„Wir brauchen akkurate Arbeitsmarktzahlen. Ich habe mein Team angewiesen, diese von Biden ernannte politische Beamtin SOFORT zu entlassen“, schrieb Trump Freitagabend auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social über Erika McEntarfer. Sie werde durch jemanden ersetzt, der weitaus kompetenter und qualifizierter sei, so Trump. McEntarfer war 2023 von Biden nominiert und 2024 vom US-Senat mit, laut BBC, deutlicher Mehrheit bestätigt worden.

Die Zahlen zum Arbeitsmarkt seien manipuliert worden, um die Republikaner und vor allem ihn schlecht aussehen zu lassen, so Trump in einem Posting auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social, ohne Beweise zu liefern. Die „gute Nachricht“ aber sei, dass es den USA „großartig“ gehe, so Trump gewohnt verbal ausladend.

LKWs auf der Brücke von Ontario, Kanada nach Detroit, USA

AP/Paul Sancya

Der US-Arbeitsmarkt hat sich laut jüngsten Zahlen deutlich abgekühlt

Arbeitsmarkt unter Erwartungen

Der Arbeitsmarkt hatte sich im Sommer merklich abgekühlt, wie am Freitag aus offiziellen Daten der US-Regierung hervorging. Im Juli kamen außerhalb der Landwirtschaft 73.000 neue Stellen hinzu, Ökonomen hatten deutlich mehr erwartet. Zudem wurde die Zahl der im Juni geschaffenen Stellen von ursprünglich 147.000 auf nur noch 14.000 nach unten korrigiert. Auch andere Zahlen wurden korrigiert. Das sei grundsätzlich nicht ungewöhnlich, so die „Washington Post“, das liege auch an der Qualität der von den Firmen gelieferten Daten.

Debatte

Wohin führt Trumps Unberechenbarkeit?

Nach der Veröffentlichung weiteten die wichtigsten Aktienindizes an der Wall Street ihre Verluste aus. Zum Handelsende notierte der Dow Jones 1,23 Prozent leichter bei 43.588,58 Punkten und damit auf dem Stand von Ende Juni. Niedriger notierten auch der S&P 500 und der NASDAQ Composite. Allerdings ist der S&P 500 seit April um 28 Prozent gestiegen.

Zölle um eine Woche verschoben

Dabei waren die Märkte weltweit schon durch Trumps Zickzackkurs in Sachen Zölle unter Druck: Die eigentlich für Freitag angekündigten Zölle für Importe in die USA wurden kurzfristig am Freitag um eine Woche verschoben. Zugleich verhängte Trump nach Ablauf der Frist für Länder ohne Handelsabkommen mit den USA per Dekret neue Zölle und belastet unter anderem die Schweiz mit einem Zollsatz von 39 Prozent.

Die Abgaben belaufen sich auf Sätze zwischen zehn und 41 Prozent, wie das Weiße Haus in der Nacht auf Freitag mitteilte. Weiters hob Trump die Zölle auf ausgewählte kanadische Waren von 25 auf 35 Prozent an, für viele Waren aus Brasilien belaufen sich die Zölle auf 50 Prozent. Zur Begründung hieß es, die Maßnahme sei zum Schutz der nationalen Sicherheit notwendig und angemessen.

US-Zölle: Unsicherheit wirkt stärker als Maßnahmen

Laut Wirtschaftsexperten schadet die von Donald Trump geschaffene Unsicherheit auf den Weltmärkten der österreichischen Wirtschaft derzeit mehr als die tatsächlichen Zollmaßnahmen – das Vertrauen in stabile Rahmenbedingungen sinkt, analysiert Kristina Stiller (ORF Wirtschaft).

Viele Fragen offen

Für Exporte aus Indien in die USA werden so künftig 25 Prozent Zoll fällig. Für Taiwan und Vietnam gilt ein Satz von 20 Prozent, für Südafrika 30 Prozent. Die Abgaben für Israel wurden auf 15 Prozent und die für Pakistan auf 19 Prozent festgelegt. Für Länder, die nicht in einem Anhang des Dekrets aufgeführt sind, gilt ein allgemeiner Zollsatz von zehn Prozent. Mit einigen Ländern wird noch verhandelt, darunter mit China und Mexiko.

Dabei gibt es offene Fragen etwa auch in Sachen Zolldeal mit der EU. Die EU war nach dem Deal zwischen Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eigentlich davon ausgegangen, dass die neue 15-Prozent-Obergrenze für fast alle Importe am Freitag in Kraft tritt. Dabei wurde auch erwartet, dass die aktuellen Sonderzölle auf Autos und Autoteile in Höhe von 27,5 Prozent auf diesen Satz abgesenkt werden. Bisher gibt es dazu keine Angaben, wie es weitergeht, war zuletzt unklar.

Trump erhöht Druck auf Powell

Trump erhöhte unterdessen einmal mehr den Druck auf den Chef der unabhängigen US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell: Er solle endlich die Zinsen senken, so Trump. Falls sich Powell weiterhin weigere, solle das Direktorium der Fed die Kontrolle übernehmen. „Und tun, was jedermann weiß, was zu tun ist.“ Trotz der ständigen Forderungen Trumps nach Lockerungen hatte die Fed am Mittwoch den Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent unverändert gelassen.

Allerdings gab es zwei Gegenstimmen, die beide aus dem siebenköpfigen Direktorium der Fed kamen. Das gilt als sehr ungewöhnlich: Zwei Abweichler unter den Gouverneuren gab es zuletzt Ende 1993. Christopher Waller und Michelle Bowman votierten für eine Senkung.

Das Direktorium ist Teil des Offenmarktausschusses (FOMC), der unter Vorsitz des Fed-Chefs den geldpolitischen Kurs bestimmt. Er besteht aus zwölf stimmberechtigten Mitgliedern: den sieben Fed-Direktoren, dem Präsidenten der regionalen Notenbank von New York und vier der übrigen elf Chefs der regionalen Fed-Ableger.

Fed: Vorzeitiger Rücktritt gibt Trump neue Chance

Trump bekommt nun mit dem vorzeitigen Rücktritt von US-Notenbankerin Adriana Kugler Gelegenheit, seinen Einfluss auf die Fed zu erhöhen. Kugler werde ihr Amt zum 8. August und damit vor Ablauf der regulären Amtszeit im Jänner 2026 niederlegen, teilte die US-Notenbank am Freitag mit. Die im September 2023 ernannte Gouverneurin kehrt als Professorin an die Georgetown University zurück. Er sei „sehr happy“ über den freien Platz, so Trump.

In ihrem Rücktrittsschreiben erklärte Kugler, sie habe ihre Rolle „mit Integrität, einem starken Engagement für den Dienst an der Öffentlichkeit und einem datengestützten Ansatz“ ausgeübt. Der Präsident kann nun einen Nachfolger für Kugler für die verbleibende Amtszeit ernennen. Es wird darüber spekuliert, dass er den Posten mit einem potenziellen zukünftigen Fed-Chef besetzen könnte. Powells Amtszeit läuft im Mai aus.

US-Finanzminister Scott Bessent hatte am Donnerstag in einem Interview mit CNBC erklärt, er rechne bis Jahresende mit Klarheit über die Nachfolge des von Trump in dessen erster Amtszeit als Fed-Präsident nominierten Powell. „Wir stellen eine sehr gute Kandidatenliste zusammen“, so Bessent, es würden jedenfalls zwei Sitze frei. Waller wird als möglicher Nachfolger Powells gehandelt, als Anwärter gelten auch der einstige Fed-Direktor Kevin Warsh und Trumps Topwirtschaftsberater Kevin Hassett.