Das tödliche Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs, bei dem drei Menschen starben und mindestens 41 verletzt wurden, wurde nach ersten Ermittlungen der Polizei wahrscheinlich durch einen durch Starkregen ausgelösten Erdrutsch verursacht. Wie die Ermittler mitteilten, löste das Wasser im Böschungsbereich zu den Gleisen hin einen Erdrutsch aus, der die Entgleisung verursachte. Hinweise auf Fremdeinwirkung gibt es derzeit keine, die Untersuchungen dauern noch an.
Was ist bislang über die Todesopfer bekannt?
Bei dem Unglück starben nach Polizeiangaben der Lokführer und ein weiterer Mitarbeiter der Zuggesellschaft. Die dritte getötete Person sei mit dem Zug gereist. Darüber hinaus wurden mindestens 41 Menschen verletzt, darunter sind auch Schwerverletzte, wie es hieß. Die Rettungskräfte brachten die Verletzten in umliegende Kliniken.

Rettungskräfte suchen in dem entgleisten Zug nach Fahrgästen.
© dpa/Thomas Warnack
Welchen Einfluss hatte das Wetter auf das Unglück?
Dem Deutschen Wetterdienst zufolge zogen in den frühen Sonntagabendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.
Wie ist die Lage vor Ort?
Zahlreiche Rettungskräfte waren am Sonntagabend und in der Nacht am Unfallort im Einsatz. Rettungshunde suchten in den Trümmern nach Überlebenden. Auf Videoaufnahmen vom Ort des Geschehens war zu sehen, wie Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst auf den entgleisten Waggons arbeiteten, um sich Zugang zu den Fahrgästen zu verschaffen. Lautes Geschrei war zu hören. Am Montagmorgen gehen die Aufräumarbeiten weiter.
Wie der „Spiegel“ berichtet, sind etwa 200 Meter vor der Unglücksstelle die Schienen unter dickem braunen Schlamm kaum noch sichtbar. An dieser Stelle könnte der Zug entgleist sein. Ein Teil des Regionalexpresses sei den meterhohen Hang hinaufgeschoben worden. Von einem Waggon, in dem Fahrräder standen, sei die Seitenwand weggerissen.

Ein Waggon ist umgestürzt.
© dpa/Thomas Warnack
Die Waggons sind teils ineinander gerutscht, liegen in der Böschung. „Man sieht auch in der Botanik drumherum, dass da sehr große Kräfte am Werk waren“, sagt Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller. Die Ermittler gingen davon aus, dass der Regionalexpress mit ungefähr Tempo 80 unterwegs war.
Was berichten Augenzeugen?
Der 36-jährige Landwirt Johannes Figel sagte dem „Spiegel“, er habe gegen 18 Uhr einen lauten Knall aus Richtung der Gleise gehört. Er sei sofort mit seinem Schlepper zur Bahnstrecke gefahren und einer der ersten gewesen, der die ineinandergeschobenen und aufgerissenen Zugwaggons sah. „Es war furchtbar“, sagt Figel demnach. Mit seinem Traktor transportierte er zwei Bäume ab, die der Zug gerammt und entwurzelt hatte, um den Einsatzkräften einen leichteren Zugang zur Unfallstelle zu ermöglichen.
Anwohner Karl Figler sagte gegenüber „Bild“: „Es war furchtbar, das mitansehen zu müssen.“ Der 76-jährige Landwirt wohne demnach in Sichtweite zur Unglücksstelle. „Zwei Menschen lagen tot neben dem Zug. Sie wurden in Decken weggetragen. Gleichzeitig wurden Schwerverletzte versorgt.“
Welcher Zug war betroffen und welche Strecke bedient er?
Es handelte sich um den Regionalexpress der Linie RE 55, der von Sigmaringen nach Ulm unterwegs war. Die Linie wird vom Tochterunternehmen DB Regio BW betrieben. Zwei Waggons des Zuges entgleisten bei dem Unglück. Laut einem Sprecher der Bundespolizei saßen rund 100 Menschen in dem Zug.

Der Personenzug ist im Kreis Biberach zwischen den Ortsteilen Zweifaltendorf und Zell entgleist.
© dpa/Thomas Warnack
Wann und wo genau ereignete sich das Unglück?
Das Unglück geschah am Sonntagabend gegen 18.10 Uhr in der Nähe des Riedlinger Stadtteils Bechingen, etwa 45 Kilometer südöstlich von Ulm
Wie geht es nun weiter?
DB-Chef Richard Lutz, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sowie die Verkehrsminister von Bund und Land, Patrick Schnieder (CDU) und Winfried Hermann (Grüne), wollen heute Vormittag nach Riedlingen kommen. Sie wollen unter anderem mit Einsatzkräften sprechen und sich einen Eindruck an der Unfallstelle machen.
Wie lange die Bahnstrecke noch gesperrt bleibt, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. Am Montag sollten laut Bahn Ersatzbusse die Fahrgäste in dem Bereich transportieren.
Welche Reaktionen gibt es bisher?
Alle bei der DB seien tief erschüttert und bestürzt über das schwere Zugunglück, sagte Bahnchef Lutz laut Mitteilung. „Mein tief empfundenes Mitgefühl und meine Anteilnahme gilt den Angehörigen der Verstorbenen. Den Verletzten wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung.“ Sein ausdrücklicher Dank gelte allen Einsatzkräften und Helfern, die vor Ort seien.
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Auch mehrere Politiker bekundeten ihre Anteilnahme. So schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf dem Portal X: „Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus.“ Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe er im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen.
Regierungschef Kretschmann sprach von einer tragischen Nachricht. Er sei erschüttert. „Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen der Opfer.“
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Für Angehörige wurde eine Sammelstelle in einem Bürgerzentrum eingerichtet. Die DB hat für Betroffene und deren Angehörige eine kostenlose Sonder-Hotline unter 0800 3 111 111 eingerichtet. Außerdem stünden Notfallseelsorger und Krisenpsychologen für betroffene Reisende und Mitarbeitende bereit. (Tsp, mit Agenturen)