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Spanien befand sich unter Interessenten für Donald Trumps F-35-Kampfjets. Madrid entscheidet sich aber gegen einen Kauf. Das belastet die Marine im Mittelmeer.

Madrid – Sie sind im Umfeld von Ukraine-Krieg und Russland-Aggression unter Moskau-Machthaber Wladimir Putin international regelrecht heiß begehrt. Die Rede ist von F-35-Kampfjets aus den USA, die Präsident Donald Trump zu gerne gewinnbringend an die Streitkräfte der Nato-Partner seines Landes verkaufen möchte. Doch ein solcher Partner ist nun offenbar abgesprungen: Spanien.

Eine F-35 Lightning II auf dem Deck der USS America. Präsident Donald Trump möchte den Kampfjet mehreren Nato-Partnern liefern (Symbolfoto).

Eine F-35 Lightning II auf dem Deck der USS America. Präsident Donald Trump möchte den Kampfjet mehreren Nato-Partnern liefern (Symbolfoto). © Montage IPPEN.MEDIA/ IMAGO / AAP / ABACAPRESS

Wie die spanische El Pais berichtet, hat die Regierung in Madrid den möglichen Kauf amerikanischer F-35-Kampfjets „definitiv“ zurückgestellt und ist auf der Suche nach Alternativen in Europa. Die Tageszeitung verweist auf nicht näher präzisierte Regierungsquellen. So habe es schon Vorgespräche dazu gegeben. Diese seien jedoch bis auf Weiteres ausgesetzt. Das Verteidigungsministerium habe zwar eine unverbindliche Informationsanfrage beim US-Rüstungskonzern Lockheed Martin gestellt, doch anfängliche Pläne würden nicht weiter verfolgt.

F-35-Kampfjets aus den USA: Spanien erteilt Donald Trump und Amerikanern Absage

Laut des Berichts will die spanische Regierung rund 85 Prozent zukünftiger Rüstungsausgaben in Bestellungen bei europäischen Unternehmen investieren. Die F-35 kosten Medienberichten zufolge je Exemplar bis zu 100 Millionen Euro. Eine zwischenzeitlich kolportierte mögliche Bestellung von 50 Tarnkappenflugzeugen aus den Vereinigten Staaten sei mit dieser Vorgabe nicht vereinbar. Brisant: Laut El Pais hatten sowohl die spanische Luftwaffe als auch die Marine, die Armada Española, ihr grundsätzliches Interesse an der F-35 bekräftigt.

Nun drohen stattdessen gleich zwei heikle Engpässe, was die Ausrüstung der Streitkräfte des Nato-Landes angeht. Denn: Die Luftwaffe verlangt nach einem Kampfjet mit Tarnkappen-Eigenschaften, um die Zeit bis zur Realisierung des europäischen FCAS (Future Combat Air System) zu überbrücken. Mit diesen Kampfflugzeugen der sogenannten sechsten Generation ist Medienberichten zufolge frühestens 2040 zu rechnen, während das deutsch-französisch-spanische FCAS-Programm wegen Differenzen zwischen Paris und Berlin gehörig stockt.

Teilstreitkraft:Flaggschiff der spanischen Marine (Armada Española)Indienststellung:30. September 2010Besatzung:243 Soldatinnen und SoldatenLänge / Breite:236,5 m / 32 mHöchstgeschwindigkeit:21 Knoten (39 km/h)Luftfahrzeuge:Senkrechtstarter Harrier AV-8B, Transporthubschrauber NH90 und CH-47

Kampfjets der Spanier: Eurofighter für die Luftwaffe, AV-8B Harrier für die Marine

Der Bericht zitiert den spanischen Generalstabschef, General Teodoro López Calderón: „Eine Alternative zu einem Flugzeug der fünften Generation mit wirklich fortgeschrittener Stealth-Technologie haben wir nicht. Das ist die Realität.“ Die Luftstreitkräfte müssten somit vorerst mit den vorhandenen Kampfflugzeugen der vierten Generation auskommen. Dabei handelt es sich um Eurofighter-Kampfjets, die auch die deutsche Bundeswehr zur Nato-Luftraumüberwachung nutzt.

Während die deutsche Luftwaffe 138 Eurofighter hat, sind es in Spanien 70. Hinzukommen 85 ältere F/A-18 Hornet. Ansonsten müsse „man auf die Ankunft des FCAS warten. Das Problem ist, dass wir viele Jahre warten müssen“, erklärte Calderón. Beim FCAS soll ein bemanntes Mehrzweckkampfflugzeug von Drohnen begleitet werden, Remote Carrier genannt, die über eine Datenwolke miteinander verbunden sind. So der Plan. Auch die spanische Marine steht wohl vor einem Problem. Spanien hat einen Flugzeugträger, benannt nach dem früheren König „Juan Carlos I“. Von diesem können aber nur sogenannte Senkrechtstarter starten.

Der spanische Flugzeug- und Hubschrauberträger „Juan Carlos I“. (Archivfoto)

Der spanische Flugzeug- und Hubschrauberträger „Juan Carlos I“. (Archivfoto) © IMAGO / penofotoDonald Trumps F-35 aus den USA: Kampfjet kann auch senkrecht starten und landen

Die Marine hat hierfür ein Dutzend Harrier AV-8B, die in den frühen 1980er Jahren entwickelt wurden. Laut Fachmagazin hartpunkt sollen diese Kampfflugzeuge aber 2030 außer Dienst gestellt werden. Auch die modernen Kampfjet-Varianten F-35B und F-35C können senkrecht starten. Und zwar mithilfe eines Rolls-Royce-Lift-Systems des gleichnamigen britischen Maschinenbauers, mit einem nach unten ausgerichteten Mantelpropeller, der mit dem Haupttriebwerk über eine Getriebewelle verbunden ist, kombiniert mit Ausgleichsdüsen für die Rollsteuerung an den Tragflächen. Doch die Spanier werden diese Technik wohl nicht bekommen. (pm)