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Wohlhabende Russen haben lange Zeit gerne Immobilien in Europa gekauft. Seit Kriegsbeginn ist das vorbei. Jetzt ziehen sie weiter – und weit, weit weg.
Der Krieg in der Ukraine hat vieles verändert – auch für die Russen. Sie sind zwar mit dem Vorgehen ihrer Streitkräfte in der Mehrzahl einverstanden, wünschen sich aber gleichzeitig Friedensverhandlungen, wie das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Levada Center wieder feststellte. Sie wünschen sich wieder ein ruhiges und normales Leben.
Wer allerdings nicht daran glaubt, dass das bald Realität wird und das entsprechende Kapital hat, sucht sich auch gerne eine Bleibe im Ausland. Europa war da lange Zeit ein begehrtes Ziel – doch Europa ist jetzt out. Die empfundene Feindseligkeit gegen Russland, die eingefrorenen Gelder und auch die immer stärkere Regulierung im Immobilienmarkt schrecken sie ab. Die neuen heißen Ziele sind jetzt in Asien und Nahost zu finden.

Europäische Immobilien werden für Russen unattraktiver © IMAGO/Zoonar.com/Stefan LawsTop-Immobilienländer der Russen liegen jetzt im Nahen oder Fernen Osten
In einem neuen Ranking, das die internationale Immobilienmaklerfirma Tranio aufgestellt hat, sind die Lieblingsziele der Russen aufgeführt. Die unternehmenseigenen Daten beziehen sich auf das erste Halbjahr 2025. Die Basis dafür bilden eigene Daten des Unternehmens für das erste Halbjahr 2025. Spitzenreiter bei den neuen Traumländern der Russen ist Thailand – ganze 25,6 Prozent beträgt die russische Nachfrage in dem asiatischen Land und ist damit deutlich gestiegen (2024: 19,7 Prozent). Das Land punktet mit ausgesprochener Investorenfreundlichkeit und sehr einfachen Einreisebedingungen.
Auf Platz zwei der begehrten Immobilienländer mit 10 Prozent Nachfrage: Die Vereinigten Arabischen Emirate, die seit Beginn des Krieges schon zu einem ausgemachten Hotspot für russische Investoren aufgestiegen sind. Es folgt die Türkei mit neun Prozent, sie ist auch schon vor Beginn des Krieges ein beliebtes Urlaubsland der Russen gewesen.
Europäische Länder mit drastischen Nachfrageeinbrüchen bei Immo-Käufen
Mit der Nachfrage nach Immobilien in Europa geht es allerdings steil bergab. Einzig Zypern kann mit jetzt 6,6 Prozent Nachfrage einen Zuwachs um ca. 10 Prozent verzeichnen. Angeführt wird die Länderliste zwar noch von Frankreich, mit immerhin 7,1 Prozent Nachfrage – das ist im ersten Halbjahr 2025 allerdings ein dickes Minus von 20 Prozent zu 2024. Ganz mau sieht es in Spanien und Griechenland aus, die einen Nachfragerückgang von 28,6 bzw. 36,3 Prozent zu verkraften haben. Interessanterweise wächst bei den Russen auch das Interesse an Immobilien in den USA – zwar auf niedrigem Niveau mit insgesamt 3,6 Prozent, aber das ist immerhin ein Plus von 78,5 Prozent zum Jahr 2024.
Immobilieninvestitionen der Russen im Ausland bleiben hoch
Reiche Russen kaufen immer noch gerne Immobilien im Ausland. Nicht alle verlegen gleich ihren Wohnsitz dorthin, oft geht es auch um Aufenthaltsgenehmigungen oder um eine reine Kapitalanlage. Allerdings sind sie dabei seit Kriegsbeginn in der Auswahl der Länder auch eingeschränkt. Zwar wird immer noch in geringerem Maße in Europa investiert, denn Aufenthaltsgenehmigungen und Lebensstandard sind in Europa noch immer attraktiv – allerdings haben die eingefrorenen Oligarchen- und Staatsvermögen auch das Vertrauen schwinden lassen. Manche europäischen Länder haben ferner die Aufenthaltsbedingungen für russische Bürger auch weiter verschärft.
Der russische Ökonom Vladislav Inozemcev, der heute in den USA lebt, schätzt, dass Europa 25 bis 30 Milliarden Euro Investitionen aus Russland verloren hat durch den Krieg und die eigene Haltung. Durch das Einfrieren russischer Vermögenswerte wurde Europa als unzuverlässig eingeschätzt. Damit haben die Europäer seiner Meinung nach das Vertrauen derjenigen Russen verspielt, die ebenfalls keine Putin-Freunde sind. Die traditionell westlich orientierten Oligarchen sehen das genauso.