Bob Wilson, ein Meister der Bühne, der das Theater und die Oper revolutioniert hat, ist am Donnerstag im Alter von 83 Jahren gestorben. „Peter Pan“, „Turandot“, „Einstein on the Beach“… Seine Inszenierungen von Originalwerken wie auch von Werken des traditionellen Repertoires haben überall dort, wo sie gezeigt wurden, für Aufsehen gesorgt.
Wilson war mehrfach in Luxemburg für Aufführungen und Proben im Grand-Théâtre. Dort hat er Inszenierungen uraufgeführt, bevor er sie dann auf die großen Bühnen ins Ausland gebracht hat. Zuletzt inszenierte er 2019 in Luxemburg das „Jungle Book“ von Kipling. Und auch in der nun beginnenden Spielzeit ist er wieder geplant: Diesmal in seinem mit Spannung erwarteten Stück „PESSOA – Since I‘ve Been Me“, in dem er Fernando Pessao, eine der geheimnisvollsten Figuren der Moderne des 20. Jahrhunderts, würdigt und zugleich das poetische Universum des portugiesischen Schriftstellers untersucht. Gespielt wird am 9. und 10. Januar 2026. Premiere war am 2. Mai 2024 am Teatro della Pergola in Florenz.
Schlichte Ästhetik und kodifizierte Körpersprache
Eine schlichte Ästhetik, eine kodifizierte Körpersprache, die von asiatischen Theaterformen beeinflusst ist, und ein Lichtspiel, das oft eine Traumwelt heraufbeschwört, sind die Markenzeichen von Bob Wilson, dessen Bühnenarbeit eine große Vielfalt an künstlerischen Mitteln einbezieht.
1976 wurde er mit „Einstein on The Beach“ bekannt, einer fast fünfstündigen Oper, die seit ihrer Uraufführung mehrfach aufgeführt wurde und dessen Musik von Philip Glass stammt. Dieses Werk bricht mit allen Konventionen der klassischen Oper. Es gibt keine lineare Geschichte, sondern vielmehr eine Beschwörung von Themen, die mit Einsteins Leben verbunden sind. Es geht nicht darum, die Relativitätstheorie zu erklären, sondern die durch den Begriff „Raum und Zeit“ eingeführte Umwälzung wahrnehmbar zu machen, insbesondere mithilfe des Tanzes.
Ich habe nie etwas Schöneres auf dieser Welt gesehen.
Louis Aragon
„Le regard du sourd“ war sein erster großer Erfolg in Frankreich, ein siebenstündiges „stilles“ Stück, das 1971 beim Festival in Nancy und später in Paris aufgeführt wurde. Louis Aragon, erschüttert, schrieb darüber: „Ich habe nie etwas Schöneres auf dieser Welt gesehen.” Das Stück entstand aus einer besonderen Begegnung des Regisseurs: 1967 beobachtete Bob Wilson, wie der 13-jährige schwarze Junge Raymond Andrews auf der Straße von einem Polizisten verprügelt wurde. Als er merkte, dass der Junge taubstumm ist, adoptierte er ihn.
Arbeitete mit Tom Waits, Isabelle Huppert, Lady Gaga
Wilson, der auch als bildender Künstler tätig war, hat mit vielen zusammengearbeitet, etwa mit dem Choreografen Andy de Groat, dem Sänger und Komponisten Tom Waits, der französischen Schauspieler-Diva Isabelle Huppert, mit der Sängerin Lady Gaga für Videoporträts von ihr im Louvre und mit der Ballettlegende Mikhail Barychnikov.
Rund 15 Opern, die von Paris bis zur Mailänder Scala aufgeführt wurden, hat er inszeniert. Dabei war der am 4. Oktober 1941 in Waco geborene Sohn eines Anwalts nicht für das Theater prädestiniert. Waco ist „eine kleine Stadt in Texas ohne Museum oder Theater, denn Lincoln war in einem Theater ermordet worden, es war eine Sünde, dorthin zurückzukehren“, vertraute er 2013 dem französischen Magazin „Télérama“ an.
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Ab dem Alter von zwölf Jahren spielte er seine eigenen Stücke in der Garage der Familie. In der Schule war immer „der Letzte in der Klasse“ – von einem schweren Stotterproblem wurde er dank eines Psychotherapeuten, der mit Tanz arbeitete, geheilt.
In seinen Zwanzigern landete er in New York, aber er hasste das, was er im Theater sah, und näherte sich instinktiv der amerikanischen Avantgarde: Andy Warhol, John Cage oder den Choreografen George Balanchine und vor allem Martha Graham. Sie war es auch, die ihn dazu brachte, nicht aufzugeben, als er ihr sagte: „Ich mache nichts richtig“.
Er umgab sich auch gerne mit jungen Menschen und gründete 1992 in der Nähe von New York das Watermill Center, das auf Instagram bekannt gab, dass er an einer kurzen Krankheit gestorben ist.