Was EU-Diplomaten aus den Zollverhandlungen mit den USA berichten, dürfte für Deutschland teuer werden. Offenbar will Donald Trump an hohen Zöllen festhalten und noch höhere Abgaben auf Autos.

Maroš Šefčovič berichtete Vertretern der EU-Mitgliedsstaaten am Freitag Deprimierendes über die Verhandlungen im Zollkrieg der USA. 

Präsident Donald Trump fordere Zölle von mindestens 15 bis 20 Prozent auf alle Produkte, berichtet die Financial Times (FT) in Berufung auf drei mit den Gesprächen vertraute Personen.Auf Autos wolle Trump weiterhin 25 Prozent Zölle erheben. Autos zählen neben Maschinen und Pharmaprodukten zu den wichtigsten Exportgütern der Bundesrepublik in die Vereinigten Staaten.Die EU habe ihre Hoffnung auf einen einheitlichen Zoll von zehn Prozent aufgegeben, berichtet die FT.Kanzler Friedrich Merz (CDU) äußerte sich am Freitag ebenfalls pessimistisch. Die EU arbeite weiter an Ausnahmen für einzelne Wirtschaftssektoren. Die USA sehen diese aber kritisch.

Wichtig für Deutschland: Die USA sind der wichtigste Handelspartner der Bundesrepublik. Sinken die deutschen Exporte in die Vereinigten Staaten durch neue Zölle um ein Fünftel, verringert dies die deutsche Wirtschaftsleistung um rund 0,6 bis 0,7 Prozent. Weil auch Zulieferer Aufträge verlieren, liegen die Verluste insgesamt noch höher. 

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Enormer Rückschritt für die Verhandlungen

Die jüngsten Entwicklungen stellen einen Rückschritt in den Verhandlungen dar. 

Zwischenzeitlich äußerten Teilnehmer die Hoffnung, die Zölle auf einheitlich zehn Prozent begrenzen zu können.Trumps jüngste Forderungen gleichen nun jenen zu Beginn der Verhandlungen im April.Auf Stahl und Aluminium haben die USA inzwischen Zölle von 50 Prozent erhoben, mehr als ursprünglich von Trump gefordert.

Der Präsident teste die Entschlossenheit der EU, vermuten deren Vertreter. „Wir wollen keinen Handelskrieg”, zitiert die FT einen ranghohen Diplomaten. “Aber wir wissen nicht, ob uns die USA eine Wahl lassen.” Für den Fall, dass die Vereinigten Staaten an ihren hohen Zöllen festhalten, plant die EU Gegenzölle.

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Derzeit erheben die USA einen einheitlichen Zoll von zehn Prozent auf alle Produkte aus der EU. Trump hatte diesen eingeführt, nachdem er seine Anfang April verkündeten Zölle von 30 Prozent aufgeschoben hatte. 

Die ursprünglich verkündeten Zölle von 30 Prozent treten nach derzeitigem Stand zum 1. August in Kraft. Den Verhandlungsparteien bleiben also weniger als zwei Wochen, um sie zu verhindern. 

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Börsen sackten schon einmal ab – was passiert jetzt?

Wirtschaftsexperten sagen einstimmig allen Beteiligten weitgehend massive wirtschaftliche Einbußen voraus, sollten Trumps Zölle in Kraft treten. 

Den USA drohe hohe Inflation, weil die Zölle den Preis von Produkten verteuern.Deutschland und der EU drohen wirtschaftliche Schäden: Teurere Produkte finden weniger Kunden. Das bremst Umsätze und Gewinne, was sich negativ auf Löhne und Beschäftigungschancen auswirkt.

Wichtig für Anleger: Wegen dieser flächendeckenden Probleme hatten Finanzmärkte im April mit starken Kursverlusten auf Trumps Zollankündigung reagiert. Zwischenzeitlich haben sie sich erholt, wohl im Glauben auf eine gütliche Einigung, vermuten Beobachter. Scheitert diese, bleibt abzuwarten, ob die Kurse erneut abrutschen.

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Politik setzt auf Gegenzölle und hofft auf Rückzieher

In Europa fordern derweil zunehmend mehr Wirtschaftsvertreter und Politiker harte Gegenmaßnahmen – wie hohe Zölle auf US-Produkte – sollte Trump an seinen Plänen festhalten. Die EU arbeitet laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) weiter an einer Einigung, behalte sich aber vor, „alle notwendigen Schritte zum Schutz ihrer Interessen zu ergreifen, einschließlich Gegenmaßnahmen“.

Hintergrund dieser Forderungen ist die Hoffnung, Trump durch entschiedenes Auftreten zu einem erneuten Rückzieher zu bewegen. „Trump ist bekannt dafür, immer wieder starke Ansagen und dann Rückzieher zu machen“, sagt Jens Südekum, Ökonom und Berater von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Er sehe keinen Anlass, dass es dieses Mal anders sein wird. Die Verhandlungen bis dahin dürften allerdings schwierig bleiben.