Anlässlich des 40. Jahrestags des ersten Schengen-Abkommens und vor dem Hintergrund verstärkter Grenzkontrollen im Schengen-Raum sind staatliche Abgrenzungen ein aktuelles Thema. Die neue Ausgabe der „Hémecht“ – diesmal komplett in französischer Sprache – widmet sich dem französisch-luxemburgischen Grenzraum aus historischer Perspektive.

Der erste Versuch, eine territoriale Grenze zwischen den Herzogtümern Lothringen und Bar auf der einen Seite und dem Herzogtum Luxemburg auf der anderen Seite zu ziehen, geht auf René II. zurück. Léonard Dauphant zeigt, wie schwierig dies am Ende des 15. Jahrhunderts war, da die Gebiete so eng miteinander verflochten waren. Laut Emmanuel Gérardin entwickelten sich Lothringen und das Barrois von einer Art Pufferstaat zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich zu einer militarisierten Grenzregion.

Welche Handlungsmöglichkeiten blieben den Bewohnern dieser Region? Einige nutzten die Grenze als Geschäftsmöglichkeit, sowohl Industrielle als auch Schmuggler. So befasst sich Stéphane Einrick mit der Familie de Bertier, die ab dem 19. Jahrhundert gezielt in Luxemburg investierte. Irene Portas Vázquez untersucht weniger legale Grenzpraktiken: Schmuggel im Minette-Becken auf der Grundlage von Polizeiberichten. Der letzte Themenartikel, verfasst von Isabelle Pigeron-Piroth und Rachid Belkacem, fasst die jüngsten Forschungsergebnisse zur grenzüberschreitenden Arbeit zusammen und zeigt die aktuellen Herausforderungen auf.

In der Rubrik Freunde der Geschichte stellt sich das Musée brassicole des deux Luxembourg – ebenfalls eine grenzüberschreitende Kooperation – vor. Hinzu kommen vier Berichte über Forschungsprojekte: die Doktorarbeit in Archäologie von Anne Kremmer (Universität Tübingen) über die Lebensbedingungen in Luxemburg-Stadt (14.-18. Jhd.); die Doktorarbeit in Zeitgeschichte von Claude Ewert (Universität Cambridge) über die Beziehungen zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der UdSSR; die Masterarbeit in Luxemburg-Studien von Claudia Kollwelter (Universität Luxemburg) über die Nachhaltigkeit der europäischen Kulturhauptstädte von 1995, 2007 und 2022; sowie das interdisziplinäre Projekt Musik und Gender in Luxemburg (Universität Luxemburg).

„nos cahiers“: Musikalische Einblicke in die Bundesgarnison

In seinem Rückblick auf den Tod von Papst Franziskus ergänzt Hubert Hausemer im Avant-propos der Ausgabe 2/2025 von „nos cahiers“ die zahlreichen Würdigungen durch eigene Überlegungen zur Sicht des Verstorbenen auf Kultur und Kulturen – verstanden als fortwährender Dialog zwischen Menschen und Generationen.

Unter dem Titel „L’athéisme devant le problème du mal“ legt derselbe Autor eine wissenschaftlich strukturierte Abhandlung zur Frage des Bösen vor – ein ebenso anspruchsvoller wie gewichtiger Beitrag, der als geistige „pièce de résistance“ der Ausgabe gelten darf.

Mit dem nötigen Feingefühl nähert sich Romain Haas dem umstrittenen Schriftsteller Norbert Jacques. Sein Beitrag „Ein unheimlicher Luxemburger Erinnerungsort“ lotet die Ambivalenzen dieses literarischen Porträts aus, ohne einfache Antworten zu liefern.

Der Norbert-Jacques-Weg in Sigmarszell.  Foto: Marc Jeck

Es folgen Gedichte von Paul Lanners, der in lyrischer Form die Rangordnung des „TOI“ in seinem Leben befragt. Der inzwischen verstorbene Raymond Schaack hinterließ „Une parabole“, einen kurzen, metaphorischen Text über das Sein und das Wohin. Auf seinen Beitrag folgt Monique Stoffels elegischer Abschiedsbrief „Ce qu’il reste de toi“.

Eine wahre Fundgrube für geschichts- und musikinteressierte Leser und Leserinnen ist der Beitrag von Guy May: „Musikalisches in Dur und Moll aus der Bundesgarnison und der Stadt Luxemburg.“ Marc Gilniat beleuchtet anlässlich des 1.700. Gedenkjahres das Konzil von Nicäa, ein zentrales Ereignis der frühen Kirchengeschichte, das auf Kaiser Konstantin den Großen zurückgeht.

In „le cahier des jeunes“ veröffentlicht Julie Gross das Gedicht „Heimat“, Lenny Kakou das Gedicht „What the wind whispers“, Catarina Fernandes Da Silva ihre Acryl-Malerei „Whispers of stream“ und Eduardo Oliveira Moutinho seine Bleistiftskizze von einem Baum.

Abschließend folgen Buch-Rezensionen von Georges Goedert (zu Paul Schmit: Grande-Duchesse Charlotte), Hubert Hausemer (zu Norbert Campagna: Descartes) und Norbert Campagna (zu Laurence Weyer: Schopenhauer).

Infos

„Hémecht“ 2025/2. Broschiert, 16,5 x 24,5 cm, 128 Seiten. Preis 25 Euro, Abonnement 55 Euro, Studenten 30 Euro. Die Ausgabe ist im Buchhandel erhältlich oder kann unter www.hemecht.lu oder per E-Mail an info@ossa.lu bestellt werden.

„nos cahiers“ 2/2025, 128 Seiten, illustriert. Einzelnummer: 24 Euro, Abonnement (4 Nummern): 60 Euro, Jugendliche 30 Euro. Bestellen per Email an info@printsolutions.lu.

Dieser Text fasst zwei Pressemitteilungen der Herausgeber der „Hémecht“ bzw. von „nos cahiers“ zusammen.

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