Berlin. Der Flug eines US-amerikanischen Militärkolosses macht Analysten hellhörig. Befanden sich Atomwaffen an Bord? Hinweise verdichten sich.
Der Flug einer Boeing C-17A Globemaster vergangene Woche ist auf gängigen Trackingportalen zweifelsfrei nachzuverfolgen. Freilich ungewöhnlich – schließlich handelt es sich um ein US-amerikanisches Transportflugzeug, das auf seinem Weg von Albuquerque (New Mexico, USA) nach Lakenheath (Großbritannien) brisante Fracht an Bord gehabt haben könnte. Normalerweise ist bei hochsensiblen Flügen dieser Art der Transponder an Bord abgeschaltet.
Nicht aber bei dem vierstrahligen Militärkoloss, der vergangenen Mittwoch von eben jenem Luftwaffenstützpunkt Kirtland aufbrach, an dem die US Air Force einen Teil ihrer Atombomben lagert. Analysten gehen laut britischen Medien davon aus, dass die Schutzmacht mit dem Flieger erstmals seit 2008 wieder Kernwaffen auf die britische Insel geschafft haben.
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Nato: „Wissen, dass sie Anlagen seit Jahren auf Atomwaffen vorbereiten“
Stutzig machte die Experten laut „Times“ zunächst, dass es sich wohl um einen „Einwegflug“ handelte. Auch auf dem Rückweg schien die Maschine keine Zwischenlandung gemacht zu haben. „Es sieht so aus, als sei die Nato nach England geflogen, habe die Waffen dort abgeladen und dann in den USA wieder ihren regulären Betrieb aufgenommen“, zitiert die „Times“ den ehemaligen Nato-Direktor William Alberque. „Wir wissen, dass sie diese Anlagen seit Jahren auf die Aufnahme von Atomwaffen vorbereiten.“ Sidharth Kaushal vom Royal United Services Institute geht davon aus, dass sich Atombomben vom Typ B61 an Bord befunden haben.
Ein F-35-Kampfjet auf dem Stützpunkt in Lakenheath.
© Getty Images | Dan Kitwood
Erst kürzlich hatte die britische Regierung unter Keir Starmer angekündigt, eine Staffel Kampfjets vom Typ F-35A zu kaufen, die auch B61-Atombomben transportieren und abwerfen können. „Die neuen Jets, die auf dem RAF-Stützpunkt Marham stationiert sind, werden für die Nuklearmission der Nato zur Verfügung stehen“, zitiert unter anderem die „Times“ aus einem vom britischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Strategiepapier vom Montag. „Diese Entscheidung führt zum ersten Mal seit der Außerdienststellung Großbritanniens souveräner luftgestützter Atomwaffen nach dem Kalten Krieg wieder eine nukleare Rolle für die RAF (Royal Air Force, Anmerkung der Redaktion) ein.“
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Transponder eingeschaltet – Drohgebärde an Russland?
Hinweise darauf, dass sich in der Transportmaschine Atomwaffen befinden könnten, gibt auch eine Meldung, die Mitte Juni die Runde machte: Demnach modernisieren die USA ihren Stützpunkt in Lakenheath, eben jenem Ziel der Boeing-Maschine. Der „Daily Telegraph“ zitierte aus Dokumenten des US-Verteidigungsministeriums, in denen von „einer nuklearen Mission“ die Rede ist.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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„Die Tatsache, dass sie Transponder eingesetzt haben, deutet für mich darauf hin, dass dies absichtlich geschehen muss“, so Experte Alberque. Offenbar sollte Russland die Drohgebärde damit zur Kenntnis nehmen.