Auf Sizilien könnte es sogar zu Spitzenwerten von bis zu 50 Grad kommen, berichtete Lorenzo Tedici, Meteorologe des Portals Ilmeteo.it.

Eine große Belastung bei Hitzewellen stellen neben extremen Temperaturen tagsüber Tropennächte dar. In Tropennächten kühlt es nicht unter 20 Grad ab, in Italien liegen die Nachttemperaturen in vielen Regionen diese Woche sogar deutlich darüber.

Neuer europäischer Hitzerekord möglich

Auf Sizilien könnte der bisherige europäische Temperaturhöchstwert von 48,8 Grad, der 2021 in Floridia nahe der Stadt Syrakus gemessen wurde, in dieser Woche übertroffen werden. Schon in den nächsten Tagen werden auf Sardinien, Sizilien und in Apulien Spitzentemperaturen über 40 Grad erwartet.

Vor allem die Gebiete im Landesinneren Siziliens zwischen Syrakus und Catania gelten als besonders hitzegefährdet, denn sie bekommen am wenigsten die Meeresbrise zu spüren. Damit die Temperaturen tatsächlich auf 50 Grad steigen, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen: trockene, absinkende Luftmassen, die ihren Ursprung über Nordafrika haben, sehr geringe Luftfeuchtigkeit und eine gewisse Entfernung vom Meer.

Besonders betroffen von der Hitzewelle ist auch das süditalienische Kalabrien, wo nächtliche Tiefstwerte um 28 Grad und Tageshöchstwerte bis zu 44 Grad erwartet werden.

Menschen auf Liegestühlen auf dem La Pelosa Beach auf Sardinien

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Am Meer lässt sich die extreme Hitze etwas besser aushalten

Leere Stauseen und rationiertes Wasser

Die extreme Hitze verbindet sich in Süditalien mit der Trockenheit. Nach einem niederschlagsarmen Winter und einem unbeständigen Frühling hat die heiße Jahreszeit eine bereits bestehende Wasserkrise verschärft. Doch was früher als außergewöhnliches Phänomen galt, nimmt heute die Form eines strukturellen Problems an.

Sizilien sieht sich mit nahezu leeren Stauseen und Wasserrationierungen in bewohnten Gebieten konfrontiert. Mehrere italienische Regionen haben angesichts der Hitzewelle Schutzmaßnahmen für Arbeiter beschlossen. Eine Verordnung ist in der Lombardei in Kraft, die bis zum 15. September Außenarbeiten zwischen 12.30 und 16.00 Uhr im Bau-, Steinbruch-, Landwirtschafts- und Gartenbausektoren verbietet.

Wetterextreme & Klimakrise

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut dem aktuellen IPCC-Bericht aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Ungewöhnliche Hitze in Norwegen

Aber nicht nur im Süden, auch im europäischen Norden ist es für dortige Verhältnisse derzeit ungewöhnlich heiß. So erlebt Norwegen eine der längsten Hitzewellen seiner Geschichte. Schon seit mehr als einer Woche herrschen dort Höchstwerte von 30 Grad und mehr, an einigen Orten gibt es auch Tropennächte.

Am heißesten war es bisher am Donnerstag mit 34,9 Grad in Frosta in der Nähe von Trondheim in der Provinz Tröndelag. Auf den historischen norwegischen Höchstwert von 35,6 Grad in Nesbyen von 1970 fehlte nicht viel. Die Hitzewelle betrifft auch Schweden und Finnland und geht erst am Wochenende zu Ende.

Auch Meerestemperaturen erhöht

Der Grund für die extreme Wetterlage ist ein stabiles Hoch über Skandinavien: Es blockiert die Zufuhr kühlerer, feuchterer Luftmassen vom Atlantik. Daher scheint fast durchgehend die Sonne, teilweise bis zu 20 Stunden und länger. Damit ist auch die Abkühlung in der Nacht gering.

Die Auswirkungen der Hitzewelle zeigen sich auch an den Meerestemperaturen. Diese sind vor Norwegen derzeit bis zu fünf Grad höher als üblich. Berechnungen zeigen eine weitere Zunahme bis Mitte kommender Woche. Ungewöhnlich für das nordische Land ist auch, dass die Waldbrandgefahr aufgrund der Trockenheit deutlich erhöht ist, vor allem zwischen Trondheim und Bodo.

Die Zahl der Hitzewellen in Norwegen hat aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels deutlich zugenommen. Forschende haben eine Verdoppelung im Vergleich zu vor 30 Jahren festgestellt, auch größere Gebiete Norwegens sind von Hitzewellen mittlerweile stärker betroffen als früher.