Deutschland braucht Azubis, scheitert aber an ihrer Ausbildung

by kiru_56

27 comments
  1. Vor allem scheitern sie an lebensfähigen Gehältern für Azubis. Von knapp 600€ im dritten Lehrjahr kann heutzutage halt niemand mehr existieren.

  2. Wer halt immer noch mit “Lehrjahre sind keine Herrenjahre” und einer Entlohnung >50% unterhalb des Mindestlohns um die Ecke kommt, muss sich nicht wundern.

  3. Viel blabla und gejammer im Artikel.

    Das viel zu geringe Gehalt wird nur kurz angeschnitten und über die Ausbeutung und andere Zustände wird gar nicht gesprochen.

    Wie soll man mit einem Azubi Gehalt heute denn überleben?
    Ich arbeite zwei Tage die Woche neben meinem Studium und verdiene deutlich mehr als während meiner Ausbildung.

    Eine Freundin hat nach ihrer Ausbildung ein Übernahmeangebot unter Mindestlohn bekommen.

    Eine Ausbildung kann man sich schlicht nicht mehr leisten.

  4. > Anstatt dass besser qualifizierte Schüler das Niveau anheben, beschreibt Tischlermeister André, der Jannes ausbildet, eher eine Verschlechterung. 

    Besser qualifizierte Schüler sind keine Hilfslehrer, vor allem nicht für Mitschüler mit Sprachproblemen. Wenn “gut in einem Fach sein” ausreichen würde um jemanden etwas beizubringen, würde das Lehramtstudium viel kürzer sein.

    Wir müssen das Lehren wieder aufnehmen. So richtig altmodisch beibringen, auch mal frontal. Mit kleinen Klassen und Förderkursen. Die jungen Leute werden nicht spontan mit dem Fachwissen aufwachen, auch wenn wir es uns ganz dolle wünschen. Vor allem nicht wenn sie schon zehn Jahre in der normalen Schule demotiviert worden sind und regelrecht Angst vor Fehlern haben.

  5. Ich frage mich ja ehrlich warum man Azubis keinen Mindestlohn zahlen MUSS.

    Ist echt ein Hohn. Nach 4 Jahren Studium bekam ich im praktischen Jahr zum Apotheker 900 brutto. Nach Studium und einer 40h Woche.

  6. Verrückt. Dabei werden junge Aleute und insbesondere Azubis hier doch so wrtgeschätzt. Du wirst respektierst, kannst dir vom üppigen Gehalt fast eine eigene Wohnung leisten, und… naja egal, das ist ja wohl schon mehr als genug. Ja, ich bin wirklich schockiert!

  7. Vielleicht sollte man Azubis mal nicht wie den letzten Dreck behandeln. Dann könnte es was werden…

  8. Wenn man hier einige Kommentare liest. Wir können gerne vom dualen System auf eine rein schulische Ausbildung umsteigen. Ob das für Auszubildende besser ist, mag ich zu bezweifeln.

  9. Beim Zimmerer nebenan wurde im Sommer von 6:00 – (mindestens) 17:00 gearbeitet, um die 6 Stunden im Winter auszugleichen. Da hatte ich halt auch keinen Bock drauf und sitz mir lieber den Hintern im Büro platt.

  10. Hab 2008 mit 27 Jahren eine zweite Ausbildung als Mediendesigner hinterher gemacht. Die IHK hatte den Betrieb damals falsch beraten, uns die falsche Ausbildung vermittelt (Print anstatt Digital). Im Betrieb hab ich den Beruf nicht erlernt und die Berufsschule war eigentlich auch nur da damit die Lehrer Gehalt bekommen haben. Hätte ich zwei Wochen vor der theoretischen Prüfung die Bücher und den Lehrplan bekommen hätte ich genauso bestanden. Die Praktische Prüfung war immerhin etwas besser aber nicht viel… Dadurch, dass die im Betrieb abgehalten wurde war es zumindest nicht schwer.

    Hab also damals ein Stück Papier bekommen laut dem ich einen Beruf erlernt haben soll von dem ich offen gestanden keine Ahnung habe. Aber immerhin hat der Betrieb damals einen Zuschuss von der IHK bekommen weil er ausgebildet hat. Das System war ein Witz.

  11. Mach gerade die Erfahrung, dass das anlernen von Quereinsteiger auch nicht funktioniert…

  12. >Damit das Ausbildungssystem wieder zu alter Stärke zurückfindet, ist eine strukturelle Überarbeitung notwendig, darin sind sich Experten wie Fitzenberger und die DIHK-Unternehmen einig. Außerdem muss es für angehende Auszubildende attraktiver werden.

    Darauf kann man es eigentlich runterbrechen. Wobei es mich jetzt auch nicht wundert, wenn ich sowas mal wieder lese.

    >die in tarifgebundenen Unternehmen arbeiten, im Jahr 2024 durchschnittlich 900 Euro pro Monat. In kleineren, nicht tarifgebundenen Firmen kann der Lohn dagegen auf bis zu 500 Euro sinken.

    Bei uns im Laden ist die Untergrenze für Auszubildende 1. Lehrjahr mindestens 1.3k und da sind noch Sachen wie kostenloses Deutschlandticket und bezuschusstes Essen dabei.

  13. Ich habe als IT Azubi im 3. LJ nur 1000€ bekommen. Und das war 2022

  14. Es fängt ja schon an den Berufsschulen an. Wie will ein 16 Jähriger aus einem kleinen Dorf in die nächste Großstadt kommen? Eine gute Bekannte erzählte mir, dass sie 2 Stunden in eine Richtung mit den Öffis für die Berufsschule gebraucht hat, und sie Glück hatte, dass um kurz vor 6 Uhr morgens überhaupt ein Bus fährt.

    Dann noch 3 Jahre einen Beruf erlernen, wenig Gehalt zu bekommen um nach der Ausbildung das gleiche wie eine ungelernte Fachkraft zu verdienen, weil ‘die Arbeit, die ihr macht, ist ja die gleiche’? Ja ne.

  15. Ich habe in meiner Ausbildung, in einem von der Handwerkskammer Berlin ausgezeichneten Betrieb, über zwei Jahre 1 zu 1 dasselbe gemacht. Als ich das einmal bei der Kammer angesprochen habe, ist einfach nichts passiert.

    Mich wundert es einfach nicht und die Hauptprobleme, die werden nicht mal erwähnt wie z.B. dass, der Ausbildungsplan nicht mal eingehalten oder erstellt wird

  16. Ich hoffe ich ziehe mich nicht zuviel Zorn zu, wenn ich sage, das Gehalt ist gar nicht das größte Problem.

    Das große Problem ist die Art und Weise der Ausbildung. In sehr vielen Betrieben ist vor allem im ersten Lehrjahr, aber auch danach noch sehr viel Hilfsarbeit gefordert. Deine Arbeit besteht darin, aufzuräumen, zu fegen und Dinge zu tragen. Das wird nicht nur gemacht, weil Lehrlinge im 1. Jahr noch nicht so viel können, sondern weil es eben *immer so gemacht wurde*.

    Man wird runter gemacht, man wird nicht ernst genommen und beigebracht wird einem erstaunlich wenig. Ich glaube die wenigsten freuen sich, zur Arbeit zu gehen, weil sie wissen, dass sie heute wieder beleidigt, ausgenutzt und verarscht werden.

    Diese ganze unnötige Schikane, die gerne euphemistisch als “Lehrjahre sind keine Herrenjahre” kommentiert werden, sind das allergrößte Problem.

    Na klar muss der Lehrling auch die Werkstatt sauber machen oder eben dem Gesellen die Sachen tragen, ist ja rein wirtschaftlich auch verständlich. Aber dazwischen zeigt halt auch mal, wieso manche Dinge jetzt genau so gemacht werden, Hintergründe erklären etc. Damit bekommt man gut ausgebildete Mitarbeiter, die auch motiviert sind.

    Na klar, es gibt auch viele Betriebe, die das schon machen, aber es sind eben einfach noch zu viele, die es so machen wie oben geschrieben.

    Und zum Gehalt, die meisten Lehrlinge wohnen auch noch zuhause oder es gibt entsprechendes Bafög. Ich finde es auch okay, Ausbildung fällt auch in die Zuständigkeit der Eltern und ein Betrieb, wenn er es richtig macht, wird ja auch belastet durch die Ausbildung, weil eben den Auszubildenen immer mal wieder Dinge gezeigt werden müssen, aber auch mal Fehler passieren, die der Betrieb dann ausgleichen muss (und aus denen man dann hoffentlich lernt).

  17. Ich habe als Student tatsächlich zwischendurch an meinem Studium gezweifelt und habe mit dem Gedanken gespielt, ob eine Ausbildung in der Automatisierungselektronik was für mich wäre, weil ich mit Elektronik und Programmierung da schon relativ fit war.
    Das Einkommen, das mich als Azubi erwartet hätte war ein heilsamer Realitätsschock, weil es weit unter meinem 20-Wochenstunden-HiWi-Gehalt lag, mit dem ich gerade so zurecht kam.

  18. Ausbildung erstes Jahr 300€ letztes Jahr 450€. Brutto. Ohne bei Eltern for free zu existieren unmöglich.

  19. Viele ausbildungsstellen existieren einfach nur auf dem papier und es findet in betrieb keine echte Ausbildung statt, sondern man ist einfach nur hilfskraft. Wenn überhaupt. Oftmals ist man einfach der kaffeekocher. Für ein mieses gehalt. Und dann wundert man sich, dass das keiner mehr möchte..

  20. Meine Ausbildungsbetrieb in einer Nussschale

    Stellt Azubi mit dem mindesten von allem ein.
    (Urlaub, Gehalt, etc.)

    Zeigt ihm nichts in der Ausbildung.

    Wundert sich, dass bei Beendigung die Firma verlässt.

  21. Das ist halt ein zweischneidiges Problem. Zum einen ist da natürlich die Ausbilderseite. Oft mieser Lohn, viel Arbeit, schlechte Behandlung. Dann hätte ich auch keinen Bock. Ackern, um sich dann die kleinste Bude der Welt mit 3 anderen Leuten zu teilen und quasi kein Geld über zu haben, top. Das muss sich ändern.

    Aber: Immer öfter sind die Azubis selbst auch nicht gerade ein Träumchen. Klar, niemand ist allwissend auf die Welt gekommen. Eine Lehre ist zum Lernen da. Aber wenn von 5 Leuten 4 keinen kohärenten Satz formen können, korrekte Grammatik eine Wunschvorstellung bleibt und die Aufmerksamkeitsspanne gleich null ist, stimmt auch an dem Ende einiges nicht. Da sind dann längere Texte, die die lesen sollen, schon ein Problem. Nicht die eigentliche Aufgabe, die erst danach kommt. Und daran sind nicht die Azubis selbst Schuld.

    Unser Bildungssystem ist wirklich nicht mehr so richtig… gut. Da läuft viel schief, da wird viel liegen gelassen.
    Es muss sich überall was ändern, aber da das Zeit und Geld erfordert, wird stattdessen lieber die gute alte “die junge Generation ist doof” – Keule geschwungen.

  22. Das ist ein Tipfehler. Das sollte vermutlich heißen: scheitert an ihrer Ausbeutung.

  23. Schwierige Situation, grundsätzlich zahlt der Betrieb für den Azubi drauf, Lohnerhöhung wird schwierig ohne illegale Knebelverträge. Eventuell staatlich gestützter Mindestlohn oder Azubi Prämien: bei Abschluss einfach 10k€ aufs Konto.

    Das alles hilft nicht, wenn der Ausblick und das Image so düster gemalt wird. Die 3,5 Jahre sind auch zu lang mMn… Berufsschulen und deren Lehrplan zum großen Teil am Thema vorbei.

    Druck vom Umland, gerade im Osten, ist auch nicht zermürbend für Gehälter…

  24. Als jemand der sich gerade in einer kaufmännischen Ausbildung befindet liegt verwundert mich das gar nicht.
    Ich wohne in Berlin und mache dort auch die Ausbildung und allein die Lebenserhaltungskosten liegen bei ca 90% meines Einkommens. Es ist halt nahezu unmöglich eine Ausbildung zu machen ohne von der Familie oder dem Staat unterstützt zu werden und das ist ein Trauerspiel tbh.

    Natürlich ist das in Berlin nochmal extremer als im Rest des Landes durch die hohen Lebenskosten, aber soweit ich mich richtig erinnere ist die Quote der Azubis die von aussen Hilfe bekommen über 50% (zumindest in Berlin).

    Das Azubis da sie ja eigentlich nicht “arbeiten” auch nicht den Mindestlohn bekommen verstehe ich zwar aus rein wirtschaftlicher Perspektive, aber wenn wir den Kerngedanken des Mindestlohns (der Wert der mindestens zum alleinigen überleben erreicht werden muss bei einer Vollzeittätigkeit ) auf moralischer und ethischer Ebene betrachten, dann bedeutet das auch dass Azubis nicht das Recht haben alleinstehend zu überleben, und das finde ich geht halt gar nicht. Besonders nicht wenn wir die Zahlen sehen können und Azubis halt auch immer älter werden und immer weniger in der Familie in Kontakt stehen.

  25. Moin,

    Ich finde an dieser Diskussion irgendwie fehlgeleitet, dass immer darauf eingedroschen wird, dass an den Problemen der Ausbildung das Studium schuld sei, dass man keine Auszubildenden findet.

    Aber im nächstem Atemzug dann darüber beschweren, dass Mutti keinen Therapeuten findet, du selbst keinen Arzt, die Kinder keinen Unterricht haben, weil es keine Lehrer gibt. Und das sind nur die auffälligsten Aspekte.

    So langsam müsste es doch jeder verstehen, dass unser Problem nicht ist, wir haben davon zuviele oder zu wenige. Unser Hauptproblem ist – wir haben Zuwenig potentielle Personen, die wir überhaupt qualifizieren können. Wenn ich mittelfristig 5 Mio Arbeitskräfte ersetzen muss, aber nur 4 Mio. qualifizieren kann. Dann fehlen mir halt 1 Mio. Entweder kompensiere ich diese durch technischen Fortschritt oder indem ich sie woanders rekrutiere. Andere Lösungen gibt es eben nicht. Denn der junge Mensch wird die für ihn pragmatischste Lösung wählen, sei es mach ich verdiene dann 1000€ mehr oder oder oder …

  26. Also ich würde sagen, dass ich für meinen Bürojob einen durchaus über alle Maße überdurchschnittlich guten Ausbildungsbetrieb hatte. Obwohl ich halt eben so lowly Büromanagement gelernt hab (was sicherlich bei vielen Betrieben bedeutet hätte Kaaffee zu machen, Einkaufen gehen, Kehren und Putzen und whatever), hab ich bei meiner Ausbildung absolut 100% nur berufsrelevanten Kram gemacht – da gabs auch nix mit “keine Herrenjahre” Schwachsinn, keine Überstunden oder irgendwas, war einfach von der Bahandlung und allem drum und dran ne top Ausbildung.

    Aber leben sollte man da halt trotzdem 3 Jahre lang von knapp 1.000€. Und das geht halt effektiv nur, wenn man noch bei Mom&Dad wohnt oder sich mit 3 Leuten ne WG teilt.

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