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Deutschland blieb bisher von Extremhitze verschont. Andere Teile Europas brechen indes Temperaturrekorde – und der Sommer ist noch nicht vorbei. Eine Wetter-Kolumne von Dominik Jung.
München – Im Mai schürten Langfristprognosen des europäischen Wetterzentrums ECMWF Erwartungen auf einen Rekordsommer 2025. Die Modellläufe zeigten über Wochen hinweg auffällig hohe Temperaturabweichungen, insbesondere für Mittel- und Südeuropa.
Medien griffen die Vorhersagen auf, viele rechneten mit wochenlanger Gluthitze – auch für Deutschland. Doch hierzulande blieb der große Hitzeschub bislang aus. Der bisherige Höchstwert wurde Anfang Juli mit 39,3 Grad Celsius gemessen – heiß, aber kein Rekord. Und obwohl Wettermodelle in den Folgewochen mehrfach 40 Grad und mehr andeuteten, blieb der tatsächliche Temperaturverlauf vergleichsweise gemäßigt.

Große Hitze in Deutschland? Bisher hielt sich der prognostizierte Extremsommer zumindest hierzulande noch zurück. © Wolfilser/IMAGORekordsommer 2025? Ja – aber nicht unbedingt in Deutschland
Doch diese Beobachtung greift zu kurz. Denn Europa besteht nicht nur aus Deutschland. Während Mitteleuropa teilweise durch Tiefdruckeinflüsse abgekühlt wurde, erlebten andere Regionen einen extremen Sommer. Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal verzeichneten den heißesten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Besonders betroffen: die Iberische Halbinsel, wo es über Tage hinweg Temperaturen über 40 Grad gab – eine gefährliche und belastende Wetterlage für Mensch und Natur. Auch Skandinavien wurde zuletzt ungewöhnlich warm: In Teilen Norwegens und Schwedens wurden bis zu 35 Grad nahe des Polarkreises gemessen – Rekordwerte für diese Breitengrade und Jahreszeit.
Hitze tötet – Häme ist fehl am Platz
Es ist ein Irrtum, Hitze allein an deutschen Temperaturwerten zu messen – und ein gefährlicher dazu. In sozialen Medien mehren sich aktuell hämische Kommentare über den „ausgefallenen Rekordsommer“, weil in Deutschland die 40-Grad-Marke noch nicht erreicht wurde. Doch solche Bemerkungen verkennen die eigentliche Tragik: Hitzewellen gehören zu den tödlichsten Wetterphänomenen weltweit. Allein in Europa forderte der Sommer 2022 laut Schätzungen über 60.000 Hitzetote. Der stille Killer Hitze wird oft unterschätzt – mit fatalen Folgen. Vor allem für vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Kinder oder Menschen mit Vorerkrankungen.
In diesem Kontext sollten wir eher dankbar sein, dass Deutschland bisher von der extremen Hitze weitgehend verschont blieb. Unsere Infrastruktur ist auf Temperaturen von 40 Grad und mehr kaum vorbereitet. Hitzeschutzpläne in Städten, ausreichende Versorgung mit Trinkwasser, kühle Rückzugsorte – all das fehlt vielerorts. Gleichzeitig zeigen die Wettermodelle: Der Sommer ist noch nicht vorbei. Der meteorologische Sommer endet erst am 31. August, und auch der September kann mit Hitzeepisoden überraschen. Zwar ist in den kommenden Tagen keine markante Hitzewelle in Sicht, doch ein plötzlicher Umschwung ist jederzeit möglich. Wer jetzt über ausbleibende Rekorde lacht, könnte in wenigen Wochen eines Besseren belehrt werden.
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Noch keine Entwarnung beim Wetter – Hitze-Risiko bleibt auch im August
Die Vergangenheit zeigt, dass viele der heftigsten Hitzewellen Europas erst im August stattfanden. 2003, 2015 oder 2019 – all diese Jahre hatten einen besonders heißen Hoch- oder Spätsommer. Auch 2025 könnte diesem Muster folgen. Die Langfristprognosen des ECMWF deuten für den August nach wie vor auf erhöhte Temperaturen im südlichen und mittleren Europa hin. Das bedeutet nicht zwangsläufig Rekordhitze in Deutschland, aber das Risiko für einzelne Hitzetage mit über 35 Grad – möglicherweise sogar nahe 40 Grad – bleibt bestehen.
Es wäre also voreilig, den Sommer bereits abzuschreiben. Die aktuelle Phase mit moderaten Temperaturen könnte sich als trügerische Ruhe vor dem Sturm entpuppen. Und selbst wenn Deutschland weiterhin „Glück“ hat – der Rest Europas leidet bereits unter den Folgen der Extremhitze. Dürre, Waldbrände, gesundheitliche Belastungen – all das ist Realität. Der Sommer 2025 wird in die Statistik eingehen, vielleicht nicht mit den höchsten Temperaturen in Berlin oder Köln, aber mit einer beunruhigenden Häufung von Extremen in ganz Europa. Wer da von einem „milden Sommer“ spricht, verkennt die Lage.