Publiziert5. August 2025, 06:56

Depressionen: Musk-Droge Ketamin findet in Luxemburg zum Therapie-Zweck Anklang

Ketamin, ein starkes Anästhetikum zur Behandlung von Depressionen, findet sowohl im medizinischen als auch im politischen Bereich Luxemburgs Befürworter.

Thomas Holzer

Ursprünglich ein Narkosemittel für Pferde, sorgt Ketamin heute für Schlagzeilen – nicht zuletzt durch seinen prominentesten Nutzer, den Milliardär Elon Musk. Der Südafrikaner, oft als exzentrisches Genie beschrieben, soll dem Stoff sein rastloses Auftreten verdanken. Keine ideale Werbung für eine Substanz, die schwere Schäden verursachen kann, wenn sie missbräuchlich eingenommen wird. Doch medizinisch kontrolliert eingesetzt, zeigt sie vielversprechende therapeutische Wirkungen.

Im Großherzogtum ist das Medikament Spravato, das auf Esketamin basiert – einem Derivat von Ketamin – zugelassen. Nach Angaben des luxemburgischen Gesundheitsministeriums kommen vier Medikamente mit dem Wirkstoff Ketamin oder Esketamin in Krankenhäusern bei der Behandlung von Depressionen zum Einsatz.

CHEM-Psychiater von positiver Wirkung überzeugt

«Ich arbeite seit rund fünfzehn Jahren mit Ketamin», berichtet Dr. Fabrice Godenir, Psychiater am CHEM. «Anfangs gab es Skepsis, dann wuchs das Interesse. Die meisten fortschrittlich denkenden Psychiater sind von seinem Potenzial überzeugt – und Luxemburg verschließt sich dieser Entwicklung nicht.»

Der Mediziner berichtet von deutlichen Erfolgen: Bei 70 Prozent seiner Patienten zeige sich eine Besserung – manche kehren langfristig sogar wieder ins Berufsleben zurück. Ketamin, das als psychedelische oder dissoziative Droge wirkt, helfe dabei, sich gedanklich von der Realität zu lösen und neue Perspektiven zu entwickeln.

«Wir setzen es in der Akutbehandlung ein, wenn ein unmittelbares Suizidrisiko besteht», erklärt Godenir. Außerdem komme es zum Einsatz, wenn klassische Antidepressiva nicht anschlagen.

«Das kann für manche Patienten befreiend wirken»

Tilly Metz, Europaabgeordnete

Auch auf politischer Ebene erfährt das Thema Unterstützung. Tilly Metz, Europaabgeordnete der Grünen, setzt sich für eine EU-weite Anerkennung der medizinischen Anwendung von Ketamin ein. «Das kann für manche Patienten befreiend wirken», erklärt sie im Gespräch mit L’essentiel. Sie sieht Potenzial, etwa zur Verbesserung der psychischen Verfassung von Menschen mit Krebserkrankungen – betont aber gleichzeitig die Notwendigkeit einer klaren Regulierung.

Ketamin zum Feiern

Neben der medizinischen Nutzung steht Ketamin auch bei Partygängern hoch im Kurs – wegen seiner bewusstseinsverändernden Wirkung. Laut Zahlen des Gesundheitsministeriums stieg der Konsum zwischen 2014 und 2023 leicht an, hat sich aber inzwischen stabilisiert.

Etwas mehr als zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung, die bereits Drogen konsumiert haben, gaben an, in den vergangenen 30 Tagen Ketamin genommen zu haben – ein Wert, der weniger als halb so hoch ist wie im EU-Durchschnitt. Das Ministerium ordnet die Substanz deshalb als «eine der am wenigsten konsumierten Drogen unter Freizeitkonsumenten in Luxemburg» ein.

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