DruckenTeilen
US-Präsident Trump will Kremlchef Putin in Alaska treffen. Die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten scheinen außen vor. Was zu erwarten ist.
Washington, DC – In Alaska will US-Präsident Donald Trump mit Kremlchef Wladimir Putin über einen Ausweg aus dem Ukraine-Krieg sprechen. Bereits wenige Tage vor dem geplanten Gipfel sind bereits erste Details durchgesickert – ganz zum Missfallen der Regierung in Kiew. Denn der Amerikaner und der Russe scheinen bei ihren Überlegungen über ein Kriegsende von großen Gebietsabtretungen der Ukraine auszugehen. Inzwischen rufen die Überlegungen auch die europäischen Partner auf den Plan. In einer gemeinsamen Erklärung haben sie die Grenzen der Kompromissbereitschaft klar gezogen. Was vom Alaska-Treffen zwischen Putin und Trump zu erwarten ist.
Trump trifft Putin auf Alaska-Gipfel: Wechsel in der US-Politik seit Ukraine-Krieg
Es kommt einem Paradigmenwechsel gleich. Unter der Regierung von Joe Biden lautete Washingtons Parole im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg stets: „Keine Verhandlungen über die Ukraine ohne die Ukraine.“ Seit Donald Trump vor einigen Monaten erneut die Regierung der USA übernommen hat, werden zwar stetig Gesprächsversuche mit Russland unternommen – doch Kiews Mitspracherecht ist zunehmend optional. So ist es auch am kommenden Freitag, dem 15. August. Trump und Putin werden in Alaska zusammenkommen, um über die Lage im Ukraine-Krieg zu sprechen.
Panzer, Drohnen, Luftabwehr: Waffen für die Ukraine

Wolodymyr Selenskyj, und damit die Ukraine, sind bei den Gesprächen außen vor. Es sei denn, es gibt kurzfristig eine Einladung. Ebenso ausgeschlossen sind die Europäer. Der ukrainische Präsident hatte seinen Unmut über das Alaska-Treffen und die möglichen Gebietsabtretungen bereits mehrfach deutlich gemacht. Die Ukraine befürchtet laut New York Times seit sechs Monaten, dass Trumps Bild eines „Friedensabkommens“ ein direkt zwischen ihm und Putin ausgehandeltes Abkommen sei.
Alaska-Treffen von Trump und Putin: Wie stehen die Europäer zu den Plänen?
Doch nicht nur für die Ukraine sind Gebietsabtretungen, auch wenn sie zu einem Ende des Ukraine-Kriegs führen könnten, tabu. Sinnvolle Verhandlungen seien nur „im Rahmen eines Waffenstillstands oder einer Verringerung der Feindseligkeiten“ möglich, betonten am Samstag Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Großbritannien, Finnland und der EU-Kommission.

US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin im Juli 2018 (Archivbild). ©
IMAGO / ZUMA Press Wire
„Der Weg zum Frieden für die Ukraine muss gemeinsam und nur gemeinsam mit der Ukraine bestimmt werden, das ist eine Frage des Prinzips“, sagte Selenskyj später in seiner abendlichen Videoansprache. Ähnlich äußerte sich der französische Präsident Emmanuel Macron. Er schrieb auf X, die Europäer müssten ebenfalls Teil einer Lösung sein, weil es auch um ihre Sicherheit gehe. Macron hatte sich zuvor mit Selenskyj, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und dem britischen Premierminister Keir Starmer ausgetauscht.
Selenskyjs Rolle bleibt vor Trumps Alaska-Treffen mit Putin ungewiss
Ob Selenskyj ebenfalls eine Einladung nach Alaska erhält, ist ungewiss. Bei den Planungen für das Treffen war er zunächst außen vor. Vor der Ankündigung des Gipfels hatte es aus Washington noch geheißen, auf ein Zweiertreffen zwischen Trump und Putin solle ein Dreiergespräch mit dem ukrainischen Präsidenten folgen. Trump machte dies später jedoch nicht zur Voraussetzung, um sich mit Putin zu treffen.
Der russische Präsident bezeichnete einen Dreier-Gipfel zwar als möglich. Die Bedingungen dafür seien jedoch noch lange nicht erfüllt, erklärte er zuletzt. Der Kreml lud Trump derweil schon zu einem weiteren Treffen nach Russland ein.
Vor Alaska-Treffen: Kenne sich Trump und Putin persönlich?
Wenn am Freitag Trump und Putin beim Alaska-Gipfel aufeinander treffen, ist es ein Wiedersehen für die beiden Staatschefs. Während seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 haben sich beide Männer mehrfach gesehen, unter anderem beim G20-Gipfel in Japan. Erst mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs war unter der Regierung von Biden Funkstille zwischen Washington und Moskau ausgebrochen.
Trump strebt allerdings seit Beginn seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident eine Rolle als Vermittler an. Er distanzierte sich dabei vom Unterstützerkurs Bidens für die Ukraine und stellte auch US-Waffenlieferungen infrage. In den vergangenen Monaten telefonierte Trump mehrfach mit Putin. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Republikaner zunehmend gereizt reagiert und sich unter anderem mit Vertrauten Putins öffentliche Schlagabtausche liefert.
Für ein Ende des Ukraine-Kriegs: Was bietet Putin vor dem Alaska-Treffen an?
Bereits kurz vor Bekanntgabe seiner Zusammenkunft mit Putin in Alaska brachte Trump die Möglichkeit eines „Gebietstauschs“ zwischen der Ukraine und Russland „zum Wohl beider Seiten“ ins Spiel. Es solle auch etwas zurückgegeben werden, erklärte Trump. Moskau erhebt Anspruch auf weite Teile der Ost- und Südukraine und fordert einen Verzicht Kiews auf einen Nato-Beitritt. Laut Berichten des Wall Street Journal und der New York Times soll Putin am Mittwoch in Moskau eine Einstellung der Kämpfe angeboten haben – unter der Bedingung, dass Russland unter anderem die Kontrolle über die gesamte ostukrainische Donbass-Region erhält.
Das würde die Preisgabe mehrerer Tausend Quadratkilometer Fläche und strategisch wichtiger Städte durch die ukrainische Armee bedeuten. Unklar bleibt den Berichten zufolge, welche Zugeständnisse der Kreml im Gegenzug machen würde. Laut New York Times gehen europäische Diplomaten davon aus, dass Putin einer Waffenruhe zustimmen würde, bei der die aktuellen Frontlinien unter anderem in den südukrainischen Regionen Cherson und Saporischschja eingefroren werden. Befürchtet wird indes, dass er am Ende doch eine vollständige Abtretung dieser Gebiete erzwingen will. (fbu/dpa)