Vom 23. Juni bis 4. Juli fand auf der 3rd Main Jet Base in Konya, Zentralanatolien, die internationale Großübung „Anatolian Eagle 25” („AE 25”) statt. Mit einem rund 130.000 Quadratkilometer großen Luftraum und Höhen bis 50.000 Fuß gilt sie als europäisches Pendant zur US-Übung „Red Flag” – und zählt inzwischen zu den weltweit vier bedeutendsten Trainingsformaten für taktische Luftoperationen. Ein Beitrag von Tieme Festner (DAPPA) und Willem-Sander Termorshuizen.

Spätestens seit den Konflikten in Kuwait, Bosnien, dem Kosovo und dem Irak ist klar: Luftstreitkräfte spielen eine zentrale Rolle in Abschreckung, Krisenreaktion und im Ausgang moderner Kriege. Diese Erkenntnis hat das Selbstverständnis vieler Luftwaffen geprägt – auch jenes der türkischen Luftwaffe (Türk Hava Kuvvetleri).

©Militär Aktuell

Bereits in den frühen 1980er-Jahren begann in der Türkei ein tiefgreifender Transformationsprozess. Unter dem Leitsatz: „So modern Waffen auch sein mögen – es sind Menschen, die sie einsetzen”, investierte man konsequent in Infrastruktur, Ausbildung und Waffentechnologie. Einsatz- und Manövererfahrungen aus der inneren Sicherheit, aber auch aus den internationalen Engagements auf dem Balkan stärkten das taktische Fundament der Luftwaffe.

Heute zählt die türkische Luftwaffe zu den leistungsfähigsten in Europa und im Nahen Osten – und ist in der Lage, Partnernationen operatives Know-how zu vermitteln. Ein sichtbares Symbol dieser Entwicklung ist die multinationale Großübung „Anatolian Eagle”, die seit der Premiere „AE 01” im Juni 2001 regelmäßig durchgeführt wird.

Angesichts ihrer geostrategischen Lage nahe globaler Energiequellen, politisch instabiler Nachbarstaaten und regionaler Aufrüstung sieht sich die Türkei gezwungen, eine Luftwaffe mit modernstem Equipment und höchstem Ausbildungsniveau zu betreiben – nicht nur zur Landesverteidigung, sondern auch zur Sicherung regionaler Stabilität.

Das Bundesheer startet schon 2026 eigene Satelliten

Die US-amerikanische „Red Flag” als Vorbild

Die „Anatolian-Eagle”-Übungen orientieren sich in Konzept und Zielsetzung stark am US-Vorbild „Red Flag”, das regelmäßig von der Nellis Air Force Base in Nevada ausgerichtet wird. Mittlerweile zählt Anatolian Eagle neben Red Flag, dem kanadischen „Maple Flag” und Indiens „Tactical Air Combat Evaluation Program” zu den vier führenden taktischen Luftwaffenzentren weltweit – und ist das einzige dieser Art in Europa.

Die erste Begegnung der türkischen Luftwaffe mit dem „Red-Flag”-Konzept reicht zurück ins Jahr 1983, als ein sechsköpfiges Team aus vier Piloten und zwei Waffensystemoffizieren als Beobachter nach Nellis entsandt wurde und dort zwei Einsätze in US-Flugzeugen mitflog.

Die erste aktive Teilnahme erfolgte schließlich zwischen dem 9. und 23. August 1997 mit sechs F-16 und 57 Soldaten der türkischen Luftwaffe. In der Folge veranstalteten türkische und US-amerikanische Staffeln zwei gemeinsame Übungen auf der Luftwaffenbasis İncirlik – zunächst vom 2. bis 15. Mai 1998 und erneut vom 21. September bis 2. Oktober desselben Jahres – unter dem Namen „Anatolian Flag”, einem direkten Vorläuferformat von „AE”.

Nach einer weiteren „Red-Flag”-Teilnahme im Jänner/Februar 2000 wurde schließlich im Juni 2000 auf Anweisung des türkischen Luftwaffenkommandos mit der konkreten Planung der ersten eigenen Hochwertübung begonnen: „Anatolian Eagle 01”, die im Juni 2001 Realität wurde – und seither regelmäßig als maßgeschneidertes multinationales Hochwerttraining am Schnittpunkt von NATO, Nahost und Zentralasien dient.

Hochwerttraining auf NATO-Niveau

Das „Anatolian Eagle” Training Center in Konya zählt heute zu den führenden taktischen Luftwaffenzentren weltweit. Es bietet der türkischen Luftwaffe und verbündeten Nationen realitätsnahe Gefechtsübungen in einem hochbedrohlichen, technologisch anspruchsvollen Umfeld – deutlich komplexer als gewöhnliche Staffel- oder Verbandstrainings. Faktoren wie Luftraumgröße, taktische Reichweiten, elektronische Bedrohungssimulationen und die Anzahl der beteiligten Luftfahrzeuge ermöglichen ein Trainingsniveau, das reguläre Verbandsübungen weit übertrifft.

Die Übungen orientieren sich an Szenarien mit steigender Schwierigkeit – von einfachen taktischen Missionen bis hin zu komplexen, groß angelegten Luftoperationen in einem „Close-to-Real-War”-Setting. Die Qualität der Ausbildung wird dabei durch IT-gestützte Nachbereitung und Echtzeit-Überwachung der Missionen laufend ausgewertet.

Seit seiner Gründung wurden insgesamt 55 „Anatolian-Eagle”-Übungen durchgeführt – mit über 41.000 teilnehmenden Soldaten, 3.394 Luftfahrzeugen und rund 27.000 Einsätzen, die über 45.600 Flugstunden entsprechen. Ziel ist es, das taktische Verständnis, die Interoperabilität sowie die Fehlererkennung und -behebung bei allen Teilnehmenden nachhaltig zu verbessern.

„Königgrätz war ein Wendepunkt – nicht nur für Preußen und Österreich“

Die „Anatolian-Eagle”-Übungen verfolgen eine klare operative Ausrichtung. Im Mittelpunkt stehen:

die Steigerung des einsatznahen Ausbildungsniveaus für Pilotinnen und Piloten sowie Flugabwehrkräfte, das Einüben gemeinsamer (joint) und multinationaler (combined) Einsatzverfahren, die Minimierung von Verlusten und gleichzeitige Maximierung der Einsatzwirkung unter realitätsnahen Bedingungen, das Taktiktraining im Großverbandsrahmen, inklusive Durchführung komplexer Luftoperationen, der Austausch von Erfahrungen und Lessons Learned, sowie die Ausbildung unter Einsatzbedingungen mit Fokus auf Überleben, Reaktion und Anpassung im Hochbedrohungsszenario. Konya als Exzellenzzentrum im Aufbau

Seit der ersten „AE” im Jahr 2001 wurde umfangreich investiert: Neue Gebäude, Start- und Wartungsplattformen, Instandhaltungseinrichtungen und Abstellflächen wurden geschaffen. Die türkischen Streitkräfte verfolgen dabei das strategische Ziel, „Anatolian Eagle” zum weltweit führenden multinationalen Taktik-Trainingszentrum auszubauen – ein Zentrum für Exzellenz, das sowohl technologisch als auch operativ Maßstäbe setzen soll.

Das in „AE 25” verwendete Szenario entspricht den Standards internationaler Großübungen, ist vollständig fiktiv, aber dennoch realitätsnah. Politische oder historische Referenzen sind ausdrücklich ausgeschlossen – jedoch spiegeln sich in Aufbau und Dynamik tatsächliche sicherheitspolitische Bedrohungslagen wider, die auch für die Türkei von unmittelbarer Relevanz sind.

Realistisches Szenario mit multinationalem Schwerpunkt

Kern der Übung war in diesem Jahr ein fiktives Konfliktszenario zwischen dem demokratischen „Blueland” (50 Millionen Einwohner, NATO-nah) und dem autoritär regierten „Redland” (40 Millionen Einwohner, Militärputsch 2019, Modernisierungskurs). Redland verfügte über gemischte westlich-östliche Flugzeuge (darunter F-16, F-15, MiG-29, Su-30) sowie ein komplexes Boden-Luft-Raketennetz aus SA-6, SA-11, Hawk und ZSU 23-4.

Die Blueland-Kräfte flogen 196 Einsätze gegen 80 Zielpunkte, darunter 26 vordefinierte Luft-Boden-Ziele. Die Angriffe mussten gegen intensive Luftverteidigung durch Redland-F-16s und moderne SAM-Systeme durchgesetzt werden – unter Einsatz realistischer Taktiken, SEAD-Operationen und elektronischer Kampfführung. Die Zielgebiete waren massiv durch Redland-Verbände gesichert – insbesondere durch zehn F-16 der 132. Filo, die als „Aggressor“-Staffel agierten.

Koordination auf höchstem technischen Niveau

Das „White Headquarters” bildete das operative Herzstück der Übung – hier plant der „AE”-Stab sämtliche Trainingsverläufe und führt statistische Auswertungen durch. Es fungiert als zentrale Steuerzentrale und Denkfabrikfür das gesamte Manöver.

Das Command & Control Center (CCC) ist mit modernster Technik ausgestattet und ermöglicht die Echtzeitverfolgung aller Flugbewegungen mittels ACMI (Air Combat Maneuvering Instrumentation). Es verarbeitet Daten von AWACS, bodengestützten Radaren sowie die Ziel- und Wirkungsdaten von Flugabwehrsystemen. Auch das MASE Operationszentrum (Multi Aegis Site Emulator) ist hier angesiedelt – von dort werden alle AE-Sorties und tagesaktuellen Flugbewegungen koordiniert.

Ein zentrales Element ist zudem der große Briefing-Saal mit einer Kapazität von 450 Personen, in dem die finalen Einsatzbesprechungen vor den Flügen sowie strukturierte Debriefings nach den Missionen stattfinden. Diese umfassende Infrastruktur macht Konya zu einem der modernsten Trainingshubs für taktische Luftkriegsführung weltweit.

Niederlande als erster NATO-Staat mit Beitrag zum neuen US-Initiativpaket für die Ukraine

Modernes ACMI-System „Made in Türkiye“

Die türkische Luftwaffe nutzt seit 2021 ein neues, lokal entwickeltes ACMI-System (Air Combat Maneuvering Instrumentation), das vom türkischen Unternehmen SDT entwickelt wurde. Nach über zweieinhalb Jahren Erprobung durch Test- und Taktikstaffeln auf den Luftwaffenbasen Eskişehir und Konya kommt das System nun breitflächig zum Einsatz.

Das SDT ACMI-System bietet fortschrittliche Funktionen für die realitätsnahe Ausbildung in Luft-Luft- (A/A) und Luft-Boden-Gefechten (A/G) – darunter:

Autonome Echtzeit-Positionsverfolgung, Waffensimulationen, Real-Time Kill Notifications (RTKN), Missionsplanung, Live-Monitoring und strukturierte Nachbesprechungen (Post-Mission Analysis).

Dank leistungsstarker RF-Datenverbindungen und integrierter Prozessorarchitektur ermöglicht das System eine LVC-fähige (Live-Virtual-Constructive) Ausbildungsumgebung unter realen Flugbedingungen – mit mehreren Bedrohungs- und Zielquellen gleichzeitig. Insgesamt wurden bereits 60 SDT-ACMI-Systeme beschafft, die sukzessive das bislang genutzte Elbit EHUD-System der türkischen Luftwaffe ersetzen.

©Militär Aktuell

Red Forces im Separatbereich

Die Übungsstruktur sieht eine klare Trennung zwischen den gegnerischen Kräften vor: Die Red Forces (Gegenspielerrolle) planen und briefen ausschließlich in einem eigens zugewiesenen Gebäude, dem sogenannten „Red Building”. Der Zugang ist strikt beschränkt – nur Angehörige der Red Forces dürfen das Gebäude betreten, ebenso ist ihnen der Zugang zu anderen Bereichen der Basis untersagt. Diese organisatorische Trennung dient der Szenariotreue und verhindert ungewollte Informationsübertragung zwischen den Übungsteilnehmern.

Infrastruktur für multinationale Einsatzbereitschaft – „Anatolian Eagle“ wächst weiter

Die nationalen und internationalen Staffeln, die an den „Anatolian-Eagle”-Übungen teilnehmen, sind auf die Gebäude Blue-1, Blue-2 und Blue-3 verteilt. Jeder Gebäudekomplex verfügt über eigene Briefing-Räume für Lagebesprechungen, Einsatzplanungen und taktische Brainstormings der einzelnen Staffeln.

Zur Unterbringung wurde bereits vor 2002 ein zentrales Unterkunftsgebäude mit einer Kapazität von 260 Zimmern und 520 Betten errichtet. Damit konnte das damalige Unterbringungsdefizit zumindest teilweise behoben werden. In den Folgejahren entstanden im selben Areal zwei weitere Unterkünfte, ein Offiziers- und Unteroffiziersklub, ein Restaurant sowie weitere Infrastruktur- und Freizeiteinrichtungen. Die Erweiterungsarbeiten laufen bis heute, um der wachsenden Zahl an Teilnehmerstaaten gerecht zu werden.

EU-Kommissar warnt vor Mobilitätsdefiziten im Verteidigungsfall

C2-, GCI- und Tanker-Unterstützung in Echtzeit

Während der Übung stellen NATO-AWACS und die türkischen E-7T Peace Eagle-Flugzeuge umfassende C2-Unterstützung (Command & Control) für die Blueland-Kräfte bereit. Zeitgleich übernimmt das bodenstationierte Radar auf der Luftwaffenbasis GCI-Funktionalität (Ground Controlled Interception) für die Redland-Streitkräfte. Die Luftbetankung beider Seiten erfolgt durch KC-135R-Tanker der türkischen Luftwaffe – ein entscheidender Beitrag zur Einsatzdauer und Flexibilität im komplexen Übungsgeschehen.

Auch Türkische Marine integriert

Da sich Teile des Übungsluftraums auch über dem östlichen Mittelmeer erstreckten, wurde „Anatolian Eagle 25” erstmals durch vier türkische Überwasserschiffe begleitet: Die Fregatten und Landungsschiffe „TCG Akar”, „Gediz”, „Zipkin” und „Bafra” übernahmen dabei die Rolle maritimer Anti-Surface Warfare-Plattformen zur Unterstützung der Luftoperationen.

-> Apple Podcast
-> Spotify
-> Podigee
-> Deezer
-> Youtube-Version

Modern, mehrdimensional und technologisch führend

Wie Generalmajor Kuş bei einem Medienbriefing erklärte, war „AE 25” die erste Ausgabe der Übung, die vollständig auf ein modernes, dynamisches und mehrdimensionales Einsatzszenario ausgerichtet wurde. Die Planungen orientierten sich stark an operativen Erfahrungen aus der Ukraine (-> Aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) und dem Nahen Osten.

Erstmals wurde ein realistisches Marschflugkörperszenario integriert: Die Blueland-Kräfte führten Abfang- und Vernichtungsoperationen gegen eine simulierte Welle von Cruise Missiles durch, die von Redland-Einheiten gestartet worden waren.

Zudem war es das erste Mal, dass in einer internationalen Großübung unter konventionellen Rahmenbedingungen ausschließlich unbemannte Systeme für direkte Luftschläge eingesetzt wurden. Die Akinci, Anka-S und Anka-3 UAVs übernahmen den Strike-Part, während bemannte Kampfjets der Blueland-Seite Begleit- und Schutzmissionendurchführten. Dies gilt als ein besonders fortschrittliches Beispiel für die Integration von bemannten und unbemannten Systemen – ein Beleg für den technologischen Wandel in der türkischen Verteidigungsindustrie.

Der Fokus lag dabei auf der frühzeitigen Erkennung, Identifizierung und Bekämpfung dieser komplexen Bedrohungen – im Rahmen von Joint Missions, die sowohl luft- als auch bodengestützte Plattformen einbezogen. Unterstützt wurde das Lagebild durch NATO-AWACS (E-3 Sentry) und türkische E-7T „Wedgetail“-Systeme.

F/A-XX und E-7: US-Kongress stellt sich gegen Pentagon-Kürzungen

„AE 25” mit simulierten Marschflugkörper-Angriffen

Ein zentrales Element von ƒAnatolian Eagle 25 war die realistische Simulation von Marschflugkörperangriffen durch das fiktive „Redland“ gegen die Streitkräfte von „Blueland“. Um diese Bedrohung glaubwürdig darzustellen, stellte Turkish Aerospace Industries (TAI) die Şimşek- und Super-Şimşek-Zieldrohnen zur Verfügung, die speziell für die Nachbildung tarnkappenfähiger, schwer ortbarer Cruise Missiles (Low-RCS) entwickelt wurden. Die Abschüsse erfolgten von UAVs des Typs Anka III. Diese Ziele erreichten Geschwindigkeiten von bis zu Mach 0,8.

Ergänzt wurde das Szenario durch SEAD-Missionen (Suppression of Enemy Air Defenses): F-16 der türkischen Luftwaffe griffen dabei mit AGM-88 HARM Anti-Radar-Raketen Luftabwehrstellungen der Redland-Kräfte im Übungsraum Konya an. Diese komplexen Operationen forderten nicht nur die fliegerischen Fähigkeiten der Piloten, sondern testeten auch die Leistungsfähigkeit der Einsatzplaner, Führungs- und Steuerungselemente (C2) sowie der bodenbasierten Unterstützungsteams.

Technologietransfer durch türkische Industrie

Ein zentrales Element von „AE 25” war die prominente Rolle der türkischen Streitkräfte. Zum Einsatz kamen unter anderem:

UAVs: Baykar Akinci, TAI Anka-S und Anka-3 Marschflugkörper-Drohnen: Şimşek und Super-Şimşek Elektronische Kampfführung: Havasoj, Karasoj, Ihasoj Missionstracking: SDT ACMI-Systeme mit Live-Kill-Feedback und LVC-Kompatibilität Führungssoftware: STORM & C2SE

Erstmals wurde ein voll integrierter Manned-Unmanned-Combat-Einsatz geprobt: UAVs flogen eigenständige Luftschläge, eskortiert von bemannten Kampfjets. Die Koordination erfolgte über NATO-AWACS, türkische E-7T Peace Eagle (AEW&C) sowie KC-135R-Tanker.

Polen setzt mit M1150 von GDLS weiter auf „Heavy Metal“

Ablauf und Symbolik: „AE 25“ mit zwei intensiven Übungswochen und spektakulärem „Elephant Walk“

Die Phase vor Beginn der eigentlichen Einsatzflüge diente dem Aufmarsch und der Vorbereitung: Ab dem 16. Juni trafen die teilnehmenden Jets, Bodenteams und Frachtflugzeuge auf der 3rd Main Jet Base in Konya ein. Es folgten zentrale Mass-In-Briefings, Einweisungsflüge und die Planung der Eagle-Missionen – abgeschlossen durch das erste große Taktikbriefing am Freitag, dem 20. Juni.

Die erste Übungswoche bestand aus viereinhalb Einsatztagen, mit jeweils zwei Combined Sorties pro Tag – einem Morgenflug („Eagle 1”) und einem Nachmittagsflug („Eagle 2”). Die zweite Woche lief über vier volle Tage mit ebenfalls je zwei Sorties. Am Freitag, dem 4. Juli, standen das abschließende „Mass-Out”-Briefing und der Abzug der Teilnehmerstaffeln auf dem Programm.

„Elephant Walk“ als kraftvolles Symbol multinationaler Einsatzbereitschaft

Ein besonderes Highlight bildete der „Spotters Day” am 2. Juli, der von über 1.000 Luftfahrtenthusiasten besucht wurde. Höhepunkt: der imposante „Elephant Walk” – eine Formation von 30 Militärflugzeugen aller Teilnehmernationen, die dicht hintereinander die Rollbahn entlangfuhren, angeführt von einer ikonischen F-4E Phantom.

In der militärischen Luftfahrt bezeichnet der Begriff „Elephant Walk” das eng gestaffelte Rollen mehrerer Flugzeuge in Formation – meist vor einem Start oder als symbolische Demonstration. Es steht für Kraft, Koordination und Einsatzbereitschaft der beteiligten Luftstreitkräfte – und zeigte bei „AE 25” einmal mehr die operative Tiefe und multinationale Dimension der Übung.

EU-Kommissar warnt vor Mobilitätsdefiziten im Verteidigungsfall

Blueland-Order of Battle: Türkische Kernkräfte, aserbaidschanische Su-25 und das AEW&C-System Peace Eagle

Die fiktiven Blueland-Streitkräfte wurden bei „Anatolian Eagle 25” im Wesentlichen durch die türkische Luftwaffe gestellt. Zum Einsatz kamen:

F-16 in verschiedenen Rollen (SEAD, Multi-Role, Escort), das Luftüberwachungs- und Führungsflugzeug E-7T „Peace Eagle”, KC-135R Tanker sowie die UAVs Baykar Akinci und TAI Anka-S, wobei Letztere von einem separaten Flugplatz aus operierte. Das türkische AEW&C-System Peace Eagle – High-End-Radarplattform aus Ankara

Das E-7T Peace Eagle basiert auf der Boeing 737NG-Plattform und stellt eine moderne Alternative zum klassischen E-3 Sentry dar. Statt eines rotierenden Radars nutzt es ein fest eingebautes AESA-Radar (Active Electronically Scanned Array) mit hoher Reichweite und Zielgenauigkeit.

Insgesamt vier E-7T-Systeme wurden von der türkischen Luftwaffe beschafft, inklusive Bodensegment. Turkish Aerospace Industries (TAI) fungierte als Hauptauftragnehmer für Bau, Test und Umrüstung von drei der vier Maschinen; die erste wurde in den USA durch Boeing umgebaut. Weitere Schlüsselrollen übernahmen türkische Firmen wie HAVELSAN, das für Systemintegration, Software und Bodensegmente verantwortlich ist.

Die Maschinen tragen die Namen:

Kuzey (Norden) – Erstübernahme am 21. Februar 2014 Güney (Süden) Doğu (Osten) Batı (Westen) – Auslieferung Ende 2015 Aserbaidschanische Su-25: Kampfjets mit Gefechtserfahrung

Als internationale Beteiligung auf Blueland-Seite stellte Aserbaidschan zwei Su-25 Frogfoot-Erdkampfflugzeuge von der Kürdamir Air Base. Bereits mehrfach hatte die aserbaidschanische Luftwaffe im Rahmen bilateraler TuAz-Übungenan „AE” teilgenommen. Auffällig: Die Maschinen trugen eine Vielzahl von Einsatzmarkierungen an der linken Rumpfseite – vermutlich aus dem Konflikt mit Armenien.

Unter dem linken Tragflügel war jeweils das belarussische Talisman Airborne Defense Suite (ADS)-System montiert – ein elektronisches Schutzsystem, das Schutz gegen aktiv und semi-aktiv radar- sowie infrarotgelenkte Luft-Luft- und Boden-Luft-Raketen (AAM/SAM) bietet. Darüber hinaus kann es auch „Friendly Fire”-Gefahren durch eigene Lenkwaffen oder Luftabwehrsysteme unterbinden.

Politischer Kontext: Spannungsfeld NATO – Türkei

Trotz der engen NATO-Verflechtung war das Verhältnis zwischen Ankara und der Allianz zuletzt mehrfach belastet – etwa durch den türkischen Erwerb russischer S-400-Luftverteidigungssysteme, sowie die Explorationseinsätze des Forschungsschiffs Onuç Reis westlich von Zypern, begleitet von einer vollständigen Kampfschiff-Flottille der türkischen Marine.

Beim letzten NATO-Gipfel bemühte sich Präsident Recep Tayyip Erdoğan jedoch um eine Entspannung des Verhältnisses, insbesondere in Hinblick auf die strategische Rolle der Türkei als Ausbildungs- und Stationierungsstandort.

US-Rüstungsboost: Milliarden für JASSM, LRASM und AMRAAM

Teilnehmende Nationen (Auswahl) Türkische Luftwaffe: 10 Staffeln (unter anderem 113., 132., 151., 161. Filo) mit F-16, E-7T, UAVs, Tanker NATO: E-3A Sentry (C2) US-Streitkräfte: 12× F-16 Aserbaidschan: 2× Su-25 (A/G, mit Talisman-ADS) Saudi-Arabien: 6× F-15 Katar: 3× Eurofighter Typhoon Jordanien: 3× F-16 Ungarn: 3x Saab Gripen (Air-to-Air)

Türkische Marine: Fregatten „TCG Akar”, „Gediz”, „Zipkin”, „Bafra” im ASuW-Einsatz

Fazit: „AE“ wird zum taktischen Exzellenzzentrum Europas

Mit über 27.000 Einsätzen seit 2001, mehr als 41.000 teilnehmenden Soldaten und permanent ausgebauter Infrastruktur hat sich Konya als strategischer Trainingshub im NATO-Raum etabliert. Die türkischen Streitkräfte investieren weiterhin in Sensorik, UAV-Einbindung und elektronische Kampfführung – mit dem klaren Ziel, „Anatolian” Eagle zum führenden multinationalen Zentrum für taktische Luftoperationen in Europa und Eurasien auszubauen.

Hier geht es zu weiteren Meldungen rund um die türkischen Streitkräfte.