Stand: 26.07.2025 23:10 Uhr

Seit Wochen warnen die Vereinten Nationen vor einer Hungersnot in Gaza. Nun lenkt Israel ein und will Hilfe aus der Luft ermöglichen. Auch Feuerpausen zum Verteilen der Lebensmittel sollen möglich sein.

Über dem Gazastreifen sollen nach Angaben der israelischen Armee in der Nacht zum Sonntag erstmals wieder Hilfslieferungen aus der Luft abgeworfen werden. Der erste Abwurf von Hilfsgütern sollte noch in der Nacht stattfinden – es ging dabei aber nur um sieben Paletten mit Hilfsgütern, darunter Mehl, Zucker und Konserven, wie die Armee auf dem Kurznachrichtendienst X mitteilte. Die Aktion werde in Abstimmung mit internationalen Hilfsorganisationen durchgeführt, hieß es.

Zudem sollen sogenannte humanitäre Korridore für UN-Hilfskonvois eingerichtet werden. In besiedelten Gebieten könnten laut der Armee Kampfpausen eingeleitet werden, um die Hilfe zu erleichtern. Für Sonntagmorgen hat Israel eine solche “humanitäre Pause” in Teilen des Gazastreifens angekündigt. Die Kampfpause solle für humanitäre Korridore und belebte Zentren gelten, hieß es in einer Mitteilung des israelischen Außenministeriums auf der Plattform X.

Es solle auch eine Stromleitung von Israel zu einer Entsalzungsanlage im Gazastreifen wiederhergestellt worden sein, wodurch eine tägliche Wasserproduktion von 20.000 Kubikmeter möglich sei, so das israelische Militär.

Keine Waffenruhe geplant

Die Lieferung über den Luftweg gilt Helfern zufolge allerdings als die teuerste und ineffektivste Form humanitärer Hilfslieferungen – auch, weil es dabei meist um relativ geringe Mengen geht. Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Palästinenser, die größtenteils dringend auf Hilfe angewiesen sind.

Trotz heftiger internationaler Kritik lässt Israel aktuell nur sehr wenig Hilfe in den abgeriegelten Küstenstreifen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Mittwoch vor einer tödlichen Hungerkrise im Gazastreifen gewarnt. Auch zahlreiche andere Hilfsorganisationen warnen davor.

Anders als die Vereinten Nationen behauptete die israelische Armee, es gebe keine Hungersnot in Gaza. “Die israelischen Streitkräfte betonen, dass es in Gaza keine Hungersnot gibt; dies ist eine falsche Kampagne der Hamas”, so die Armee in ihrem Post auf X. Belege für diese Aussage gab das Militär nicht.

Auch von einer Waffenruhe sprach die Armee explizit nicht. “Die Kampfhandlungen haben nicht aufgehört”, teilten die Streitkräfte mit. “Wir werden weiterhin in Gaza operieren, um alle Geiseln freizulassen und die Hamas sowohl über als auch unter der Erde zu besiegen.”

Vereinigten Arabischen Emirate kündigen Hilfe an

Die Vereinigten Arabischen Emirate kündigten an, “umgehend” den Abwurf von Hilfspaketen wieder aufzunehmen. “Die humanitäre Lage im Gazastreifen hat ein kritisches und beispielloses Ausmaß erreicht”, erklärte der Außenminister der Emirate, Scheich Abdullah bin Sayed Al Nahjan, im Onlinedienst X. “Wir werden sicherstellen, dass wichtige Hilfe die Bedürftigen erreicht, ob auf dem Land-, Luft- oder Seeweg”, erklärte er. “Der Abwurf von Hilfslieferungen beginnt erneut, umgehend.”

Israel war in den vergangenen Tagen wegen der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen zunehmend unter Druck geraten. Mehr als Hundert Hilfsorganisationen hatten vor einem “massenhaften Verhungern” in dem Palästinensergebiet gewarnt, darunter Ärzte ohne Grenzen (MSF), Save the Children und Oxfam. Die Organisationen forderten sofortige Verhandlungen über eine Waffenruhe, die Öffnung aller Grenzübergänge und den ungehinderten Fluss von Hilfsgütern durch von der UN kontrollierte Strukturen.

Die israelische Regierung wirft der Hamas vor, die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen zu behindern, die humanitären Lieferungen selbst zu plündern und Nahrungsmittel zu überhöhten Preisen zu verkaufen. Die Hamas wiederum wirft der israelischen Armee vor, in der Nähe von Verteilzentren regelmäßig auf Hilfesuchende zu schießen. Israel bestreitet diesen Vorwurf.