Publiziert3. August 2025, 15:56
Trumps Zölle: «Gewinner gibts wenige»: Droht morgen das Schweizer Börsenbeben?
Zum Börsenstart am Montag werden «deutliche Verluste» erwartet. Besonders stark könnte es die Aktien der Uhrenindustrie treffen. Trotzdem sollten Anleger nun einen kühlen Kopf bewahren.
Die neu angekündigten US-Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Produkte belasten die Wirtschaft, insbesondere Unternehmen mit starkem US-Export.
Am Montag wird entsprechend ein deutlicher Rückgang an der Schweizer Börse erwartet, besonders bei Uhrenfirmen wie etwa Swatch und Richemont.
Anleger sollten dennoch Ruhe bewahren und auf Qualität bei der Aktienauswahl achten, da die Märkte sich langfristig stabilisieren könnten.
39 Prozent US-Zölle auf Produkte aus der Schweiz ab dem siebten August. So will es Trump. Die Ankündigung dazu am vergangenen Freitag sorgte für einen Schock in der Schweizer Wirtschaft und Politik. Vom «Super-GAU» wurde gesprochen. Gespannt warten Beobachter nun auf den Börsenstart am Montagmorgen – aufgrund des Nationalfeiertags blieb die Schweizer Börse am Freitag geschlossen.
«Es ist davon auszugehen, dass der Schweizer Aktienmarkt am Montag mit deutlichen Verlusten in die neue Woche starten wird», sagt Matthias Geissbühler, Anlagechef bei Raiffeisen. «Besonders hart trifft es Firmen, die auf ‹Swiss Made› setzen, den Grossteil ihrer Produktion in der Schweiz haben und bei welchen die USA ein wichtiger Absatzmarkt sind.»

Besonders die Uhrenindustrie könnte am Montag hart getroffen werden.
imago images/Future Image
Dazu gehört insbesondere die Uhrenindustrie. «Bei Swatch und Richemont ist deshalb am Montag mit grösseren Kurskorrekturen zu rechnen.» Zudem seien diverse kleinere und mittelgrosse Industriewerte negativ betroffen.
«Schweizer Wirtschaft wird als Ganzes in Leidenschaft gezogen»
Von den Zöllen profitieren werde hingegen wohl kaum jemand. «Gewinner gibt es wenige, da durch die Zölle die Schweizer Wirtschaft als Ganzes in Leidenschaft gezogen wird», so Geissbühler. Allerdings gebe es eine ganze Reihe von Firmen, die nicht direkt von den Zöllen tangiert sind und somit deutlich besser davonkommen könnten.
Dazu gehörten grundsätzlich Dienstleistungsunternehmen wie etwa Banken, Versicherer, Telekommunikationsgesellschaften sowie Versorger. Konkret sind dies bei den kotierten Firmen unter anderem Werte wie UBS, Partners Group, Zurich Insurance, Swiss Re, Swiss Life, Swisscom, Sunrise oder BKW.

Während die Pharmakonzerne Roche und Novartis durch ihre Produktionsstätten in den USA zwar den Zöllen zumindest teilweise trotzen können, drohen ihnen durch Forderungen von US-Präsident Donald Trump weitere Kopfschmerzen.
20min/Matthias Spicher
Auch bei Schweizer Unternehmen, die viel in den USA produzieren, werde der Zollhammer nicht voll durchschlagen. Dies sind etwa Sika, Amrize sowie teilweise Nestlé und die Pharmakonzerne Roche und Novartis. «Bei Letzteren bleiben allerdings mögliche spezifische sektorielle Zölle sowie die Aufforderung von Donald Trump zu massiven Preissenkungen kurzfristige Risikofaktoren.»
«Ruhig Blut bewahren»
Das erwartete Minus am Montagmorgen habe gemäss Geissbühler allerdings nur zum Teil mit dem Zollschock zu tun. Während die Schweizer Börse am 1. August geschlossen war, wurde an den europäischen und US-Börsen gehandelt. «Da diese Aktienmärkte am Freitag zwischen zwei und drei Prozent einbüssten, ist eine Korrektur in diesem Rahmen also so oder so zu erwarten.»
Anlegerinnen und Anlegern empfiehlt Geissbühler ruhig Blut zu bewahren. «Die Börse wird zwar kurzfristig mit deutlichen Abgaben reagieren, gleichzeitig wird sich die Spreu vom Weizen trennen.» Zudem bleibe offen, ob die nun angekündigten 39 Prozent wirklich das letzte Wort gewesen sind. «Wichtig ist, dass Anleger bei der Aktienselektion auf Qualität achten und in Firmen mit soliden Bilanzen und einer guten Marktposition beziehungsweise einem breiten Burggraben investieren.»
Wichtig ist aber auch zu erwähnen: Der Aktienmarkt widerspiegelt nur bedingt die Schweizer Wirtschaft. «Im SMI sind primär global aufgestellte Grosskonzerne enthalten, die aufgrund ihrer weltweiten Präsenz weniger stark von den Zöllen betroffen sind, als gewisse KMU, die hauptsächlich oder ausschliesslich in der Schweiz produzieren.» Diese könnte es nochmals stärker treffen.
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