohen Diplomaten. “Aber wir wissen nicht, ob uns die USA eine Wahl lassen.” Für den Fall, dass die Vereinigten Staaten an ihren hohen Zöllen festhalten, plant die EU Gegenzölle.
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Derzeit erheben die USA einen einheitlichen Zoll von zehn Prozent auf alle Produkte aus der EU. Trump hatte diesen eingeführt, nachdem er seine Anfang April verkündeten Zölle von 30 Prozent aufgeschoben hatte.
Die ursprünglich verkündeten Zölle von 30 Prozent treten nach derzeitigem Stand zum 1. August in Kraft. Den Verhandlungsparteien bleiben also weniger als zwei Wochen, um sie zu verhindern.
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Wirtschaftsexperten sagen einstimmig allen Beteiligten weitgehend massive wirtschaftliche Einbußen voraus, sollten Trumps Zölle in Kraft treten.
Wichtig für Anleger: Wegen dieser flächendeckenden Probleme hatten Finanzmärkte im April mit starken Kursverlusten auf Trumps Zollankündigung reagiert. Zwischenzeitlich haben sie sich erholt, wohl im Glauben auf eine gütliche Einigung, vermuten Beobachter. Scheitert diese, bleibt abzuwarten, ob die Kurse erneut abrutschen.
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In Europa fordern derweil zunehmend mehr Wirtschaftsvertreter und Politiker harte Gegenmaßnahmen – wie hohe Zölle auf US-Produkte – sollte Trump an seinen Plänen festhalten. Die EU arbeitet laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) weiter an einer Einigung, behalte sich aber vor, „alle notwendigen Schritte zum Schutz ihrer Interessen zu ergreifen, einschließlich Gegenmaßnahmen“.
Hintergrund dieser Forderungen ist die Hoffnung, Trump durch entschiedenes Auftreten zu einem erneuten Rückzieher zu bewegen. „Trump ist bekannt dafür, immer wieder starke Ansagen und dann Rückzieher zu machen“, sagt Jens Südekum, Ökonom und Berater von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Er sehe keinen Anlass, dass es dieses Mal anders sein wird. Die Verhandlungen bis dahin dürften allerdings schwierig bleiben.