Nach dem verheerenden Brand in einem Folienbetrieb sind die Nachlöscharbeiten noch immer nicht beendet. „Die Rauchentwicklung hat sich zwar deutlich reduziert“, teilte die Stadt am Freitagmorgen, 8. August, mit. Dennoch sei die Lage „weiter dynamisch“. Die Warnung in der Warn-App Nina gilt weiterhin, sie wurde am Morgen auch auf Erkrath, Haan, Heiligenhaus, Hilden, Mettmann, Ratingen, Velbert und Wülfrath ausgeweitet. Auch die Straßensperrungen rund um den Einsatzort bleiben weiter bestehen.
Die Stadt wird aus vorsorglichen Gründen die Spielplätze nordöstlich der Niederstraße sperren, bis vom Landesumweltamt konkrete Messwerte zum Rußniederschlag vorliegen, teilte sie am Morgen mit. Diese werden für spätestens kommenden Mittwoch erwartet. Das vorläufige Betretungsverbot gelte auch für die Außenflächen von Kitas und Schulen, nicht aber für die Innenräume. Eine Betreuung finde also statt. Nachdem der Rauch zunächst hoch abzog, hätten sich der Niederschlag und Geruch im Stadtgebiet nordöstlich der Brandstelle im Verlauf des Abends und der Nacht deutlich erhöht, als die zunächst positive Thermik über dem Brandherd zusammensackte, beschreibt die Stadt die Situation in einem Update am Morgen.
Das Technische Hilfswerk (THW) konnte erst in den ganz frühen Morgenstunden damit beginnen, die Reste der eingestürzten Halle auseinanderzuziehen, damit die Feuerwehr an alle Glutnester kommt
Keine Sorgen müssen sich die Monheimer und Monheimerinnen indes um das Thema Trinkwasser machen, wie eine Sprecherin der Stadtwerke Langenfeld erklärte. „Der Brandherd liegt weit außerhalb des Trinkwassergebiets. Eine Verunreinigung des Trinkwassers ist ausgeschlossen. Das Trinkwasser wird auch regelmäßig geprüft.“
Die Empfehlung des Landesumweltamts an die Bevölkerung
Das Landesumweltamt (Lanuk), die Bezirksregierung Düsseldorf und der Kreis Mettmann haben folgende vorsorgliche Maßnahmenempfehlungen an die Bevölkerung herausgegeben:
Der Nahbereich betrifft insbesondere den Bereich zwischen Niederstraße, Schwalbenstraße und Heinrich-Späth-Straße in Monheim am Rhein. Hier sollte kein angebautes Obst oder Gemüse bis zum Vorliegen der Analyseergebnisse verzehrt werden. Wer einen Pool hat, sollte das Wasser austauschen. Es sollten Möbel und Spielzeug (inklusive Gartenmöbel, Kinderspielzeug, Schaukeln etc.) im Garten oder auf dem Balkon mittels handelsüblicher Reinigungsmittel gereinigt werden. Vorsichtshalber sollten dabei Handschuhe und eine FFP2-Maske getragen werden – dies gilt auch für andere Tätigkeiten im Außenbereich.
Zum Trocknen im Außenbereich aufgehängte Wäsche sollte erneut gewaschen werden. Fahrzeugen, die draußen stehen, sollten in einer dafür vorgesehen Waschanlage gewaschen werden.
Sollte optisch stark kontaminierter Rasen/Grünflächen erkennbar sein, ist der Rasen mit Maske und Handschuhen zu mähen und im Restmüll zu entsorgen. Wenn Bürgerinnen und Bürger optisch stark kontaminierter Sand entdecken, sollte der Sand in einer Tiefe von 3 Zentimetern abgetragen und im Restmüll entsorgt werden.
Für den erweiterten Bereich bis zu 15 Kilometer vom Brandort wird empfohlen, eine optische Inaugenscheinnahme vorzunehmen. Bei optischen Beeinträchtigungen oder Unklarheiten der Beeinträchtigungen (weißen oder schwarzen Partikeln, Brandniederschlägen, Russpartikel, etc.) wird empfohlen, vorsichtshalber, wie im oben genannten Nahbereich vorzugehen.
Noch in der Nacht wurden 15 Personen aus der unmittelbaren Nähe des Brandortes vorsorglich im Hotel Zum Vater Rhein untergebracht, da sie wegen der anhaltenden Rauchentwicklung nicht in ihre Wohnungen zurückkehren konnten. Alle sind unverletzt. In weiteren Häusern und Wohnungen, die nicht in direkter Nachbarschaft, sondern in einem größeren Radius liegen, wurden ebenfalls Messungen vorgenommen – eine Evakuierung war dort jedoch nicht erforderlich.
Am Brandort wurde Salzsäure gemessen
Bei dem am Abend im direkten Umfeld des Brandorts im Außenbereich gemessenen Schadstoff handelt es sich um Salzsäure, die häufig als Brandfolgeprodukt entsteht, wenn chlorhaltige Materialien wie PVC verbrennen. Die gesundheitsschädlichen Dämpfe entstehen dann in Verbindung mit den eingesetzten Löschmitteln wie Schaum und Wasser.
Eine riesige Rauchsäule hatte am späten Donnerstagnachmittag, 7. August, das Monheimer Stadtgebiet verdunkelt. Ursache war der Großbrand auf dem Gelände der Folien GmbH an der Niederstraße 24, der gegen 16 Uhr ausbrach. Die Lagerhalle des Unternehmens, das Verpackungsmaterialien herstellt, stand über weite Teile in Flammen. Die Rauchwolken zogen über große Teile des Stadtgebiets hinweg in Richtung Baumberg und Langenfeld – die Geruchsentwicklung war teils erheblich. Die Rauchsäule war weithin sichtbar, auch aus den umliegenden Städten. Da sich am Abend der Wind ungünstig drehte und die vorher abziehenden Rauchschwaden nach unten drückte, forderte die Feuerwehr alle Anwohner auf, Lüftungen abzuschalten sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten. Diese Warnung gilt nach wie vor für den Bereich zwischen Niederstraße, Schwalbenstraße und Heinrich-Späth-Straße.
Das betroffene Gelände umfasst rund 1800 Quadratmeter. Immer wieder schlugen hohe Flammen aus der Halle, dichter schwarzer Rauch zog über angrenzende Wohngebiete. Im Laufe des Einsatzes stürzte das Dach der 30 mal 40 Meter großen Gewerbehalle vollständig ein, was die Nachlöscharbeiten erheblich erschwerte.
Anwohnerinnen und Anwohner wurden über die Warn-App Nina informiert – insbesondere wegen der starken Rauchentwicklung. „Ausgehend vom eingetretenen Löscherfolg, der damit verbundenen veränderten Thermik und den daraus resultierenden und Messergebnissen des vor Ort befindlichen Landesumweltamtes (Lanuk) wird weiterhin dringend empfohlen, Fenster und Türen im Umkreis zum Brandort geschlossen zu halten, Lüftungsanlagen abgeschaltet zu lassen und sich nicht unnötig im Freien aufzuhalten“, teilte die Stadt mit. Dies betreffe insbesondere den Bereich zwischen Niederstraße, Schwalbenstraße und Heinrich-Späth-Straße. Eine Entwarnung erfolgt zur gegebenen Zeit über die Warnapp Nina. Diese Entwarnung gibt es aber noch nicht.
Die Niederstraße wurde zwischen Krischerstraße und Edisonstraße komplett gesperrt, Polizei und Feuerwehr sicherten die Umgebung weiträumig ab. Mehrere Linien der Bahnen der Stadt Monheim (BSM) mussten kurzfristig umgeleitet werden.
Personen, die den Öffentlichen Nahverkehr nutzen, werden derzeit auf folgenden Linien umgeleitet: Für die Linie 789 wurde in beide Fahrtrichtungen eine Umleitung eingerichtet. Die Haltestelle „Daimlerstraße“ entfällt in Fahrtrichtung Düsseldorf, Am Falder. Auch die Linie SB59 fährt eine Umleitung. Die Haltestelle „Daimlerstraße“ entfällt in Fahrtrichtung Düsseldorf, Benrath S. Für beide Linien gilt: Die Haltestellen „Hey Lou Hotel“ und „Steinstraße“ entfallen in beide Fahrtrichtungen. Statt der Haltestelle „Steinstraße“ kann alternativ die Haltestelle „Kirchstraße“ genutzt werden.
Nach Angaben von Feuerwehrchef Torsten Schlender waren rund 170 Einsatzkräfte vor Ort, darunter Unterstützung aus Haan, Hilden, Ratingen, Langenfeld und Mettmann sowie Kräfte des DRK Langenfeld und ein Fachberater des THW. Ein Luftmesszug überwachte die Schadstoffbelastung.
Trotz der Intensität des Brandes gab es keine Verletzten. Die Nachlöscharbeiten dauerten bis tief in die Nacht. Die Polizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Die Höhe des Schadens und die Zukunft des Gebäudes sind noch unklar.