Die Französin Pauline Ferrand-Prévot hat mit einer unglaublichen Leistung das Gelbe Trikot übernommen. Die Bergankunft nach dem 18,6 Kilometer langen Anstieg auf den Col de la Madeleine erreichte sie mit über drei Minuten Vorsprung auf die großen Favoritinnen Demi Vollering und Kasia Niewiadoma-Phinney. Die Deutsche Meisterin Franziska Koch fuhr etwa 87 Kilometer in der Spitzengruppe.
Die Königinnenetappe wurde zum Machtwechsel und womöglich schon die Entscheidung der diesjährigen Tour de France Femmes: Pauline Ferrand-Prévot hängte am Anstieg zum Col de la Madeleine alle Konkurrentinnen um den Gesamtsieg ab.
Dabei attackierte die Französin nicht einmal, sie legte lediglich ein so starkes Tempo vor, das sie kontinuierlich fuhr, bis die Konkurrentinnen nach und nach nicht mehr folgen konnten.
Die entscheidende Tempoverschärfung
Zunächst war es die Kletterexpertin Sarah Gigante, die zwölf Kilometer vor Ziel das Tempo verschärfte. Pauliena Rooijakkers ging mit, genauso wie die spätere Etappensiegerin. Rooijakkers fiel wenig später zurück, fuhr dann gemeinsam mit Kasia Niewiadoma-Phinney den anspruchsvollsten Anstieg dieser Tour de France Femmes hinauf.
Zu ihnen gesellte sich auch Demi Vollering, die zunächst 30 Sekunden hinter diesen Fahrerinnen fuhr bevor sie sich wieder herankämpfte, bis sie knapp zwei Kilometer vor Ziel zu Niewiadoma-Phinney aufschloss.
Demi Vollering landet nach der achten Etappe 3:18 Minuten hinter dem Gelben Trikot im Gesamtklassement
Vollering kam schließlich 23 Sekunden vor Niewiadoma-Phinney ins Ziel und begrenzte damit den Schaden im Gesamtklassement auf Platz drei. Kasia Niewiadoma-Phinney liegt im Gesamtklassement einen Platz dahinter auf Platz vier. Beide Fahrerinnen verloren über drei Minuten auf Pauline Ferrand-Prévot. Am Vortag ging es noch um wenige Sekunden.
Gesamtklassement nach 8. Etappe
Fahrerin
Zeit
1. Pauline Ferrand-Prévot
–
2. Sarah Gigante
+ 2:37 Minuten
3. Demi Vollering
+ 3:18 Minuten
4. Kasia Niewiadoma-Phinney
+ 3:40 Minuten
5. Cédrine Kerbaol
+ 4:11 Minuten
Sarah Gigante wird Zweite
Sarah Gigante wurde zwar 8,6 Kilometer vor dem Ziel von der französischen Etappensiegerin abgehängt, dennoch zeigte die australische Fahrerin, wie stark sie in den Bergen ist. Die 24-Jährige kam als Zweite, mit 1:45 Rückstand zu Ferrand-Prévot, ins Ziel und holte damit im Gesamktlassement von Platz acht auf Platz zwei auf.
Sarah Gigante bei der Tour de France Femmes in Aktion.
Kim Le Court versuchte auszureißen und stürzte bei Abfahrt
Zu Beginn des Rennens gab es viele Attacken und Ausreißversuche. Auch Kimberley Le Court Pienaar im Gelben Trikot suchte anfangs nach Möglichkeiten, in eine Ausreißergruppe zu kommen. Sobald Le Court attackierte, setzte das Peloton aber direkt hinterher. Dadurch konnte sich die Mauritierin nicht in eine Gruppe absetzen.
Außerdem fiel die 29-Jährige bei der Abfahrt vom Col du Frêne etwa 65 Kilometer vor Ziel aus der Kurve heraus und stürzte. Der Sturz war vergleichsweise glimpflich, weil Le Court stark gebremst hatte. Trotzdem verlor sie zunächst eine Minute Zeit, bis sie wieder zum Peloton aufschloss.
Entgegen erster Erwartungen blieb Kimberley Le Court Pienaar danach stark in den Bergen und wurde erst zum Schluss, als Sarah Gigante das Tempo verschärfte, endgültig abgehängt.
Chabbey will nach vorn
Elise Chabbey im gepunkteten Trikot ging von Beginn an in den Angriff. Um das Trikot zu verteidigen, durfte die Schweizerin sich nicht abhängen lassen. Immerhin gab es die ersten zehn Bergpunkte schon nach 13,3 Kilometern beim Col de Plainpalais – ein Berg der Kategorie eins. Ihre Strategie ging auf: Die 32-Jährige holte sich sowohl die maximalen zehn Bergpunkte an der ersten, als auch die maximalen fünf Bergpunkte an der zweien Bergwertung und trägt weiter das Bergtrikot.
15-köpfige Spitzengruppe mit deutscher Beteiligung
Sie war auch Teil der ersten Spitzengruppe, die sich elf Kilometer nach dem Start formierte. Diese umfasste insgesamt 15 Fahrerinnen, unter anderem die beiden Deutschen Hannah Ludwig und Franziska Koch und die Siegerin beider Vortage Maeva Squiban.
Koch leistet Führungsarbeit
Auf der ersten Abfahrt hinunter vom Col de Plainpalais führte die Deutsche Meisterin Franziska Koch die Spitzengruppe an. Die Fahrerin aus Mettmann zog das Tempo an der Abfahrt an, Hannah Ludwig fiel daraufhin aus der Spitzengruppe zurück.
Franziska Koch (im Deutschen Meistertrikot) führte immer wieder die Spitzengruppe an
Das Peloton hatte zu diesem Zeitpunkt einen Rückstand von 30 Sekunden. Hier führte Lorena Wiebes im Grünen Trikot die Abfahrt an – vermutlich mit Absicht auf die Sprintpunkte mehr als 40 Kilometer später.
71,5 Kilometer vor dem Ziel griff Koch noch einmal an, löste sich von der Spitzengruppe und lediglich Lotte Claes blieb an ihr dran. Maeva Squiban folgte wenig später und schloss zu dem Duo auf. Sowohl Koch, als auch Squiban hatten bereits die Auszeichnung als kämpferischste Fahrerin gewonnen.
25 Sprintpunkte für Franziska Koch
Durch diese Attacke sicherte sich Franziska Koch als Erste bei der Sprintwertung 25 Punkte. Direkt hinter ihr folgte Maeva Squiban. Squiban verlor den Anschluss zur Spitzengruppe später im Rennen, 16,7 Kilometer vor dem Ziel. Zu diesem Zeitpunkt war Franziska Koch noch Teil der Spitzengruppe, aber auch sie fiel etwa drei Kilometer später ins zerstückelte Peloton zurück.
Zwölf Kilometer vor dem Ziel war die lange Zeit 14-köpfige Spitzengruppe nur noch ein Duo aus Niamh Fisher-Black und Yara Kastelijn. Die beiden Fahrerinnen wurden 7,2 Kilometer vor dem Ziel von Pauline Ferrand-Prévot eingeholt.
Lorena Wiebes holte sich zwei Sprintpunkte
Die Niederländerin Lorena Wiebes war zwar die Erste des Pelotons bei der Sprintwertung, insgesamt aber die 15. Fahrerin und holte sich damit die letzten möglichen zwei Sprintpunkte. Im Gesamtklassement um das Grüne Trikot bleibt Wiebes trotzdem auf Platz eins mit 210 Punkten und darf damit wieder im Grünen Trikot starten.
Radtausch bei Vinke im Weißen Trikot
Ihre Landsfrau Nienke Vinke hatte etwa 25 Kilometer vor dem Ziel ein defektes Hinterrad, wechselte zunächst auf das Fahrrad einer Team-Kollegin und anschließend auf ihr eigenes Ersatzrad. Dadurch verlor die 21-Jährige, die am Vortag das Weiße Trikot von der Französin Julie Bego übenommen hatte, wichtige Zeit im Kampf um das Weiße Trikot. Immerhin war Bego im Gesamtklassement gerade einmal 21 Sekunden hinter Vinke.
Da im Hauptfeld zu diesem Zeitpunkt ein insgesamt hohes Tempo gefahren wurde, fiel Julie Bego aus dem Feld zurück. Dadurch konnte Vinke schnell aufschließen, Bego und Vinke waren wenig später in einer Gruppe hinter dem Peloton zusammen.
Nienke Vinke kam schließlich acht Minuten vor Bego an der Bergankunft ins Ziel, wodurch sie das Weiße Trikot verteidigte – und womöglich auch schon final für sich entschied.
Ausblick auf die letzte Etappe
Die achte Etappe war zwar die Königinnenetappe, trotzdem bleibt es anspruchsvoll auf der neunten und letzten Etappe der diesjährigen Tour de France Femmes. In schwerem bergigen Terrain geht es auf 124,1 Kilometern von Praz-sur-Arly nach Châtel. Die Chancen für Pauline Ferrand-Prévot stehen mit dem großen Zeitvorsprung gut, die Tour de France Femmes zu gewinnen.