Auf dem 6,5 Hektar großen Feld von Bob Simon parken am Montagmittag mehrere Autos, einige Leute laufen über das plattgetretene Gras. Für den Zustand des Felds sind allerdings nicht sie verantwortlich, sondern hunderte Leute, die sich am vergangenen Wochenende hier zu einer illegalen Rave-Party trafen. „Wie sind die überhaupt alle über den schmalen Feldweg mit ihren Bühnen hierher gekommen?“, wundern sich Verwandte des Landwirts, die ihm heute beim Aufräumen helfen. „Und wie haben die überhaupt alle hierher gefunden, ohne sich zu verirren?“

Die Raver, erzählt Landwirt Bob Simon, seien nicht nur aus Luxemburg und den Nachbarländern Belgien, Deutschland und Frankreich gekommen, sondern – den Nummernschildern nach zu urteilen – auch aus den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. Er wirkt angesichts hunderter illegaler Raver auf seinem Feld erstaunlich gelassen. „Es gibt jeden Tag etwas, das nicht so läuft wie es soll“, meint er. „Darüber könnte ich mich ständig aufregen, aber das bringt auch nichts.“ Wütend auf die illegalen Raver sei er aber trotzdem, sagt er.

Angesichts des Aussehens des Feldes ist das nachvollziehbar: Die Bühnen, die hier aufgebaut waren, sind inzwischen fort, aber schon auf den ersten Blick zeugen Zelte, eine Gasflasche und ein Kühlschrank, Spritzen vom ungewollten und vor allem illegalen Besuch. Viele Überreste wurden bereits in Tüten verpackt, aber es finden sich noch immer auf dem ganzen Gelände Glassplitter, Kronkorken und Zeltheringe.

„Wenn das Gras hier hochsteht und noch ein Zelthering im Boden steckt, sehe ich den ja nicht“, meint der Landwirt. „Und wenn ich dann mit dem Mähdrescher durchfahre, wird ein Teil abgetrennt und landet möglicherweise im Futtersilo. Wenn dann eine Kuh das scharfe Ding mit dem Futter aufnimmt, reißt es ihr den Magen auf und sie verblutet innerlich.“ Auch andere kleine, scharfe Gegenstände wie Kronkorken stellen eine ähnliche Gefahr dar.

Die Gemeinde Clerf, zu der der Ort Heinerscheid gehört, hat angesichts der Schäden, die Bob Simon entstanden sind, Hilfe geschickt: Gemeindemitarbeiter sind mit Pritschenwagen eingetroffen, und mehrere Freiwillige durchkämmen das Feld – darunter auch viele Verwandte des Landwirts. „Ich bin sehr froh über die Hilfe der Gemeinde und der Freiwilligen“, sagt dieser angesichts der Unterstützung.

Während die Freiwilligen den Müll in Tüten stecken, fährt Simon mit seinem Traktor über das Feld und lädt volle Tüten, Zelte und sonstige Hinterlassenschaften in den bereitstehenden Wagen der Gemeinde. Zwischendurch hält er immer wieder an und liest Müll vom Boden auf. Dazu gehören auch Spritzen, von denen aber viele bereits aufgelesen worden seien, wie der Landwirt erklärt.

Wegen des vielen Mülls und des niedergetrampelten und verschmutzten Grases ist ihm – neben der Illegalität des Raves an sich – nun ein wirtschaftlicher Schaden entstanden. „Den hätte ich gerne ersetzt“, sagt er nachdrücklich, während er über das Feld läuft. Dass junge Leute feiern wollen, könne er verstehen. „Aber dann sollen sie an Orte gehen, die dazu da sind und wo sie das dürfen, und nicht illegal und ohne zu fragen hier feiern.“

Darüber hinaus liegt das Feld, wie Simon betont, im Naturpark Our und damit in einem Naturschutzgebiet. „Und da haben sie Feuer gemacht – man sieht die Feuerstellen noch – hingekotet und -uriniert und ihren Müll hiergelassen.“ Angefangen habe das Ganze am Freitagabend: „Da haben sich die Leute schon versammelt und sind nach und nach hier rausgefahren.“ Am Samstagmorgen sei er von mehreren Leuten darauf aufmerksam gemacht worden, dass sich auf seinem Feld hunderte Leute mit Bühnen befänden.

„Ich bin dann hinaus zum Feld und habe vom Weg oberhalb des Geländes aus Bilder gemacht“, erzählt Simon. Dann habe er die Angelegenheit der Polizei überlassen, denn: „Was soll ich gegen hunderte Leute auch machen?“ Berufskollegen hätten in solchen Fällen schon einmal Gülle auf illegale Gäste gespritzt. „Aber das wollte ich nicht, zumal man die Leute damit ja erst recht aufbringt.“ Dafür, dass die Polizei die illegale Veranstaltung mit einem Großeinsatz beendete, ist der Landwirt entsprechend dankbar.

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Nun hofft er, das Feld gemeinsam mit den Helferinnen und Helfern möglichst vollständig von den Überbleibseln des illegalen Raves befreien zu können. „Hier geht es nicht darum, dass junge Leute ihren Spaß haben dürfen“, sagt eine der Helferinnen, während sie einen Kronkorken in den Müllbeutel befördert. „Das sind Erwachsene, die hier Schaden gerichtet haben!“ Dann hält sie Ausschau nach dem nächsten Überbleibsel des Raves. Lange suchen muss sie dafür nicht.