Publiziert31. Juli 2025, 18:12

Fall bewegte Italien: «Es tut weh, lasst mich los»: Martina starb in der Schweiz

Die 50-jährige MS-Patientin kämpfte in Italien jahrelang um das Recht, ihr Leiden zu beenden – vergebens. In der Schweiz fand sie den Ausweg.

Karin Leuthold

Martina Oppelli aus Triest litt seit über 20 Jahren an Multipler Sklerose.

Sie entschied sich, in die Schweiz zu reisen, um in Würde zu sterben.

Die italienische Gesundheitskommission hatte ihr dreimal das Recht auf Sterbehilfe verweigert.

Seit über 20 Jahren litt Martina Oppelli aus Triest an Multipler Sklerose, die 50-Jährige hatte bereits mehrfach ihren Wunsch geäussert, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Am Donnerstag durfte Martina in der Schweiz sterben. Das bestätigte der Verein Luca Coscioni, der sich für ein Sterbehilfegesetz einsetzt und Martinas Fall bearbeitete, gegenüber der Nachrichtenagentur Ansa.

Vor einigen Wochen hatte eine Gesundheitskommission an der Universität Giuliano Isontina (AUH) in Triest der italienischen Architektin zum dritten Mal in Folge das Recht auf Sterbehilfe verweigert, mit der Begründung, Martina benötige keine lebenserhaltende Behandlung. Anwältin Filomena Gallo vom Verein Luca Coscioni zeigte sich empört: «Die Kommission behandelt Martina unmenschlich, es ist eine Form der Folter.» Daraufhin traf die MS-Patientin eine Entscheidung: «Genug des Leidens, ich überlege, in die Schweiz zu gehen», sagte sie.

Behörde lehnte Antrag immer wieder ab

Martinas klinischer Zustand habe sich zuletzt «stetig verschlechtert», versichert der Verein. Sie sei «vollständig abhängig von kontinuierlicher Pflege und medizinischer Versorgung» gewesen. Da es aber keine lebenserhaltenden Massnahmen waren – eine der Bedingungen für den legalen Zugang zu freiwilliger Sterbehilfe in Italien –, hatte die AUH Martinas Antrag für ärztlich assistierten Suizid bisher immer abgelehnt.

Die Anwältin Filomena Gallo sah es anders: Die Patientin benutze täglich ein mechanisches Gerät zur Regulierung ihres Hustens, um Erstickungsanfälle zu vermeiden, und unterziehe sich einer «medikamentösen Therapie, die zweifellos lebensrettend ist», betont sie gegenüber dem Sender RAI.

Martina Oppellis Fall löste in Italien eine breite Debatte über das Recht auf Sterbehilfe aus und zeigt die Lücken im aktuellen Gesetz auf.

Martina Oppellis Fall löste in Italien eine breite Debatte über das Recht auf Sterbehilfe aus und zeigt die Lücken im aktuellen Gesetz auf.

Facebook

Martina Oppelli wäre gerne in Italien gestorben

Martina Oppellis Fall sorgt seit Jahren um hitzige Debatten in italienischen Medien zum Thema Sterbehilfe. «Es ist ein Albtraum», sagte die MS-Patientin in Interviews über ihre Situation. «Es tut weh, lasst mich los», flehte sie die Öffentlichkeit.

Sie war vor vielen Jahren an der degenerativen Krankheit erkrankt, die sie schliesslich an den Rollstuhl fesselte. Zuletzt war Martina fast bewegungsunfähig und hatte starke Schmerzen, ihre Beschwerden wurden immer schlimmer.

In ihrem letzten Video, das am Donnerstagnachmittag auf der Facebook-Seite des Vereins Luca Coscioni veröffentlicht wurde, sagt Martina: «Warum musste ich hierher ins Ausland kommen? Weil ich nicht länger warten konnte, ich habe es nicht mehr ausgehalten. Bitte machen Sie ein Gesetz, das Sinn macht und keine plausible Situation diskriminiert», appellierte sie zum Schluss an Italiens Politiker.

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